Politisch hat er sich letztes Jahr bös verrechnet. Im Kampf um die Nachfolge von Bundesrat Adolf Ogi erlitt der ambitiöse Thurgauer SVP-Regierungsrat Roland Eberle eine vernichtende Niederlage. Samuel Schmid, Kandidat aus dem finanziell angeschlagenen Kanton Bern, setzte sich locker durch. Doch die Zahlen, die der Thurgauer Finanzdirektor im Jahr 2000 vorlegte, zeichnen ihn und seine Beamten als kühle Rechner aus. Zum zweiten Mal legt das Lausanner Institut de hautes études en administration publique (Idheap) gemeinsam mit unserem Schwesterblatt «Bilan» den "Comparatif des finances cantonales" vor. Wie im Vorjahr ist der Thurgau Benchmark für die übrige Schweiz. Damit tritt Eberle in die Fussstapfen seines Vorgängers als Finanzdirektor, des heutigen CVP-Präsidenten Philipp Stähelin.
Überhaupt die Ostschweizer: Sie werden ihrem Ruf als grundsolide Hausväter einmal mehr gerecht. Der Minikanton Appenzell Innerrhoden, bisher noch als finanzschwach eingestuft, folgt nämlich auf Platz zwei und Schaffhausen auf Rang vier. Innerrhoden (mit Säckelmeister und Ruth-Metzler-Nachfolger Paul Wyser) wurde von Rang 18 im Vorjahr in die Spitzengruppe katapultiert, der Aargau sogar vom 20. auf den 3. Platz – Balsam auf die Wunden der im November 2000 überraschend abgewählten Finanzdirektorin Stéphanie Mörikofer. Wie die Studie zeigt, profitierten die meisten Deutschschweizer Kantone im Gegensatz zu den welschen vom guten Konjunkturverlauf im Jahr 2000.
Grösster Verlierer ist der Kanton Genf. Er stürzte von Rang drei auf den zweitletzten Platz ab. Hauptgrund: Zwecks Rettung der schwer angeschlagenen Kantonalbank entschloss sich die resolute Finanzdirektorin Micheline Calmy-Rey, die bereits als Nachfolgerin von SP-Bundesrätin Ruth Dreifuss gehandelt wird, einen einmaligen Schnitt zu machen und im Rechnungsjahr 2000 gleich 2,7 Milliarden Franken abzuschreiben. Mit Genfs tiefem Fall sind die welschen Kantone praktisch vollzählig in der unteren Tabellenhälfte versammelt. Am besten hielten sich noch das Wallis und Freiburg. Fast so tief wie Genf sank auch der Kanton Bern mit seinem abgetretenen Finanzdirektor Hans Lauri: letztes Jahr noch auf Rang vier, neu viertletzter. Damit reissen die Hiobsbotschaften der hoch verschuldeten Berner trotz verzweifelten Sparbemühungen nicht ab. Der Bundesstadt-Kanton wird nämlich im Finanzausgleich künftig als finanzschwach eingestuft. Bös getaucht sind auch Basel-Stadt und Luzern, ebenfalls auf dem absteigenden Ast befindet sich St. Gallen. Klare Aufwärtstendenz verzeichnen im Jahr 2000 Solothurn, Zug, Graubünden und Obwalden.
Für den freisinnigen Waadtländer Staats- und Nationalrat Charles Favre ist die Lage allmählich hoffnungslos. Wie schon im Vorjahr ziert die Waadt isoliert das Tabellenende. Bei fünf von acht Indikatoren erhielt sie die schlechtestmögliche Note. Die sorglosen Vaudois haben während zehn Jahren über ihre Verhältnisse gelebt und die gute Ausgangslage Anfang der Neunzigerjahre verspielt. Zum Vergleich: Der siegreiche Thurgau hat nicht nur massiv gespart und das Personal mit Nullrunden abgespeist; der als konservativ verschriene «Bauernkanton» hat auch Reformen durchgezogen, von denen andere nur reden. So ist die Zahl der Gemeinden von 240 auf 80 reduziert worden. Roland Eberle: «Starke Gemeinden übernahmen die Lasten von schwachen.» Dies kam auch der Kantonskasse zugute. Eberle reicht die Lorbeeren an seine Mitarbeiter und das Parlament weiter: «Wir gehen mit den verfügbaren Mitteln relativ gescheit um.»
