Der Schweizer Anlagenbauer Oerlikon stärkt sein Luxusgütergeschäft – mit einem Zukauf eines Reissverschlussherstellers. Oerlikon übernimmt die Traditionsfirma Riri, den Tessiner Hersteller von beschichteten Metall-Accessoires für die Modeindustrie, wie der Konzern am Freitag mitteilte.
Das Unternehmen mit Sitz in Mendrisio habe eine starke Position im italienischen Luxusmarkt und erwirtschafte mit mehr als 1100 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund 170 Millionen Euro, heisst es vonseiten Oerlikon weiter. Mit seinem Angebot an Reissverschlüssen und Knöpfen ergänze Riri das Geschäft von Oerlikon im Bereich der Beschichtung von Modeschmuck aus Metall.
Riri entwickelte Serienproduktion von Reissverschluss
Mit Riri übernimmt Oerlikon ein Stück Schweizer Geschichte. Der Konzern wurde 1924 von Martin Othmar Winterhalter gegründet. Dieser hatte ein Jahr zuvor das US-Patent für ein Verschlusssystem vom Amerikaner Gideon Sundbäck für 100’000 Franken gekauft.
Das System war noch nicht genug ausgereift für eine serielle Herstellung. Winterhalter entwickelte darauf aufbauend die nötigen Maschinen zur Fabrikation. Er nannte seine Reissverschlüsse «ri-ri» – abgeleitet von Rille und Rippe. Damit war der heutige Reissverschluss erfunden.
Die maschinelle Produktion liess der deutsche Unternehmer patentieren – und produzierte dann den ersten serienmässig gefertigten Reissverschluss der Welt. 1948 verfielen schliesslich die Patente. Reissverschlüsse aus Kunststoff kamen auf den Markt und machten Riri Konkurrenz.
Seit 2001 entwickelt Riri immer mehr Hightech-Produkte für den technischen Bekleidungs- und Ausrüstungsmarkt. Aufgrund der Qualität werden Riri-Produkte gerne auch in der Outdoor-, Jeans- und Luxus-Accessoire-Branche verwendet.
Auch Sulzer macht Mode
Mit dem Kauf von Riri will Oerlikon seine Stellung im Modebusiness stärken. «Damit erreichen wir eine marktführende Position und werden zum Komplettanbieter von Metallwaren für Luxusmodemarken», erklärte Oerlikon-Chef Michael Süss. Der Markt wachse jährlich im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Der Abschluss der Transaktion werde für das erste Quartal 2023 erwartet.
Somit expandiert bereits der zweite Schweizer Industriekonzern in die Modebranche. So hat Sulzer 2016 den Kosmetik-Verpackungs-Produzenten Geka gekauft und arbeitet seit 2020 mit dem Moderiesen H&M im Bereich Textilrecycling zusammen.
(Reuters/mth/bsc)