Eigentlich ist Axel Weber derzeit in Chicago im Einsatz. Das Tagungszentrum Gleacher Center im Herzen der Stadt beherbergt einige Hörsäle der Booth School of Business, an welcher der designierte UBS-Präsident seit Anfang September jeden Montag zweimal in Drei-Stunden-Einheiten den Kurs «Central Banking: Theories and Facts» lehrt. Seine Studenten hatte er vorher gewarnt: «Wenn Sie der Vorbereitung nicht genügend Zeit widmen können, sollten Sie diesen Kurs nicht belegen.»

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Weber selbst benötigt nicht viel Zeit zur Vorbereitung – er nutzt die Woche zwischen den Vorlesungen schon mal für Termine in eigener Sache. Als sich der UBS-Verwaltungsrat in den Tagen nach dem Zwei-Milliarden-Verlust in Singapur traf, setzte sich Weber nach seinem Uniauftritt ins Flugzeug und flog über die Datumsgrenze 15 000 Kilometer in den Stadtstaat am Äquator. Zwar hatte er noch kein offizielles UBS-Mandat, doch dabei sein wollte er trotzdem bei dem Krisentreffen. In Einzelgesprächen beriet er sich mit Noch-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger und anderen Mitgliedern des Kontrollgremiums. Sein Votum nach dem abrupten Abgang des Konzernchefs Oswald Grübel: Bloss keinen endgültigen CEO bestimmen.

Dann ging es zurück nach Washington – Flugzeit: 20 Stunden –, wo die Jahrestagung des IWF nicht ohne ihn stattfinden durfte. «Dazu sage ich nichts», beschied Weber den Journalisten schmallippig, die ihn auf die Chefsuche bei der UBS ansprachen. Gegenüber hochrangigen Gesprächspartnern, so vermeldete das «Handelsblatt», liess er aber schon durchblicken: Hugo Bänziger, Generalstabsoffizier der Schweizer Armee und oberster Risikoaufseher der Deutschen Bank, sei ein sehr ernsthafter Kandidat für den UBS-Chefposten. Er kenne und schätze ihn; da spielte es auch keine Rolle, dass Bänziger sich wie die gesamte Konzernleitung der Deutschen Bank gegen Axel Weber als ihren neuen Chef gestellt hatte (und wenige Tage später prompt verkündete, er habe keine Absicht, die Deutsche Bank zu verlassen).Webers Botschaft lautete vor allem: Den neuen Chef bestimme ich.

Am Montag warteten in Chicago dann wieder seine Studenten. Ihnen hatte er aufgetragen, täglich das «Wall Street Journal» oder die «Financial Times» zu lesen, denn das Seminar werde «sehr stark aktuelle Ereignisse behandeln». In beiden Finanzblättern konnten seine Schüler erfahren, wie mehrere Stimmen forderten, dass ihr Dozent früher als bisher geplant – Vizepräsidium 2012, Villiger-Nachfolge 2013 – sein neues Amt antreten solle. Doch für eine vorzeitige Wahl Webers wäre eine ausserordentliche Generalversammlung nötig. Aus der UBS heisst es, dass vor allem Weber selbst auf einen früheren Start dränge und derartige Berichte wohlwollend begleite. «Ich bleibe wie vereinbart bis 2013», hält Noch-Präsident Villiger trotzig dagegen.

Das Gerangel passt ins Bild, das die grösste Schweizer Bank in diesen Tagen abgibt. Der Präsident Villiger will nicht vorzeitig weichen. Sein designierter Nachfolger Axel Weber mischt sich ohne Amt heftig ein. Der CEO Sergio Ermotti ist nur interimistisch bestellt und muss sich in seiner ersten Arbeitswoche mit unappetitlichen Privatmandaten in Panama herumschlagen. Der InvestmentBanking-Chef Carsten Kengeter steht vor der Ablösung. Und darüber wacht ein zersplitterter und überforderter Verwaltungsrat, der mit seiner Interimslösung Ermotti das Führungsvakuum an der Spitze befeuert – und das ausgerechnet in einer Zeit, in der die Investoren klare Führung und harte Schnitte erwarten. Nach dem Abgang des «sturmerprobten Kapitäns» (Villiger über Grübel) und zwei erfolgreichen Jahren bietet die UBS wieder das Bild eines Tollhauses.

