«Viel zu langsam», hat mir ein Bekannter einmal über UPC gesagt. Trotz seines fast täglichen Ärgers war der arme Mann gezwungen, TV und Internet über den Kabelnetzbetreiber UPC laufen zu lassen. Aus Gruppenzwang. Denn all seine Nachbarn in der Siedlung hatten auch UPC. Weil sie davor auch Cablecom hatten. Er beklagte sich, dass es «Minuten dauere», bis endlich ein Fernsehbild zu sehen sei und die Schnelligkeit des Internets auch immer wieder zu wünschen übrig lasse. Der Kundendienst sei ebenfalls «schnoddrig» gewesen. Jetzt ist er bei Swisscom. Und TV macht endlich wieder Spass.
Die Unzufriedenheit der Kunden hat sich im vergangenen Jahr bei UPC auch in den Zahlen niedergeschlagen: In den letzten zwölf Monaten hat die Tochter des Kabelnetzgiganten Liberty Global massiv an Kunden verloren. Am meisten – wen wundert's – im TV-Geschäft. Dort haben sich 117'500 Kunden von UPC verabschiedet. Über Hunderttausend Kunden einfach weg. Das muss man sich erst mal vor Augen führen. Dieser Verlust ist schon fast rekordverdächtig. Auch im Bereich Internet kündigten 2018 beinahe 50'000 Kunden ihren Vertrag. Sogar in der Festnetztelefonie sind beinahe 20'000 Kunden angesprungen.
Wer innerhalb eines Jahres so viele Kunden verliert, hat wohl einiges falsch gemacht. Im hart umkämpften Markt der Telekomanbieter sind die Kunden gnadenlos. Läuft das Internet einmal, zweimal nicht, dann wechseln sie. Dauert das Starten des TVs länger als bei Netflix, dann melden sie sich ab. Die Talfahrt von UPC hat sich im vierten Quartal sogar noch beschleunigt. Der Umsatz brach um 5,1 Prozent ein.
Wer lernt von wem?
Mit der Übernahme von Sunrise fragen sich genervte UPC-Kunden: Wird jetzt alles besser? Wird das Internet und der TV schneller? Es ist nicht einfach, sich im Angebotsdschungel der Schweizer Anbieter zurechtzufinden und das beste Angebot für sich zu entdecken. Zudem ist es ja auch von Region zu Region verschieden.
Dazu kommen die Knebelverträge, weil ganze Häuser oder Siedlungen bei einem Anbieter sind und einzelne Haushalte nicht aussteigen können. Jedenfalls können Sunrise und UPC ihr Know-how und ihre Serviceleistungen aus den Bereichen TV und Internet zusammenführen. Von diesen vereinten Kräften gegen zu langsames Internet können die Kunden mit einem besseren Services und Angeboten allenfalls profitieren.
Teures Duopol
Von was Kunden nach der Übernahme von UPC durch Sunrise aber keinesfalls profitieren können, sind tiefere Preise. Der Wettbewerb auf dem Schweizer Telekom-Markt wird weiter geschmälert.
Dabei ist die Telekom-Situation hierzulande sowieso schon einzigartig in Europa. Im Vergleich zu Deutschland oder Italien zahlen Schweizer für Mobilfunk, TV oder Internet noch immer astronomisch hohe Preise. Deshalb wäre eine Übername von UPC durch einen ausländischen Konkurrenten wie Vodafone aus Konsumentensicht sinnvoller gewesen.
Es ensteht nun ein Duopol aus Swisscom und Sunrise, das die Preise künstlich hochhalten kann. Wie beim Detailhandel mit Migros und Coop können sich die beiden Telekomunternehmen die Preisgestaltung unter sich aufteilen. Das hat man vor ein paar Wochen gesehen, als Swisscom ein «Roaming»-freies Abo ankündigte. Binnen Tagen zogen die anderen Mobilfunkanbieter nach. Vor dem Marktführer Swisscom hat aber niemand der Konkurrenten Anstalten gemacht, die Schweizer endlich günstiger im Ausland telefonieren zu lassen. Es besteht nun ein wenig Hoffnung, dass Sunrise mit UPC zusammen mehr Schlagkraft gegen den blauen Riesen aufbringen kann – und auch mal selbst Vorreiter bei neuen Angeboten wird.
Und klar, es gibt noch Salt. Es kann den beiden Playern Sunrise und Swisscom aber nicht das Wasser reichen. So werden wir Schweizer, wie schon seit Jahren, auch in Zukunft immer mehr fürs Surfen, Fernsehen schauen oder Telefonieren zahlen als der Rest von Europa.