Die in den Sparten Binnenschifffahrt, Umschlag, Lagerei, Verpackung und Logistik aktive Basler Ultra-Brag AG intensiviert ihr Engagement im Bionahrungsgeschäft. «Der Markt erfreut sich massiver Zuwächse. Werfen Sie nur mal einen Blick in die Lebensmittelläden: Bio ist en vogue», konstatiert Chief Executive Officer Beat Heydrich. Von diesem Trend will seine Firma profitieren. Dazu bietet ihr der Basel-städtische Hafen St. Johann, den sie Anfang vergangenen Jahres durch Erwerb der Silag Rheinterminal AG, einer Tochter der Coop-Handelskette, übernommen hatte, ideale Infrastrukturen: Das 12000-m2-Areal verfügt neben Wasser- auch über Schienen- und Strassenanschluss, Umschlaggeräte, Lagerhäuser, Silos und einen Büroblock.
Silag war, wie ihre Nachfolgerin, auf den Gebieten Rheintransport, Umschlag und Lagerei tätig gewesen. Den benachbarten 8000-m2-Bulkterminal hatte Ultra-Brag schon zuvor belegt. Mit Ausnahme eines (von ihr bewirtschafteten) Silos der Coop-Tochter Swissmill kontrolliert «das regional letzte in Schweizer Hand verbliebene Unternehmen der Branche» (Heydrich) den 20000-m2-Gesamthafen St. Johann.
Durch den Deal erschloss sich die auf Basisindustrieprodukte (Maschinen, Stahl, Papier, Baustoffe, konventionelle Getreide- und Futtermittel) fokussierte Ultra-Brag gleichsam über Nacht das Bioagrarspektrum. «Zwar hatten auch wir Transporte mit Bioprodukten abgewickelt, allerdings nur sporadisch und in moderatem Umfang», rekapituliert Heydrich. Inzwischen hat sich das aber grundlegend geändert. Nach der Übernahme nebst Investitionen von 1 Mio Fr. in eine im angrenzenden Bulkterminal hermetisch vom Biokomplex abgeschottete Misch- und Absackanlage für Düngemittel befindet sich Ultra-Brag nun in der Konsolidierungsphase. «Sobald der dicke Brocken verdaut ist, werden wir bis zu einer weiteren Million Franken in den Ausbau der Lagerkapazitäten und Kohlendioxidbegasung von Bioprodukten stecken», so der massgeblich am Unternehmen beteiligte 53-Jährige.
Das Biogeschäft stellt extrem hohe Ansprüche
Das Spezialgeschäft stellt hohe Ansprüche vom Anbau bis zum Einzelhandel. So dürfen Bio- nicht durch herkömmliche Lebensmittel «kontaminiert» werden. Darüber wacht Bio Suisse, der Dachverband von 6500 Schweizer und 44 Liechtensteiner Biobauern. Diese Landwirte sowie 600 Biorohstoffe verarbeitende eidgenössische Lizenzbetriebe können sich mit dem Bio-Suisse-Aufkleber, der Knospe, schmücken. Ausländische Rohstofflieferanten unterliegen den gleichen Qualitätskriterien.
Heydrichs prall mit Instruktionen gefüllter, «Knospe-Urkunde 2004» beschrifteter grüner Order attestiert den enormen, vom jährlich wiederkehrenden Prüfungs- und Zertifizierungsprozedere verursachten Aufwand. «Für jeden Rohstoff, mit dem wir es zu tun haben, ist eine separate Knospe-Urkunde fällig», betont er. Das läppert sich zusammen, denn Ultra-Brags Biopalette umfasst inzwischen Rohkaffee, Zucker, Ölsaaten/-früchte, Getreide, Kakao, Hülsenfrüchte, Nüsse und Reis. Zur hygienischen gesellt sich die logistische Herausforderung. Bioware hat einen relativ hohen Wert. Sie bedingt penible Behandlung und Überwachung entlang der ganzen Transportkette.
Diese startet für Ultra-Brag in einem der ARA-Häfen (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) mit dem Transfer der containerisierten Produkte vom See- ins Binnenschiff für die Fahrt nach Basel. In St. Johann erfolgt die Entladung, Einlagerung und Schädlingsbekämpfung. Die Käferabtötung per Kohlendioxid ist technisch aufwendiger als konventionelle Verfahren. Für den Nachlauf zu den Getreidemühlen nutzt Ultra-Brag die Bahn; Genossenschaften werden per Lastwagen beliefert «unter scharfer Beobachtung durch unsere und von Bio Suisse beauftragte Bio-Inspecta-Leute», versichert Heydrich. Hauptkunde mit einem Mengenanteil von rund 75% ist Grossverteiler Coop.
Ultra-Brags Extramühsal im Biobusiness rentiert sich. Heydrich beziffert den entsprechenden Spartenzuwachs seines Unternehmens seit der Silag-Übernahme auf 20 bis 25%. Die strategische Kurskorrektur zu Gunsten der florierenden Biosparte bringt noch einen anderen wichtigen Vorteil: Sie kompensiert das unberechenbare, weil konjunktursensible Geschäft mit Gütern der Basisindustrie.
Ultra-Brag: In den Basler Häfen Tonnage-Champion
Die 1925 gegründete, bis heute autarke Ultra-Brag AG ist auf Transport, Umschlag und die Lagerung von Stück- und Massengütern spezialisiert. Seit sie Anfang 1990 per Management-Buyout in neue Hände wechselte, investierte ihr Management verstärkt in den Ausbau der Containersparte. Zur Firmenhardware gehören Terminals in Kleinhüningen, St. Johann und Birsfelden (Auhafen) à 20000 m2, die 2400-BRT-Bulkschiffe «Bern» und «Aargau», diverse Krananlagen, Gleisinfrastrukturen für fünf Rangierloks, gedeckte Umschlag- und Lagerhallen, Silos, Lagerhäuser sowie kundenvernetztes EDV-Equipment.
Jeder Standort kann Massen-, Stückgut- und Containerladung, der Auhafen sogar Jumbokolli mit bis zu 600 t Stückgewicht umsetzen. Ultra-Brag hat Lager- und Montagehallen für Maschinen und Schwergut, Silos für 100000 t Getreide, Bunkerstellen in St. Johann und im Auhafen, Stückgutlagerhäuser mit 42000 m2 sowie zwei Hallen (8000 m2) in Kleinhüningen für Nässe-geschützten Umschlag nebst Einlagerung und Wiederverladung. Der Terminal Birsfelden ist auf Containerdienste spezialisiert. Ultra-Brags wasserseitige Umschlagkapazität von 1,5 Mio t pro Jahr macht sie zum Tonnagechampion der Basler Rheinhäfen. (ws)