Herr des Handelns bleiben. Noch ist sogar umstritten, ob Grübel wirklich freiwillig gegangen ist. Seit die «Financial Times» von einem Machtkampf zwischen Villiger und Grübel berichtete und Grübel die Auswechslung von Teilen des Verwaltungsrats gefordert haben soll, haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur. Schon vorher wollten «Tages-Anzeiger» und «SonntagsZeitung» wissen, dass Grübel zu bleiben beabsichtigte, aber vom Verwaltungsrat im Stich gelassen worden sei.

Die Wirklichkeit ist banaler. Der 67-Jährige hatte Villiger bereits am Sonntag, dem 18. September, vier Tage nach Bekanntwerden des Zwei-Milliarden-Verlusts, über seinen Rücktritt informiert. Die UBS verschickte an diesem Nachmittag eine Pressemitteilung, in der sie die genaue Höhe des Verlusts auf 2,3 Milliarden Dollar bezifferte, und ein sichtlich mitgenommener Grübel stellte anschliessend in der «Tagesschau» fest, dass er allein die Verantwortung trage.

Zu diesem Zeitpunkt wusste Villiger also bereits, dass er den Mann, mit dem er im Februar 2009 die Sanierung der leckgeschlagenen UBS in Angriff genommen hatte, verlieren würde. Denn dass er Grübel noch würde umstimmen können, war praktisch aussichtslos. Der Bankchef hatte sich während seiner gesamten Karriere durch grosse Konsequenz ausgezeichnet.

Zu gross war für ihn die Schande des Milliardenverlusts, zu klar war ihm, dass es jetzt ein Köpferollen ganz oben brauchte, um das Vertrauen wieder herzustellen. Wäre er geblieben, hätte er zudem seine offenen Aussagen zum Finanzplatz und zur Regulierung, die ihn so wohltuend von anderen Bankenvertretern abhoben, nicht mehr glaubwürdig vertreten können. Um seine bis dahin glänzende Reputation zu retten, musste er seine CEO-Position liquidieren, das wusste er als Händler nur zu gut. Nur so konnte er Herr des Geschehens bleiben und war nicht abhängig vom Verwaltungsrat.

Frustrationen im Verwaltungsrat. Denn auf dessen volle Unterstützung konnte Grübel nicht mehr bauen. Dazu war das Verhältnis zwischen dem Kontrollgremium und dem erfolgreichen CEO zu stark abgekühlt. Zwar stellte niemand Grübel offen in Frage, dafür war sein Leistungsausweis zu beeindruckend. Doch mit zunehmendem Erfolg stiegen auch die Begehrlichkeiten im elfköpfigen Gremium. Zu oft hatte der eingefleischte Banker dem Verwaltungsrat zu verstehen gegeben, dass er dessen Fachkompetenz für überschaubar hielt. In der Konzernleitung war es ein offenes Geheimnis, dass Grübel seine Aufseher für eine wenig kompetente Ansammlung von Managern hielt, die es nirgends ganz nach oben geschafft hatten und jetzt ihre lukrativen Mandate verwalteten. Das Gesamtpaket liegt bei mehr als 700 000 Franken pro Mitglied.

Ambitiöses Trio. Dabei war Villiger das geringste Problem. Er sieht sich mehr als Moderator und liess sich in Fachfragen praktisch immer von Grübel überzeugen. Doch fast alle anderen Mitglieder des atomisierten Gremiums, das in den Krisenjahren fast vollständig erneuert worden war – aus der Ära Ospel ist nur noch der frühere BMW-Chef Helmut Panke dabei –, erlebten seit der geglückten Sanierung Frustrationen mit Grübel. Das galt insbesondere für die drei starken Männer: Vizepräsident Michel Demaré, Lead Director David Sidwell und den einstigen Hedge-Fund-Star Rainer-Marc Frey.

