Ein Fall, der zu reden gibt. Die UBS wurde in den letzten zwei Jahren von den Amerikanern – der Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC), der Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) und dem Department of Justice (DoJ) – regelrecht vorgeführt. Der Höhepunkt im Februar 2009: Senat-Hearing, als sich UBS-Banker wie reuige Kriminelle Asche aufs Haupt streuten.

Erstaunlich, wie es dazu kam. Über ein Jahrzehnt war Sullivan & Cromwell (S&C) in New York die Hauskanzlei der UBS. In Rechtsfällen waren die S&C-Anwälte stets zur Stelle. Doch ausgerechnet in der heiklen Phase der Untersuchung wegen Steuerbetrug und Verletzung von SEC- und IRS-Vorschriften wechselte die UBS zur Konkurrenzkanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz (WLRK). Ein aussergewöhnlicher Vorgang, zumal in einem Krisenszenario. Wer verordnete den Wechsel? Peter Kurer, damals oberster UBS-Jurist? Bei der Bank und bei WLRK nimmt niemand Stellung.

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Zuständig bei WLRK waren die Topanwälte John Savarese und Ralph Levene. Das Duo machte sich im Herbst 2007 an die Arbeit. Der Vorwurf der Umgehung von SEC-Vorschriften und der Beihilfe zum Steuerbetrug stand im Raum. Eilfertig belieferten die UBS-Anwälte die Amerikaner mit vertraulichen Kundenakten und Regulativen. Ihre Strategie: volle Kooperation.

Dieser Schmusekurs galt während anderhalb Jahren. Der Fall endete – fürs Erste – mit einem sogenannten Deferred Prosecution Agreement im Februar 2009. Weshalb niemand auf einen früheren Abschluss drängte, ist offen. Der Deal war verheerend: Zahlung von 780 Millionen Dollar, Offenlegung von 250 Kundennamen, 18 Monate absolutes Wohlverhalten.
Dann folgte der Donnerschlag. Die Tinte auf dem Agreement war noch nicht trocken, da ging die SEC vor einem Gericht in Miami mit dem Zweihänder auf die Bank los. Die UBS solle gefälligst die Daten von 52  000 Konten von US-Bürgern herausrücken.

Der Verdacht: Anderthalb Jahre lang haben die Amerikaner fleissig Munition gesammelt. Diese stammte von der UBS selber, vom ehemaligen UBS-Berater Bradley Birkenfeld und wohl von Martin Liechti, Americas-Chef im Private Banking der UBS. Erstaunlicherweise hatten die Anwälte Liechti nicht vor einer Geschäftsreise in die USA gewarnt – prompt wurde er im Frühling 2008 in Miami als «material witness» festgesetzt.

Hardball. Erst jetzt muss es der UBS gedämmert haben. Nun änderten die Anwälte abrupt die Strategie: Nicht mehr Appeasement, sondern Hardball gegen die IRS war nun angesagt. Schliesslich musste der Bund einen verhängnisvollen Deal mit den Vereinigten Staaten aushandeln.

Offenkundig fehlte in Zürich eine klare Verteidigungsstrategie. Als der Konflikt auf dem Radarschirm auftauchte, war Marcel Ospel daran, frisches Kapital in Singapur zu beschaffen. Nach seinem Abgang im April 2008 rutschte Kurer auf den Präsidentenstuhl nach. Damit war der Posten des Chefjuristen faktisch verwaist. Markus Diethelm trat erst im Herbst 2008 Kurers Nachfolger an.

Fazit: Zuerst war die Bankenspitze mit Rettungsaktionen absorbiert, dann gab es ein halbes Jahr faktisch keinen Chefjuristen. Eine grandiose Ausgangslage für die unzimperlichen US-Behörden. Auf der Strecke blieben die Reputation und US-Kunden, die nun der IRS ausgeliefert werden. Bar