Die in der Schweiz ansässige Uefa arbeitet mit Centricus an einem Plan zur Finanzierung eines neu gestalteten Uefa-Champions-League-Turniers, sagen Insider gegenüber «Bloomberg.»
Centricus ist in der Schweiz kein unbeschriebenes Blatt: Schliesslich haben die Londoner Assetmanager auch Pläne geäussert, in den FC Basel zu investieren. Nun seien also auch Verhandlungen mit der Uefa im Gange. Centricus und die Uefa wollten die Vorgänge nicht kommentieren.
Kampf mit den Top-Klubs
Die Uefa bereitet sich auf den Kampf mit einer neuen Super League vor, die den grössten Umbruch im europäischen Fussball seit den 1950er Jahren markieren könnte. Sie gefährdet die jahrzehntelange Herrschaft der Champions League als wichtigster Vereinswettbewerb der Welt.
Eine Gruppe der reichsten Fussballclubs, darunter Manchester United und Real Madrid, kündigte in einer Erklärung Pläne für die ab August startende Liga an. Sechs Vereine aus England, drei aus Italien und drei aus Spanien haben sich bisher angemeldet und würden als Alternative zum Uefa-Turnier unter der Woche gegeneinander spielen. Zusätzlich zu den 15 festen Teams werden sich jedes Jahr fünf weitere für die Super League qualifizieren.
Der 4-Milliarden-Euro-Plan, der von JPMorgan Chase. finanziert wird, hat bereits heftige Kritik von heimischen Ligen und Politikern geerntet. Die Uefa hat erklärt, dass sie die Spieler der Super League aus den Nationalmannschaften verbannen könnte, die an den nationalen Euro- und Weltmeisterschafts-Wettbewerben teilnehmen.
Centricus im Fussball engagiert
Centricus befinde sich seit einigen Monaten in Gesprächen mit der Uefa über eine Finanzierung, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Die Investmentfirma hatte ein ursprüngliches Paket von etwa 4,2 Milliarden Euro diskutiert, das nach dem Vorschlag der rivalisierenden Super League auf 6 Milliarden Euro erhöht wurde, sagte die Person.
Centricus, das laut seiner Website ein Vermögen von etwa 30 Milliarden Dollar verwaltet, hat seine Präsenz bei Fussballgeschäften erhöht. Es war Teil eines Konsortiums neben Softbank und Fifa, um eine Reihe von neuen Fussballturnieren zu starten. Und eben auch in den FC Basel zu investieren.
Die Firma wurde 2016 von Nizar Al-Bassam, einem ehemaligen Investmentbanker bei der Deutschen Bank, und dem ehemaligen Goldman Sachs Partner Dalinc Ariburnu gegründet. Centricus beriet Softbank bei der Gründung seines 100-Milliarden-Dollar-Vision-Fonds und arbeitete auch an der 3,3-Milliarden-Dollar-Übernahme der Fortress Investment Group.
Kein Verlust von Fernseheinnahmen
Befürworter argumentieren, dass die Super League einen spannenderen Wettbewerb schaffen würde, weil die Top-Teams des Fussballs öfter gegeneinander spielen würden.
Ausserdem wäre die Super League für sie lukrativ, da die permanente Mitgliedschaft die Unsicherheit der Champions League beseitigt, für die sich die Teams jährlich qualifizieren müssen, um nicht den Verlust von Fernseh- und Sponsoreneinnahmen zu riskieren.
Der britische Assetmanager Centricus will sich am FC Basel beteiligen. Doch im Fussballverein tobt ein erbitterter Machtkampf.
Der Wettbewerb schmälert aber die Chance, dass auch kleinere Clubs eine Trophäe gewinnen können. Das hat Fan-Gruppen und ehemalige Spieler verärgert. Diese argumentieren, dass die neue Liga die Geschichte und Kultur des Klubspiels mit Füssen trete.
Selbst wenn der Plan der Super League noch gestoppt würde, stellt er eine mächtige Drohung dar, die den Vereinen helfen könnte, mehr Zugeständnisse von der Uefa zu bekommen.
Die Pläne der Uefa, die Champions League von 32 auf 36 Teams zu erweitern und die Anzahl der Spiele zu erhöhen, haben ebenfalls einige Teams verärgert. Sie beschwere sich, dass die Saison bereits zu viele Spiele habe.
Zwölf Fussballclubs planen eine eigene «Super League». Mit dabei: Real, Barça, Liverpool, Juve, Milan. Es hagelt Kritik von allen Seiten.
(bloomberg/tdr)