Der Belgier Demaré etwa war 2008 ein halbes Jahr Interimschef von ABB und verlegte seine Ambitionen in den UBS-Verwaltungsrat, nachdem er bei ABB nicht hatte Chef werden können. Villiger kürte ihn im April letzten Jahres zum Vizepräsidenten, doch das reichte ihm nicht: Er wollte unbedingt selbst Präsident werden. Dass Grübel Villiger half, Weber an ihm vorbeizuinstallieren, hat der 55-Jährige nicht vergessen.

Mächtigste Person im Verwaltungsrat ist aber der britisch-amerikanische Doppelbürger David Sidwell, von 2004 bis 2007 Finanzchef des Wall-Street-Hauses Morgan Stanley und damit einziges VR-Mitglied mit nennenswerter Investment-Banking-Erfahrung. Er wurde nach dem Subprime-Debakel 2008 in den Verwaltungsrat berufen. Villiger machte ihn nach dem Abgang von Fiat-Chef Sergio Marchionne zum sogenannten Lead Director und gab ihm so eine herausragende Stellung. Sidwell untersucht als Chef des Risikoausschusses das Londoner Debakel. Das Riesenloch lässt auch ihn schlecht aussehen: «Der Risikoausschuss erhält alle relevanten Informationen aus der Konzernleitung», heisst es auf der UBS-Webseite. Offensichtlich hat er sie nicht genutzt.

Sidwells falsche Prognosen. Es kam immer wieder zu Reibereien zwischen Grübel und Sidwell, der schon mal am CEO vorbei direkt mit der Finma konferierte. In der rauen Welt der Investment Banker genoss der 59-Jährige jedoch bestenfalls einen durchzogenen Ruf. Sidwell gab im Mai 2007, zwei Monate vor Ausbruch der Subprime-Krise, überraschend seinen Rücktritt als Morgan-Stanley-Finanzchef bekannt, nachdem er kurz vorher durch höchst optimistische Präsentationen aufgefallen war: Der Vorsteuergewinn von 2005 sollte bis 2010 verdoppelt, neue Opportunitäten sollten aggressiv verfolgt werden, dabei aber hätte das Risiko-Management strikt nach der «Doctrine of No Surprises» zu funktionieren.

Die Subprime-Krise überraschte dann aber auch Morgan Stanley, allein für die beiden Quartale nach Sidwells Rücktritt musste die Investmentbank 9,4 Milliarden Dollar abschreiben. Sidwells Ausscheiden aus der Firma wurde zwei Monate vorgezogen und mit einer Abfindung von 14,6 Millionen Dollar versüsst. Er landete bei der UBS. Der Mann, der bei Morgan Stanley die Subprime-Krise nicht hatte kommen sehen, sollte bei der UBS dafür sorgen, dass sie sich nicht wiederholte.

Der dritte mächtige Grübel-Gegenspieler war Rainer-Marc Frey, ebenfalls Mitglied des Risikoausschusses. Seit sich der Investor aus dem Hedge-Fund-Geschäft zurückgezogen hat, kümmert er sich intensiv um sein UBS-Mandat. Er geriet schon mal mit Grübel aneinander. Frey hatte zudem einen Vertrauten in der Pipeline: Er hatte in jungen Jahren mit Sergio Ermotti bei Merrill Lynch in Zürich gearbeitet.

Gefragt: Schweizer P ass. So war es wenig erstaunlich, dass die Verwaltungsräte nicht wirklich um Grübel buhlten, nachdem dieser ihnen an der Sitzung in Singapur seinen Rücktritt erklärt hatte. Die Aufseher waren vor allem verstört, dass sie jetzt unter Hochdruck einen Nachfolger bestimmen mussten, und baten Grübel, doch noch mindestens sechs Monate zu bleiben. Doch dazu war er nicht mehr bereit. Es musste also schnell ein Nachfolger her. Da Axel Weber, der designierte Präsident, kein Schweizer ist, sollte es jetzt ein Einheimischer sein. Das sprach gegen den bisherigen Grübel-Vize Ulrich Körner, der zwar deutsch-schweizerischer Doppelbürger ist, aber intern als Deutscher wahrgenommen wird. Schweiz-Chef Lukas Gähwiler galt als zu unerfahren, Wealth-Management-Chef Jürg Zeltner als zu wenig vertraut mit dem Investment Banking und zu wichtig bei der Pflege des Kronjuwels.

