Die Landschaft so ruhig, der Himmel so weit, die Gäste so reich. Und jetzt soll alles anders kommen: Das 265-Millionen-Projekt «La Terrasse de Gstaad» sorgt hinter den Kulissen des Saanenlands für rote Köpfe. Im Raum Schönried–Saanenmöser soll ein Ferienresort mit zwei grossen Hotels (600 Betten), 30 Chalets (400 Betten), Golfplatz, Naturbadesee, Wellness- und Gesundheitszentrum sowie Schau-Bergbauernbetrieben entstehen.

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Das Projekt, für das die erfolgreichen deutschen Resorts Bad Griesbach und Fleesensee Modell standen, hätte in der Schweiz Pilotcharakter. Ziel ist es, der Region neue Gäste im mittleren Einkommenssegment zuzuführen. «Wir wollen weg vom ausschliesslichen Luxussegment», bestätigt der Gstaader Tourismusdirektor Roger Seifritz, der zu den Initianten gehört.

Zusammen mit seinem Projektteam, den drei Hoteliers Heiner Lutz, Laurenz Schmid und Bruno Kernen, dem Architekten Gottfried Hauswirth und dem Golfmanager Heinz Reber, will er innert fünf Jahren eine «langfristige Lebensgrundlage für die einheimische Bevölkerung» schaffen und die Infrastruktur der Region besser auslasten. Laurenz Schmid, Präsident des regionalen Hoteliervereins und Mitinhaber des Hotels Ermitage-Golf in Schönried, sieht im geplanten Resort die einzige Überlebenschance für das Saanenland.

Während sich die Initianten zuversichtlich zeigen, dass sowohl die Zonenplanänderung als auch die Finanzierung machbar sind, reiben sich viele Einheimische schon die Hände über das grosse Bauvolumen und das Zusatzgeschäft mit mehr Touristen.

Alarmstufe Rot herrscht hingegen bei den Gstaader Luxushoteliers. Sie befürchten, dass der exklusive Charakter von Gstaad verloren ginge und die Ruhe des Dorfes, die den Big Shots so viel wert ist, durch touristisches Tingeltangel beeinträchtigt würde. Die für Gstaad so wichtigen Chaletbesitzer, darunter zahlreiche Promis von grösstem Kaliber, würden in Scharen ihre Chalets verkaufen, und der Abwertung des strahlenden Bergdorfes wäre kein Ende gesetzt.

Ernst Scherz, Besitzer des «Palace», räumt jedoch ein: «Die typische Gstaader Klientel hat ihre Eigenheiten: Man reist beispielsweise exakt am 12. Februar an und genau am 27. Februar wieder ab, und während dieser Zeit ist die Hölle los. Vorher und nachher sind sowohl die Hotels als auch die Chalets halb leer. In diesen Zeiten würde ‹La Terrasse de Gstaad› auch Gstaad gut tun.» CS