Die Post-Chefetage erlebte in den letzten fünf Jahren gleich vier Wechsel. Das Sesselrücken begann im Frühjahr 2009 mit dem gleichzeitigen Abgang der beiden Spitzen. Persönliche Ambitionen legten die Basis dieser nicht allzu vorbildlichen Nachfolgeregelung: Post-Chef Ulrich Gygi wollte den Präsidentenstuhl von Anton Menth beerben. Folglich mussten sie gemeinsam demissionieren. Doch der damals zuständige Bundesrat Moritz Leuenberger stellte sich quer: Gygi erhielt nicht das Post-, sondern das SBB-Präsidium.
Immerhin funktionierte dieses Gespann gut: Post-Alleinherrscher Gygi gab den Takt vor, sein Proforma-Präsident Menth liess ihn walten. Die darauffolgende kurze Ära von Claude Béglé und Michel Kunz war von Machtkämpfen geprägt, durch die letztlich beide ihren Job verloren. Ihre Nachfolger Peter Hasler und Jürg Bucher wiederum beteuerten beide immer wieder, wie gut sie miteinander arbeiteten. Doch jeder in der Post wusste: Sie mochten sich überhaupt nicht. Hasler hatte gegen den langjährigen Post-Kenner und erfolgreichen PostFinance-Chef Bucher keine Chance. Ganz anders als mit der von ihm ernannten Susanne Ruoff: Hier kann Hasler seine Macht ausbauen – und tut es auch.
Das schwierige Verhältnis zwischen Präsident und Konzernchef bei der Post hat auch institutionelle Gründe: Mit der Umwandlung der Post in eine Aktiengesellschaft wurde der Verwaltungsrat zwar aufgewertet, aber letztlich setzt die Politik die Leitlinien. Die Post-Verwaltungsräte haben im Vergleich zu ihren Kollegen in der Privatwirtschaft wenig Macht.