Also blieb nur der Tessiner Ermotti, Sohn einer italienischen Mutter und eines Schweizer Vaters, der erst seit sechs Monaten bei der Bank ist, aber eine beeindruckende Karriere im Investment Banking hinter sich hat. Zu mehr als einer Interims-Ernennung konnte sich das zaudernde Gremium jedoch nicht durchringen. Das entsprach ganz der Linie des designierten Präsidenten Weber, der ja eigens nach Singapur geflogen war und seinen zukünftigen Untergebenen klarmachte, dass er sich die wichtigste Entscheidung seiner Amtszeit nicht aufdrängen lassen wollte.

Für Ermotti war es eine Genugtuung, dass dieses Mal seine Nationalität ein Pluspunkt war. Das italienische Trauma war noch zu frisch. Schon ein Jahr zuvor wähnte er sich kurz davor, zum Chef einer Grossbank aufzusteigen, doch dann endete die Angelegenheit tragisch –weil er den falschen Pass hatte. Er war einer von drei Stellvertretern von Alessandro Profumo, der mit UniCredit die erste paneuropäische Grossbank mit 160 000 Mitarbeitern und starken Standbeinen in Deutschland, Österreich und Osteuropa aufgebaut hatte. Doch dann schlug die Provinz zurück. Die italienischen Sparkassen, die zwar nur 13 Prozent des Kapitals, aber ein Drittel der Verwaltungsräte stellten, empfanden Profumo als zu selbstherrlich und servierten ihn letzten Sommer ab.

Ermotti wollte unbedingt sein Nachfolger werden. Doch ein Nicht-Italiener auf diesem Posten war für die tonangebende Sparkassenfraktion ausgeschlossen. Dass Ermotti zusätzlich das Investment Banking leitete – das allerdings zum Grossteil aus dem klassischen Kreditgeschäft bestand –, verstärkte die Aversion. Neuer Chef wurde also ein gewisser Federico Ghizzoni. Notfalls hätte sich Ermotti damit abgefunden, wenn er seine alte Position hätte behalten können. Doch selbst die wollte man ihm nicht lassen. Zum alleinigen Stellvertreter wurde sein langjähriger Nebenbuhler Roberto Nicastro gekürt. Ermotti sollte zum normalen Mitglied der achtköpfigen Konzernleitung heruntergestuft werden. «Ermotti wurde richtig aus Italien weggemobbt», betont ein langjähriger Weggefährte.

Karrierebrüche. Doch noch am gleichen Oktobertag 2010, als UniCredit Ermottis Abgang bekanntgab, erhielt der Tessiner einen Anruf von Grübel. Der kannte Ermotti bis dahin nicht persönlich, war allerdings beeindruckt vom BILANZ-Interview, das der Tessiner im Februar 2010 gegeben hatte. Dort empfahl er UBS- statt CS-Aktien und wählte klare Worte: «Dieses Modell ist tot», sagte er etwa zur Steuerhinterziehungsstrategie der Schweizer Banken. Vor allem: Kein Schweizer hatte es in einem Wall-Street-Haus je so weit gebracht wie Ermotti. 17 Jahre hatte er bei Merrill Lynch gearbeitet, eingestellt hatte ihn Mitte der achtziger Jahre der damalige Merrill-Lynch-Schweiz-Chef Marcel Ospel, dessen Job er dann übernahm. Am Schluss leitete er von London das gesamte Aktiengeschäft ausserhalb der USA und war Mitglied der Konzernleitung. Dann fiel er 2004 der Säuberungswelle des autokratischen Herrschers Stan O’Neal, intern Stan bin Laden genannt, zum Opfer und musste gehen.

