Im Vereinigten Königreich Ihrer Majestät, Queen Elizabeth II., beflügelt kaum ein ausländischer Zeitgenosse die Fantasie des Volkes so sehr wie der Sohn eines Druckers von der Zürcher Goldküste: Urs Ernst Schwarzenbach. Mal lichtet ihn die Boulevardpresse neben der Queen ab, mal sichten ihn Fotografen beim Polospiel mit dem Dauerthronanwärter und Kronprinzen Charles, mal schwärmen die Gazetten davon, wie Charles’ Zweitgeborener aus der Ehe mit Lady Diana, Prinz Harry Windsor, auf einer riesigen Schwarzenbach-Farm in Australien – mit 123 000 Acres Fläche (1 Acre = 4046,85 Quadratmeter) grösser als mancher Zwergstaat – mit Hacke und Schaufel knechtlich geschuftet hat.

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Neue Schlagzeilen erwarb «The Swiss Tycoon» jüngst durch den Kauf eines kompletten Dorfes mit 44 Häusern, inklusive Beiz, Kirche und Post. Preis für das komplette Landgut Hambleden Estate in Buckinghamshire mit 1850 Acres Umschwung: 38 Millionen Pfund, umgerechnet fast 90 Millionen Franken. Nur wenige Monate vorher hatte der 59-jährige Schweizer bereits für fast 50 Millionen Franken den herrschaftlichen Landsitz Culham Court in der Nachbarschaft in Besitz genommen. Diese Liegenschaft grenzt an Thames Side Court im Dorf Shiplake, wo die beiden Schwarzenbach-Kinder in den achtziger Jahren aufwuchsen. Dass sich der Besitzer eines eigenen Poloteams (Black Bears) dort ein eigenes Spielfeld ansäen liess, wundert Briten nicht, wohl aber die Optik des Gartens. Im Massstab 1:4 liess der Hausherr da den Bahnhof von St. Moritz mit Zug und Cresta-Bahn rekonstruieren.

Die astronomisch klingenden Kaufpreise widerspiegeln den unverändert haussierenden Häusermarkt im Grossraum London. Der Vorbesitzer von Hambleden, der britische Buchhandelserbe Henry Smith (WH Smith), soll das Anwesen vor gut drei Jahren noch zur Hälfte des jetzt erzielten Preises feilgeboten haben.

Kapital, gern aus dem Ausland, findet sich dabei überreichlich im Einzugsgebiet der englischen Metropole. Das britische Schatzamt beziffert die Zahl superreicher Zuzüger mit 15 000 bis 20 000. Deren Vermögen soll laut amtlicher Statistik sagenhafte 75 Milliarden Pfund betragen. Tausende Immigranten wie der abgedankte russische Ölbaron Roman Abramowitsch, der indische Stahlmagnat Lakshmi Mittal oder auch Schweizer Milliardäre oder Multimillionäre wie Silvio Denz, Klaus J. Jacobs, Tito Tettamanti und Donald Hess grüssen aus britischen Refugien und profitieren als Einwanderer von einer gnädigen Steuerpauschale, wie sie ja auch die Schweiz anbietet – für Ausländer. So gespartes Geld sitzt locker, speziell für mondäne Residenzen.

Bei diversen Schweizer Schwarzenbach-Firmen wie der Keimzelle Intex Exchange, der Dolder Hotel AG oder der Air Engiadina beurkundeten die Handelsregisterführer in diesem Jahr den Umzug des Entrepreneurs nach Henley-on-Thames. Sprecher Siro Barino verneint allerdings, dass Schwarzenbach so den Schweizer Steuervögten entkommen sei. Er reklamiert, dass sein Mandant schon 1982 an der Themse vor Anker ging, gleichwohl «seine Steuern unverändert in der Schweiz zahlt».

Ein grosser Investor in der helvetischen Heimat bleibt Schwarzenbach allemal. Allein am Zürichberg pumpt der Financier gegen eine halbe Milliarde Franken in die Luxussanierung des Fünfstern-Superior-Hotels Dolder Grand. Galaeröffnung ist nächsten Frühling. WP