Die UBS steht bei der geplanten Übernahme des angeschlagenen Rivalen Credit Suisse kurz vor dem Ziel. Die UBS erwartet den Vollzug der weltweit bedeutendsten Bankenübernahme seit der Finanzkrise am 12. Juni 2023, wie das Institut am Montag mitteilte.

Zu diesem Zeitpunkt werde die Credit Suisse Group AG in der UBS Group AG aufgehen. UBS Group AG übernimmt sämtliche Vermögenswerte und Verbindlichkeiten der Credit Suisse Group AG. Im Gegenzug erhalten die die Aktionäre der Credit Suisse wie bereits angekündigt eine UBS-Aktie pro 22,48 ausstehendem Titel.

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Quartalergebnis vor Verschiebung

Der Vollzug stehe unter dem Vorbehalt, dass die amerikanische Wertpapieraufsicht SEC die Registrierungserklärung für die auszugebenden Aktien für wirksam erkläre und die UBS die übrigen Vollzugsbedingungen als erfüllt ansehe oder auf deren Einhaltung verzichtet. Bei Vollzug der Transaktion würden die Aktien der Credit Suisse und die American Depositary Shares (ADS) von der Schweizer Börse (SIX) und der New York Stock Exchange (NYSE) genommen.

Unklar scheint dagegen, ob die UBS wie angekündigt am 25. Juli ihre Quartalszahlen vorlegt. Banken-Kreise bestätigen eine Meldung der «Financial Times», dass die UBS erwägt, die Publikation ihres Ergebnisses auf Ende August zu verschieben.

Als Grund wird die Komplexität der Zusammenführung der Rechnungslegung beider Grossbanken genannt. Die UBS bilanziert nach IFRS, die Credit Suisse nach dem Standard US-Gaap. Gerade bei der Verbuchung von Derivate-Positionen gibt es Unterschiede in den Bilanzierungswerken.

Verhandlungen mit Bund kurz vor Abschluss

Anders als in der «FT» dargestellt, haben die Überlegungen zur Verschiebung der Quartalspublikation aber nichts mit dem politischen Widerstand gegen die CS-Übernahme zu tun, betonen Banken-Kreise. Derzeit überbieten sich die Parteien mit Vorschlägen, wie die grössere UBS gebändigt werden könnte, damit der Staat nicht für Verluste haften muss. 

Die Verhandlungen mit dem Bund über eine Verlustgarantie des Staates für die UBS über 9 Milliarden Franken stünden kurz vor dem Abschluss, heisst es. Im Zuge der Blitzübernahme hatte der Bund der UBS eine Garantie gegeben, dass der Staat der Bank Verluste aus der Abwicklung eines Wertpapierportfolio der CS von bis zu 9 Milliarden Franken abnimmt, nachdem die UBS die ersten 5 Milliarden Verluste getragen hat. Über die Details dieser Garantie müssen Bund und die UBS noch einen finalen Vertrag abschliessen.   

Mit dem Deal entsteht ein Riese mit verwaltetem Vermögen von über fünf Billionen Dollar und mehr als 120'000 Mitarbeitern. Dabei dürfte es allerdings nicht bleiben. Experten rechnen damit, dass die UBS Tausende von Stellen streicht, um Doppelspurigkeiten abzubauen und zu sparen.

Verlust von 7,3 Milliarden Franken

Die Credit Suisse häufte 2022 einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken an, unter anderem weil die Erträge deutlich hinter den Kosten zurückblieben. Eine Reihe von Fehlschlägen und Skandalen liess zudem das Vertrauen der Kunden in den 167 Jahre alten Konzern erodieren. Um einen Bankensturm zu beenden, orchestrierte die Schweizer Regierung im März eine Notübernahme durch die UBS.

Der Kaufpreis von drei Milliarden Franken lag dabei deutlich unter dem Buchwert des Instituts. Seitdem hat sich die Schweizer Nummer eins bei Aufsichtsbehörden rund um den Globus um Bewilligungen für die Übernahme bemüht.

15 Jahre nach der UBS musste der Bund erneut einspringen

Zur Absicherung der Transaktion haben die Schweizerische Nationalbank und die Regierung über 200 Milliarden Franken an Liquiditätshilfen und Garantien bereitgestellt. Viele Politiker sind verärgert, dass nach der UBS während der Finanzkrise der Staat nur 15 Jahre später erneut einspringen musste, um auch die zweite Grossbank vor dem Kollaps zu bewahren.

Dazu kommen Befürchtungen, dass eine Rettung der neuen UBS, die über eine rund doppelt so grosse Bilanz verfügt wird wie die jährliche Schweizer Wirtschaftsleistung, die Kräfte des Landes übersteigen könnte.

Angst vor grossem Stellenverlust

Schweizer Politiker haben zudem kritisiert, dass der Wettbewerb in Teilen des Heimmarktes mit dem Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse leiden und viele Stellen dauerhaft verloren gehen könnten. Lindernd würde hier eine Abspaltung des Credit-Suisse-Geschäfts im Heimmarkt wirken. UBS-Konzernchef Sergio Ermotti will einen solchen Schritt prüfen und bis zum Ende des Sommers eine Entscheidung fällen. 

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(reuters/gku/ali)

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