Beide Karrierebrüche – Merrill Lynch und UniCredit – lassen ihn jetzt mit Vorsicht an die neue Aufgabe gehen. Sein Vorgänger hätte wohl kaum eine Interimsberufung angenommen. Doch Ermotti, mit 51 Jahren im besten Bankeralter, will seine Chance nutzen.

Ein wichtiges Signal wird sein Umgang mit Investment-Banking-Chef Carsten Kengeter sein. So paradox es klingt: Kengeter, der vor dem Debakel einen sehr guten Ruf genoss, hat bei der Abwicklung der Verlustpositionen so professionell gehandelt, dass er intern sogar weiteren Respekt gewonnen hat. Der Mann, der in den dunklen Tagen nach der Lehman-Pleite von Goldman Sachs zu UBS wechselte und einen Grossteil der toxischen Wertpapiere entschärft hatte, galt bis anhin auch bei Grübel als erster Anwärter auf die Nachfolge. Ermotti konnte sich in den ersten sechs Monaten auf dem undankbaren Posten des Europa-Chefs kaum profilieren.

Doch auch wenn Kengeter einer der besten Banker seiner Generation ist – ein Zwei-Milliarden-Verlust lässt sich nicht entschuldigen. Um ein Zeichen zu setzen, wird Ermotti auf Kengeters Abgang drängen, auch wenn Villiger bislang noch betont: «Es gibt keinen Grund, an der Zukunft von Carsten Kengeter zu zweifeln.» Die bevorstehende Veröffentlichung des Berichts zum Londoner Handelsverlust wäre ein möglicher Zeitpunkt für die Bekanntgabe des Abgangs, der Investorentag am 17. November ein anderer. Ermotti könnte dann den Posten des Investment-Banking-Chefs mit einem Vertrauten besetzen, etwa dem früheren Merrill-Lynch-Schweiz-Chef Christian De Prati.

Mit dem Abgang von Kengeter wäre der einzige Kandidat, der ihm fachlich ebenbürtig wäre, nicht mehr an Bord. Dadurch wäre die Interims-Nominierung für die Mitarbeiter und Investoren noch haltloser. Gewiss, dass Ermotti seine persönlichen Mandate nicht beim Eintritt in die UBS sofort niederlegte, war ein Fehler. Doch auch hier macht der zu nachsichtige Verwaltungsrat keine gute Figur. Dass dieser mit der Verpflichtung von Egon Zehnder den Suchprozess an die Öffentlichkeit trug und Ermotti der Demütgung aussetzt, beinahe täglich über potenzielle Nachfolger zu lesen, wirkt ebenfalls wenig vertrauensbildend.

Umbau als Aufgabe. Fakt ist: Einen besseren Kandidaten mit Schweiz-Bezug als Ermotti wird der Verwaltungsrat nicht finden. Da ein Abspalten des Investment Banking kein Thema ist, muss der neue Chef die Bank jetzt auf ihre Stärken trimmen: Aktien und Devisen. In beiden Bereichen kennt sich Ermotti durch seine Zeit bei Merrill Lynch bestens aus. Dort hat er nach seinem Abgang auch gesehen, wie ein zu aggressiver Aufbau des Zinsgeschäfts ins Verderben führt. Jetzt wird er bei der UBS dieses Geschäft drastisch reduzieren müssen. Aus seiner Zeit bei UniCredit weiss er zudem, wie ein Investment Banking auszusehen hat, das im Dienst des Kunden steht. Und selbst Private-Banking-Erfahrung bringt er mit – dieser Bereich war ihm auch unterstellt.

Ob es noch Spass mache, Banker zu sein, fragte BILANZ Ermotti vor eineinhalb Jahren. «Nur wenn Sie Masochist sind», antwortete er. Jetzt sind eher seine sadistischen Fähigkeiten gefragt. Gerade im Investment Banking gilt die eiserne Regel für neue Chefs: Begehe die Grausamkeiten in den ersten hundert Tagen. Doch dazu braucht er einen Verwaltungsrat, der sich voll zu ihm bekennt.