Der starke Franken ist laut Swissmem-Präsident Hans Hess das aktuell wohl grösste Problem für die Schweizer Industrie: «Unser Haus steht in Flammen», sagte er am Industrietag.
Der harte Franken wirke sich brutal aus die exportorientierte Schweizer Industrie aus, so der Präsident des Verbandes der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem) auf dem Industrietag in Zürich: «Es ist wie wenn der 100-Meter-Weltrekordhalter Usain Bolt im Olympia-Final plötzlich 20 Meter weiter hinten als seine Gegner starten müsste.»
Unter diesen Umständen das Rennen noch zu gewinnen, sei sehr schwierig. Die grösste Sorge für ihn sei, dass rund die Hälfte der Swissmem-Mitgliedsfirmen sich heute überlege, ob sie Verlagerungen ins Ausland machen müssten, sagte Hess. Wenn man die Wirkungen sehe, sei es zu spät. Die jetzige Franken-Stärke dürfte einige zehntausend Stellen kosten.
Sparen reicht nicht
Innovation sei der grösste Hebel bei der Überwindung des starken Frankens. «Preisreduktionen von 20 Prozent oder mehr, wie sie die Erstarkung des Schweizer Frankens erforderlich gemacht hat, kann man nicht nur durch Sparen kompensieren», sagte Hess in seiner Rede vor über 1300 Zuhörern.
Es brauche einerseits Produktinnovationen, für die die Kunden bereit seien, 20 Prozent mehr zu bezahlen. «Und es braucht Prozessinnovationen, die es uns erlauben, 20 Prozent der Herstellkosten zu senken», sagte Hess.
Der zweite grosse Hebel gegen den starken Franken sei der Einkauf im Ausland, wenn die Importeure die günstigen Einkaufspreise nicht weitergäben, sondern die Gewinne einfach in die eigene Tasche steckten. Die kleineren Unternehmen müssten sich vermehrt zusammentun, um attraktive Preise auszuhandeln zu können.
«Wenn wir verhindern wollen, dass eine nachhaltige Zahl von Schweizer Arbeitsplätzen ins Ausland wandert, dann müssen wir jetzt handeln», sagte Hess auch mit Blick auf die Politik und die Schweizerische Nationalbank (SNB).
Kein Aktionismus
Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann warnte indes vor staatlichem Aktionismus. Kurz vor den Wahlen sei die Gefahr gross, dass Symptome bekämpft würden und nicht die Ursachen. «Was kurzfristig gut ist, kann sich auf lange Frist unter Umständen als problematisch auswirken», sagte der Bundesrat am jährlichen Stelldichein der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie.
Auch in geld- und wirtschaftspolitisch angespannten Zeiten wie heute müsse man der Versuchung widerstehen, Industriepolitik machen zu wollen.
Geldmarktpolitisch einzugreifen, sei äusserst heikel, sagte der Schneider-Ammann, der vor seiner Wahl zum Bundesrat als Swissmem-Präsident vor einem Jahr noch Eingriffe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gefordert hatte. Viele Massnahmen könnte man nur einmal treffen. «Ich bin froh, sagen zu können, dass die SNB unabhängig ist», sagte Schneider-Ammann jetzt.
Allerdings gehe er Massnahmen administrativer und steuerlicher Art an. So kritisierte er - ganauso wie Hess - die Importeure scharf: Ein Euro-Kurs von 1,40 Franken sei inakzeptabel. «Soweit wir dazu über die gesetzlichen Möglichkeiten verfügen, werden wir durchgreifen.» Er sei dazu sowohl mit der Wettbewerbskommission (Weko) als auch mit dem Preisüberwacher im Gespräch.
(laf/sda)