Der Langnese-Eis-Hersteller Unilever pokert mit vielen Milliarden Dollar um die Konsumgütersparte des britischen Pharmariesen Glaxosmithkline (GSK). Unilever sieht den Hersteller von Sensodyne-Zahnpasta und Voltaren Schmerzmittel als strategisch gut passend an und signalisierte, sich nach der abgelehnten Offerte in Höhe von 50 Milliarden Pfund (60 Milliarden Euro) nicht geschlagen zu geben.
«Die Übernahme würde eine Wachstumsplattform schaffen für das kombinierte Geschäft in den USA, China und Indien und uns weitere Möglichkeiten in anderen Schwellenländern ermöglichen», erklärte Unilever. GSK-Aktien legten an der Londoner Börse deutlich zu, Titel von Unilever erlitten starke Verluste.
Ein Übernahmedeal mit diesem Volumen wäre weltweit der grösste seit Beginn der Coronavirus-Pandemie. Unilever mit seinen Marken wie Rexona-Deo und Dove-Duschgel könnte dadurch sein Schönheits- und Körperpflegeportfolio stärken und es mit Konzernen wie Estee Lauder and L'Oreal aufnehmen. GSK würde dem Druck seiner Investoren nachgeben, die seit einiger Zeit auf eine Abspaltung der Konsumgütersparte drängen. An dieser ist der US-Pharmakonzern Pfizer mit 32 Prozent beteiligt, seit beide Firmen ihre entsprechenden Geschäfte im Jahr 2019 zusammengelegt haben.
GSK hatte die 50 Milliarden Pfund schwere Offerte von Unilever abgelehnt und den gebotenen Betrag am Wochenende als zu niedrig bezeichnet. An der ohnehin geplanten Abspaltung in Form eines Börsengangs halte der Vorstand weiterhin fest. Die Agentur «Bloomberg» hatte unter Berufung auf Insider berichtet, im Hintergrund stünden Investoren, die auf einem höheren Preis oder alternativ einen Börsengang der Sparte beharrten.
Unilever habe auch mit Banken über eine Finanzierung einer möglichen höheren Offerte gesprochen. Nach einer Übernahme könne Unilever Teile der Sparte an Finanzinvestoren und andere Käufer weiterveräussern und die Erlöse ebenfalls zur Finanzierung der Akquisition verwenden.
Investor wettet auf höheren Aktienkurs
Die Konsumgütersparte erlöste zuletzt zehn Milliarden Pfund und steuerte damit fast ein Drittel zum Gesamten Jahresumsatz von GSK bei. GSK erhielt nach eigenen Angaben bereits mehrere Angebote von Unilever, zuletzt kurz vor Weihnachten in Höhe von 41,7 Milliarden Pfund (50 Milliarden Euro) in bar und 8,3 Milliarden Pfund (zehn Milliarden Euro) in Form von Unilever-Aktien.
Im vergangenen Jahr hatte der aktivistische Investor Elliott einen Verkauf der GSK-Sparte gefordert. Wenn sich GSK komplett davon trenne, könne dies den Aktienkurs um 45 Prozent nach oben treiben, hatte Elliott vorgerechnet.
Auch der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) spaltet sein Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten und anderen Gesundheitsprodukten ab. Derzeit gibt es weltweit eine Welle solcher Unternehmens-Aufspaltungen oder Trennungen von Sparten. Sie folgen der Theorie, dass Mischkonzerne an der Börse oft niedriger bewertet werden als ihre Einzelteile.
(reuters/kop)