In wenigen Wochen wird die UBS eine wichtige Personalrochade bekannt geben. David Solo (40) soll die Leitung der UBS-eigenen Privatbankenholding übernehmen. Das hat die BILANZ von einem hochrangigen Manager der Grossbank erfahren, der ungenannt bleiben möchte.
Solo amtet seit Mai 2004 als CEO von GAM, einer Vermögensverwaltungstochter der UBS für institutionelle Anleger. GAM gehört seit zwei Jahren zur Privatbankengruppe der UBS und stellt für den Chefposten auf Holdingstufe ein geeignetes Sprungbrett dar. Die Wahl ist überraschend: Solo hat in der UBS eine bewegte Karriere hinter sich, aber keine Erfahrung im Private Banking.
UBS-Sprecher Michael Willi will Solos zukünftige Funktion weder bestätigen noch dementieren. Dafür liess sich an der UBS-Halbjahres-Pressekonferenz Konzernchef Peter Wuffli einen bedeutungsschweren Satz zur Zukunft der Privatbankenholding entlocken: Diese sei derzeit das einzige Thema, bei dem noch Raum für Spekulationen übrig bleibe.
Die UBS-Privatbankenholding setzt sich neben GAM aus renommierten und zum Teil alteingesessenen Schweizer Finanzhäusern zusammen, darunter die Tessiner Banco di Lugano und die Genfer Ferrier Lullin. Hinzu kommen die Berner Armand von Ernst, die Basler Ehinger und die Zürcher Cantrade, die sich vor zwei Jahren zusammengeschlossen haben und seither unter dem Namen Ehinger & Armand von Ernst mit Sitz in Zürich gemeinsam auftreten.
Zu den Kunden der UBS-Privatbankenholding zählen fast ausschliesslich «high net worth individuals», Einzelpersonen oder Familien, die über Dutzende oder Hunderte von Millionen Franken Kapital verfügen, Nachkommen grosser Familiengesellschaften sind oder durch eigenes Geschick ihr Vermögen gemacht haben.
Trotz der Zusammenlegung in einer eigenständigen Gruppe stellen die UBS-Privatbanken nach zweieinhalb Jahren immer noch keine schlagkräftige Einheit dar. Die Holding ist organisatorisch UBS-Konzernfinanzchef Clive Standish unterstellt, der sich nicht ins operative Geschäft einmischt. Dass Synergien zwischen den einzelnen Privatbanken genutzt würden – seinerzeit von der UBS als Grund für die Fusion genannt –, ist nicht ersichtlich. Es fehlt an einer starken Führung mit einer Gruppen- statt einer Einzelbank-Optik.
Die Aussage von UBS-CEO Wuffli trifft – ungewollt – ins Schwarze. Die UBS scheint nicht zu wissen, wohin sie mit ihrer Privatbankenholding steuern will. Laut Sprecher Willi sind «alle denkbaren Szenarien» im Gespräch: Ausbau durch Wachsen aus eigener Stärke oder durch Akquisitionen, Börsengang, Verkauf der Holding an eine fremde Bank oder ans Management. Nur eines schliesst Willi aus: Die Privatbankenholding werde nie eine Grösse erreichen, die sie in der Vermögensverwaltung zu einer ernsthaften Konkurrentin des Mutterhauses UBS machen würde. Eine Zwei-Marken-Strategie komme nicht in Frage, schon gar nicht jetzt, da die UBS als «one bank» erfolgreich im Markt positioniert sei.
Antworten auf die vielen ungelösten Fragen erwartet die Konzernführung von einem, der keine Erfahrung im Private Banking, dafür eine stolze Karriere als Feuerlöscher und Mann für alle Fälle innerhalb des Schweizer Bankenkonzerns aufweisen kann. Solo war Partner bei O’Connor, einem Trendsetter von Derivatprodukten, als die Boutique 1992 vom Bankverein übernommen wurde. Es war der wichtigste Schritt von Marcel Ospel für seine spätere Glanzkarriere. Im Unterschied zur Konkurrentin Schweizerische Bankgesellschaft (SBG), deren Chefs sich durch das Outfit der Amerikaner mit Turnschuhen und T-Shirts abschrecken liessen, erkannte der damalige Bankverein-Handelschef das Potenzial von Solo & Co. Ihrem Vorsprung in der Welt der komplexen Spekulations- und Absicherungsinstrumente verdankte es die Basler Grossbank, dass sie in der später erfolgten Fusion mit der Bankgesellschaft im Jahr 1998 die Oberhand gewann.
Die Chancen, dass Solo seine neue Aufgabe meistern wird, sind intakt, auch wenn er kein geborener Vermögensverwalter ist. Erstens bringt Solo mit seinem beruflichen und schulischen Werdegang das nötige Rüstzeug mit: Der Ingenieur doktorierte am berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston zum Thema Optical Communications; bis zur Übernahme des GAM-Steuers tänzelte der Amerikaner sein ganzes Berufsleben lang virtuos auf dem internationalen Parkett des Investment-Banking, wo ihm sein Flair für Zahlen und komplexe Finanzkonstrukte eine steile Karriere bis in die UBS-Konzernleitung ermöglichte. Zweitens reizt es ihn, nochmals eine unternehmerische Herausforderung im Banking anzupacken. Er sei mit Herzblut bei der Sache, sagen Vertraute (siehe BILANZ 6/2005). Nochmals die Seele im sonnigen Kalifornien baumeln zu lassen, wie er das nach seinem kurzen Gastspiel in der UBS-Konzernleitung getan hat, steht für Solo derzeit nicht zur Diskussion. Somit würde auch ein rascher Verkauf der Privatbankenholding schlecht zu Solos neu erwachtem Kampfgeist passen. Mit der Unterstützung des GAM-Präsidenten und Ospel-Freundes Hans de Gier will Solo stattdessen die UBS-Privatbankenholding zu einer Erfolgsgeschichte machen. Alles deutet darauf hin, dass sich der einstige Turnschuhboy mit der bewegten Karriere diesmal auf ein langfristiges Engagement bei der UBS einstellt.