In der amerikanischen Umgangssprache ist «H-bomb» doppeldeutig: Eine Wasserstoffbombe lässt auch fallen, wer erwähnt, an der «H» studiert zu haben, an der Harvard University. Mit herunterfallenden Kinnladen ist mindestens zu rechnen. Die Uni geniesst den Ruf, unter allen US-Eliteuniversitäten die Erste unter Gleichen zu sein. Selbst Princeton, Stanford oder
Yale können nicht mithalten.
Harvard ist eine Hochschule der Superlative: Gegründet 1636 in Cambridge bei Boston, Massachusetts, ist sie Amerikas älteste Universität. Und sie ist die reichste weltweit: Mit einem Finanzpolster von 19 Milliarden Dollar gilt sie als die zweitreichste Nichtregierungsorganisation der Welt, hinter der römisch-katholischen Kirche. Drei Dutzend Nobelpreisträger hat die Uni hervorgebracht.
In Spitzenpositionen von Politik und Verwaltung sind Harvard-Absolventen stark vertreten: 7 der bisher 43 US-Präsidenten haben in Harvard studiert, ebenso vier der neun obersten amerikanischen Bundesrichter. Harvard selbst fördert seinen Kultstatus, wo immer es geht. Wer hier studiert hat, dem stehen alle Türen offen. Abgänger der Harvard Business School, an der sie im Anschluss an ihr Studium einen MBA machen können, erreichen im Schnitt Einstiegssaläre von 106 000 Dollar und mehr.
Viele Arbeitgeber halten das Selbstbewusstsein der Harvard-Eleven für zu ausgeprägt. In einem Ranking des «Wall Street Journal» kam die Harvard Business School jüngst nur auf Platz acht. Auch deshalb unterzieht Harvard-Präsident Lawrence Summers die Hochschule einer Rosskur. Vor einem anderen Problem schreckt er derzeit noch zurück: Harvard hat den zweifelhaften Ruf, Sprösslinge wohlhabender Alumni besonders zu fördern. Sie kommen trotz mittelprächtiger Durchschnittsnote nach Harvard. Das namhafteste Beispiel dieses Phänomens ist ein Absolvent der Harvard Business School des Jahrgangs 1975: Präsident George W. Bush.
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