Die Idheap-Studie widerlegt ein gängiges Vorurteil: Die finanzstärksten oder steuergünstigsten Kantone wie Basel-Stadt, Zürich oder Schwyz betreiben nicht automatisch auch die beste Finanzpolitik. Ganz erstaunlich gut schlagen sich zum Beispiel randständige Alpenkantone wie das Tessin (mit der charismatischen Finanzdirektorin Marina Masoni) oder Graubünden.
Die Idheap-Studie screent die Kantonsfinanzen nach acht Indikatoren, vier widerspiegeln die finanzielle Situation (Deckung des Aufwandes, Selbstfinanzierungsgrad der Nettoinvestitionen, Nettozusatzverschuldung, Anteil der Nettozinslast an den Steuereinnahmen), vier die Qualität des Finanzmanagements (Ausgabendisziplin, Budgetflexibilität, Genauigkeit der prognostizierten Steuereinnahmen, Bewirtschaftung der Schulden).
Deckung des Aufwandes: Die Ausgaben werden an den laufenden Einnahmen gemessen. Bestnoten erhielten die welschen Kantone Wallis, Jura, und Neuenburg. Genf weist wegen der Kantonalbank-«Rückstellung» eine krasse Unterdeckung auf, das Steuerparadies Schwyz eine deutliche Überdeckung: Dessen Finanzdirektor Franz Marty könnte die Steuern, wie Bankier Martin Ebner fordert, durchaus noch weiter senken.
Selbstfinanzierungsgrad der Nettoinvestitionen: Immerhin 16 Kantone sind so gesund, dass sie die Nettoinvestitionen integral selber finanzieren können; dies sind immerhin fünf mehr als im Vorjahr. Zehn Kantone leben auf Pump und müssen die Investitionen teilweise durch fremde Mittel finanzieren, die Waadt sogar zu hundert Prozent.
Nettozusatzverschuldung: Die Situation hat sich generell verbessert. Schwyz, Thurgau, St. Gallen und Zürich konnten die Verschuldung deutlich reduzieren, dramatisch erhöhte sie sich in Genf, Luzern und Bern.
Anteil der Nettozinslast an den Steuereinnahmen: Die Waadt gibt von 100 Franken Steuereinnahmen bereits 13 für Zinskosten aus, Obwalden fast so viel. Bern wendet jeden neunten Steuerfranken für den Schuldendienst auf. Glarus, Zug und Innerrhoden hingegen machen sogar noch Zinsgewinne.
Ausgabendisziplin: Zürich, Zug, Freiburg, Innerrhoden und Neuenburg haben die Kosten besser im Griff als im Vorjahr: Der Thurgau und Solothurn brachten das Kunststück fertig, sogar die laufenden Ausgaben deutlich zu reduzieren. Schwyz, die Waadt, das Wallis, Nidwalden und die beiden Basel mussten sie erhöhen.
Budgetflexibilität: Dieser Indikator zeigt, ob die Regierungen und Parlamente fähig waren, Schwerpunkte zu setzen. Brilliert haben der Thurgau, der die Spitäler in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert hat, und Glarus. Als unbeweglich erwiesen sich der Aargau, Graubünden, Zürich und Ausserrhoden.
Genauigkeit der zu prognostizierenden Steuereinnahmen: Am präzisesten budgetiert haben Nidwaldens Finanzdirektor Paul Niederberger, die Aargauerin Stéphanie Mörikofer und der Schaffhauser Hermann Keller. Das Ziel am weitesten verfehlt haben der Innerrhoder Säckelmeister Wyser und dessen Tessiner Kollegin Masoni.
