Die grösste Schweizer Bank soll einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge die Abspaltung des Investment Bankings planen. Das Geschäft solle dann in London, Singapur oder New York als separates Unternehmen geführt werden, schreibt die Finanzzeitung unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen.

Die Verlegung des Konzernsitzes ins Ausland werde den Informanten zufolge indes als wenig wahrscheinlich eingestuft. Eine Sprecherin der UBS bezeichnete den Bericht gegenüber der Nachrichtenagentur AWP als Spekulation und Spekulationen kommentiere die Bank nicht. Die Agentur Reuters zitierte eine UBS-Sprecher, der ebenfalls von  Spekulationen sprach. "Wir stehen voll hinter dem integrierten Geschäftsmodell und allen unseren Schlüsselgeschäften einschließlich der Investment Bank", so der Sprecher.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die UBS reagiert gemäss der Zeitung auf den Druck der Schweizer Finanzaufsicht (Finma), die das Institut dazu dränge, ausserhalb der Schweiz eine neue, finanziell unabhängige Einheit aufzubauen, in der das Investmentbanking untergebracht werden soll.

Diese Geschäftssparte war für die hohen Verluste verantwortlich, die die Schweizer Grossbank während der letzten Finanzkrise nahe an den Abgrund führten. Die Schweizer Behörden mussten darauf die Bank mit Staatsmitteln retten.

Schutz vor Verlusten aus Investment Banking

Um die Schweiz vor einem Fall ähnlichen Ausmasses zu schützen, will der Bundesrat für systemrelevante Banken wie die UBS und die Credit Suisse neue Eigenmittelanforderungen vorschreiben. Ziel ist es dabei, den bisherig impliziten Staatsschutz von systemrelevanten Institutionen abzulösen. Über dieses neue Bankengesetzt findet derzeit eine Debatte in den Eidgenössischen Räten statt.

Die UBS-Verantwortlichen, die in verschiedenen Stellungnahmen die Höhe der geforderten Eigenmittel im Vergleich zu ausländischen Instituten zur Diskussion stellten, würden laut WSJ nun alle Optionen prüfen, wie sie den neuen Herausforderungen begegnen sollen.

Dazu gehöre auch die Verlegung des Investmentbanking ins Ausland. Dem Bericht zufolge erwäge die UBS dabei London, New York oder Singapur als neuen Standort, wo das Geschäft von den lokalen Regulierungsbehörden überwacht würde. Die Investment Bank ist derzeit vor allem in den USA, Grossbritannien und Asien tätig.

Dahinter steckt die Idee, dass das Mutterhaus künftig nicht mehr für Verluste haften würde, falls die Investment Bank wieder in Schwierigkeiten geraten sollte. Von Experten werde indes bezweifelt, ob dieses Vorgehen bei neuen Problemen auch tatsächlich greifen würde, so die Zeitung weiter.

Kein Umzug ins Ausland

Deshalb hätten Verantwortliche der Bank darüber nachgedacht, gleich den ganzen Konzernsitz ins Ausland zu verlegen, heisst es im Artikel weiter. Gemäss der Personen, auf die sich das WSJ beruft, sei ein solcher Schritt indes wenig wahrscheinlich.

Die UBS-Geschäftsleitung hatte jüngst in verschiedenen Stellungnahmen - zuletzt an der Generalversammlung Ende April - darauf hingewiesen, dass aufgrund der neuen Vorschriften einige Geschäfte in der Schweiz nicht rentabel betrieben und daher ins Ausland verlegt werden könnten.

Die UBS drohe dabei nicht mit Wegzug, und der Standort Schweiz sei ihr "der liebste", sagte Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger vor den Aktionären. Aber man könne nicht Kredite verteuern und viele Geschäfte unrentabel machen, ohne dass man dies irgendwo spüre.

(cms/laf/awp)