Der Sanierer Ken Barry arbeitet schnell. Erst vor zwei Monaten hatte Unaxis den amerikanischen Manager mit der Restrukturierung der Segmente Display und Semiconductor Equipment beauftragt. Inzwischen ist er bei Esec in Cham eingezogen, wie Recherchen der «HandelsZeitung» ergeben haben. Im Schlepptau: Über 40 Berater und Mitarbeiter, mit denen er in den kommenden Tagen die Unaxis-Tochter auf Herz und Nieren überprüfen wird.
Display-Division verkauft?
Zuvor hatte die Crew bereits das zweite Sorgenkind im Konzern, die Division Display im liechtensteinischen Balzers, durchleuchtet. Die Zeit drängt, die Lage bei Display und Esec ist mehr als ernst. Eine Sanierung würde Unaxis mehrere 100 Mio. Fr. kosten. Eine Summe, welche Investoren nicht mehr nachzuschiessen bereit sind. Die Ausgangslage bei Display lautet deshalb: Verkaufen oder Lichter löschen. Inzwischen soll eine Verkaufslösung gefunden sein, heisst es dazu aus gut unterrichteten Kreisen. Das erklärt, weshalb der Tross um Barry bereits weiter Richtung Innerschweiz gezogen ist.
Auch in Cham beim Hersteller von Chipautomaten, Esec, soll Barry prüfen, was noch zu retten ist. Keine aufschiebende Wirkung geben wird es dabei für den Bereich Wire Bonder. Er soll, wie bereits Ende November 2004 beschlossen, so schnell wie möglich nach Asien ausgelagert werden geplant ist bis Mitte 2005. Etwas anders könnte die Lösung nach Verhandlungen mit der Belegschaft im Teilbereich Die Bonder ausschauen. Wollte der Konzern ursprünglich auch über diesen Bereich nicht mit sich reden lassen, so sieht es nach Verhandlungen zwischen Management und Mitarbeitern nun immerhin danach aus, als würde die Konzernspitze den Auslagerungsentscheid nochmals überdenken.
Die Belegschaft hatte dazu eine alternative Strategie vorgelegt, die von der Konzernleitung Mitte Januar in einem 22-seitigen Schreiben aber abgelehnt wurde. Immerhin soll man sich darauf geeinigt haben, in einem ersten Schritt erst einmal die Auslagerung des Wire-Bonder-Bereichs gemeinsam zu verfolgen und erst dann über weitere Verlagerungsszenarien zu entscheiden.
Lage in Cham überdenken
Dass Unaxis die Sache genau prüfen will, dafür spricht allein schon die grosse Zahl an Stabsleuten, die Ken Barry in Cham zur Seite stehen. Aber auch gewisse Fakten sprechen für einen Verbleib in der Schweiz: Etwa, dass der Konzern im Bereich Die Bonder mit einem Marktanteil von über 10% nach wie vor die globale Marktführerschaft für sich beanspruchen kann. Und dass er mit der «Dragon»-Serie auch über eine Produktlinie verfügt, mit der Insidern zufolge gutes Geld verdient wird.
Kritisch beurteilt wird der Auslagerungsentscheid zumindest teilweise auch in der Finanzgemeinde. Nur durch die Verlagerung der Produktionskapazitäten habe Unaxis das Problem nicht gelöst, lautet etwa die Einschätzung von ZKB-Analyst Stefan Gächter. Noch wichtiger betrachtet Gächter für Unternehmen wie Esec den Kundenservice vor Ort und das Management des Branchenzyklus.
In der Vergangenheit sei bei Esec vor allem der jeweilige Zeitpunkt einer neuen Markteinführung schlecht gewählt worden, was ein wichtiger Grund für das schwache Abschneiden der Chamer gewesen sei. Zweifel an der Kompromissbereitschaft des Managements hegt indes der Leiter im Amt für Arbeit und Wirtschaft im Kanton Zug, der vor zu grosser Euphorie auf Arbeitnehmerseite mahnt: Bei Gesprächen Ende Januar habe die Konzernleitung keinerlei Handlungsspielraum erkennen lassen, sagt Bernhard Neidhart. Er warnt in diesem Zusammenhang davor, von Hoffnung zu sprechen. «Dies wäre Sand in die Augen gestreut.»
Tatsächlich verfügen die Mitarbeiter aber über ein weiteres schlagendes Argument, das zumindest mittelfristig für einen Verbleib des Teilbereichs Die Bonder in Cham spricht. Auch wenn 80% der Nachfrage nach diesen Chipmontage-Maschinen in Asien liegen; eine Zulieferindustrie in den asiatischen Ländern fehlt bisher völlig.
Vielmehr befinden sich 80% der Zulieferer von Esec nach wie vor in Europa. Auf der Mitarbeiter-Web-Site «Spirit of Cham» schreibt ein Ingenieur dazu: «Unsere Kollegen in Singapur können bis in drei Jahren lernen, die Maschine zu bauen und ein Zulieferersystem aufzubauen. Nur bis dann ist die Maschine aus dem Markt gedrängt.»