Bewirtschaftung der Schulden: Die Schuldzinsen weisen erhebliche Unterschiede auf. Die hohe Schule der Tresorerie beherrschen die Bündnerin Eveline Widmer-Schlumpf und der Glarner Christoph Stüssi am besten. So zahlt Graubünden einen durchschnittlichen Schuldzins von nur 2,29 Prozent. 5,6 Prozent muss der Haushalt von Baselland verkraften. Handlungsbedarf haben auch die Finanzminister von Ausserrhoden, der Waadt, von Basel-Stadt, Thurgau und Zürich.
Überhaupt die Ostschweizer: Sie werden ihrem Ruf als grundsolide Hausväter einmal mehr gerecht. Der Minikanton Appenzell Innerrhoden, bisher noch als finanzschwach eingestuft, folgt nämlich auf Platz zwei und Schaffhausen auf Rang vier. Innerrhoden (mit Säckelmeister und Ruth-Metzler-Nachfolger Paul Wyser) wurde von Rang 18 im Vorjahr in die Spitzengruppe katapultiert, der Aargau sogar vom 20. auf den 3. Platz – Balsam auf die Wunden der im November 2000 überraschend abgewählten Finanzdirektorin Stéphanie Mörikofer. Wie die Studie zeigt, profitierten die meisten Deutschschweizer Kantone im Gegensatz zu den welschen vom guten Konjunkturverlauf im Jahr 2000.
Grösster Verlierer ist der Kanton Genf. Er stürzte von Rang drei auf den zweitletzten Platz ab. Hauptgrund: Zwecks Rettung der schwer angeschlagenen Kantonalbank entschloss sich die resolute Finanzdirektorin Micheline Calmy-Rey, die bereits als Nachfolgerin von SP-Bundesrätin Ruth Dreifuss gehandelt wird, einen einmaligen Schnitt zu machen und im Rechnungsjahr 2000 gleich 2,7 Milliarden Franken abzuschreiben. Mit Genfs tiefem Fall sind die welschen Kantone praktisch vollzählig in der unteren Tabellenhälfte versammelt. Am besten hielten sich noch das Wallis und Freiburg. Fast so tief wie Genf sank auch der Kanton Bern mit seinem abgetretenen Finanzdirektor Hans Lauri: letztes Jahr noch auf Rang vier, neu viertletzter. Damit reissen die Hiobsbotschaften der hoch verschuldeten Berner trotz verzweifelten Sparbemühungen nicht ab. Der Bundesstadt-Kanton wird nämlich im Finanzausgleich künftig als finanzschwach eingestuft. Bös getaucht sind auch Basel-Stadt und Luzern, ebenfalls auf dem absteigenden Ast befindet sich St. Gallen. Klare Aufwärtstendenz verzeichnen im Jahr 2000 Solothurn, Zug, Graubünden und Obwalden.
Für den freisinnigen Waadtländer Staats- und Nationalrat Charles Favre ist die Lage allmählich hoffnungslos. Wie schon im Vorjahr ziert die Waadt isoliert das Tabellenende. Bei fünf von acht Indikatoren erhielt sie die schlechtestmögliche Note. Die sorglosen Vaudois haben während zehn Jahren über ihre Verhältnisse gelebt und die gute Ausgangslage Anfang der Neunzigerjahre verspielt. Zum Vergleich: Der siegreiche Thurgau hat nicht nur massiv gespart und das Personal mit Nullrunden abgespeist; der als konservativ verschriene «Bauernkanton» hat auch Reformen durchgezogen, von denen andere nur reden. So ist die Zahl der Gemeinden von 240 auf 80 reduziert worden. Roland Eberle: «Starke Gemeinden übernahmen die Lasten von schwachen.» Dies kam auch der Kantonskasse zugute. Eberle reicht die Lorbeeren an seine Mitarbeiter und das Parlament weiter: «Wir gehen mit den verfügbaren Mitteln relativ gescheit um.»
Die Idheap-Studie widerlegt ein gängiges Vorurteil: Die finanzstärksten oder steuergünstigsten Kantone wie Basel-Stadt, Zürich oder Schwyz betreiben nicht automatisch auch die beste Finanzpolitik. Ganz erstaunlich gut schlagen sich zum Beispiel randständige Alpenkantone wie das Tessin (mit der charismatischen Finanzdirektorin Marina Masoni) oder Graubünden.
Die Idheap-Studie screent die Kantonsfinanzen nach acht Indikatoren, vier widerspiegeln die finanzielle Situation (Deckung des Aufwandes, Selbstfinanzierungsgrad der Nettoinvestitionen, Nettozusatzverschuldung, Anteil der Nettozinslast an den Steuereinnahmen), vier die Qualität des Finanzmanagements (Ausgabendisziplin, Budgetflexibilität, Genauigkeit der prognostizierten Steuereinnahmen, Bewirtschaftung der Schulden).
Deckung des Aufwandes: Die Ausgaben werden an den laufenden Einnahmen gemessen. Bestnoten erhielten die welschen Kantone Wallis, Jura, und Neuenburg. Genf weist wegen der Kantonalbank-«Rückstellung» eine krasse Unterdeckung auf, das Steuerparadies Schwyz eine deutliche Überdeckung: Dessen Finanzdirektor Franz Marty könnte die Steuern, wie Bankier Martin Ebner fordert, durchaus noch weiter senken.
Selbstfinanzierungsgrad der Nettoinvestitionen: Immerhin 16 Kantone sind so gesund, dass sie die Nettoinvestitionen integral selber finanzieren können; dies sind immerhin fünf mehr als im Vorjahr. Zehn Kantone leben auf Pump und müssen die Investitionen teilweise durch fremde Mittel finanzieren, die Waadt sogar zu hundert Prozent.
Nettozusatzverschuldung: Die Situation hat sich generell verbessert. Schwyz, Thurgau, St. Gallen und Zürich konnten die Verschuldung deutlich reduzieren, dramatisch erhöhte sie sich in Genf, Luzern und Bern.
Anteil der Nettozinslast an den Steuereinnahmen: Die Waadt gibt von 100 Franken Steuereinnahmen bereits 13 für Zinskosten aus, Obwalden fast so viel. Bern wendet jeden neunten Steuerfranken für den Schuldendienst auf. Glarus, Zug und Innerrhoden hingegen machen sogar noch Zinsgewinne.
Ausgabendisziplin: Zürich, Zug, Freiburg, Innerrhoden und Neuenburg haben die Kosten besser im Griff als im Vorjahr: Der Thurgau und Solothurn brachten das Kunststück fertig, sogar die laufenden Ausgaben deutlich zu reduzieren. Schwyz, die Waadt, das Wallis, Nidwalden und die beiden Basel mussten sie erhöhen.
Budgetflexibilität: Dieser Indikator zeigt, ob die Regierungen und Parlamente fähig waren, Schwerpunkte zu setzen. Brilliert haben der Thurgau, der die Spitäler in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert hat, und Glarus. Als unbeweglich erwiesen sich der Aargau, Graubünden, Zürich und Ausserrhoden.
Genauigkeit der zu prognostizierenden Steuereinnahmen: Am präzisesten budgetiert haben Nidwaldens Finanzdirektor Paul Niederberger, die Aargauerin Stéphanie Mörikofer und der Schaffhauser Hermann Keller. Das Ziel am weitesten verfehlt haben der Innerrhoder Säckelmeister Wyser und dessen Tessiner Kollegin Masoni.
Bewirtschaftung der Schulden: Die Schuldzinsen weisen erhebliche Unterschiede auf. Die hohe Schule der Tresorerie beherrschen die Bündnerin Eveline Widmer-Schlumpf und der Glarner Christoph Stüssi am besten. So zahlt Graubünden einen durchschnittlichen Schuldzins von nur 2,29 Prozent. 5,6 Prozent muss der Haushalt von Baselland verkraften. Handlungsbedarf haben auch die Finanzminister von Ausserrhoden, der Waadt, von Basel-Stadt, Thurgau und Zürich.
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