Konzernchef Urs Rohner kehrt Deutschlands grösstem Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 per Ende April den Rücken. Der 44-jährige Schweizer verlasse das Unternehmen auf eigenen Wunsch, wie der Besitzer Haim Saban von ProSiebenSat1 betont. Lange wurde über einen Weggang Rohners nach der Übernahme von ProSiebenSat. 1 durch den US-Investor Haim Saban spekuliert. Im letzten September wurde allerdings Rohners Vertrag bis 2006 verlängert.
Doch nun kehrt er zurück in die Schweiz und wird bei einem international tätigen Grosskonzern tätig werden. Damit kann er als Verwaltungsrat der Swiss die kriselnde Airline noch näher strategisch begleiten. Peter Bow sagte am Dienstag, dass Rohner weder Konzernchef von Swiss noch in das Mediengeschäft einsteige.
Bilderbuchkarriere
Rohner hat eine Bilderbuchkarriere hinter sich. Ehemalige Studienkollegen erzählen, dass der Ehrgeizige mit Bestleistungen aufgefallen sei und dass er sehr ambitiös sei. 1982 schloss er sein Jura-Studium mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht an der Universität Zürich als Dr. iur. ab und stieg im Alter von nur 23 Jahren als Mitarbeiter der renommierten Zürcher Anwaltskanzlei Lenz & Stahelin ein.
Sportskanone
Auch als Sportler brillierte er: 1980 und 1981 war er über 110 Meter der schnellste Hürdenläufer der Schweiz. Aus beruflichen Gründen hängte er seine Sportlerkarriere dann aber an den Nagel.
Mit 32 Jahren wurde er der jüngste Partner der Anwaltskanzlei Lenz & Staehelin. Davor arbeitete er in einer grossen New Yorker Kanzlei, die vor allem im Bereich Fusionen und Akquisitionen aktiv war. Er hat den Ruf eines ausgewiesenen Medienrechts- und Kapitalmarktexperten. Zudem wirkte er längere Zeit im Verwaltungsrat der früheren BK Vision von Martin Ebner. Persönlich ist Rohner sehr umgänglich und kennt Gott und die Welt, beruflich gilt er als knallhart.
Am liebsten wäre Rohner Regisseur geworden. Der Newsjunkie und Filmfreak sammelt Drehbücher und weiss unzählige Titel, Filmschaffende und schauspielende Stars auswendig. Als Kind trat er in TV-Werbespots auf.
Keine Marionette von Leo Kirch
Für viele überraschend holte ihn Leo Kirch 1999 als ProSieben-Chef nach München. Erst nach dem Okay seiner Frau trat er die Stelle im Februar 2000 an und zügelte mit Gemahlin und den beiden kleinen Kindern von Herrliberg nach München.
Rohner wehrte sich immer dagegen, als Marionette von Kirch angesehen zu werden. Es gelang ihm schnell, den Sender ProSieben mit Sat1 zu fusionieren. Seit Oktober 2000 präsidierte er als Vorstandsvorsitzender ProSiebenSat 1. Er hat all die Wirren um das Ende des Kirch-Imperiums gekonnt überstanden. Kritiker monieren allerdings, dass er das Profil von ProSieben als Spielfilmsender verwischt habe. Schliesslich dürften die neuen Besitzverhältnisse und das Heimweh Rohner dazu gebracht haben, in die Schweiz zurückzukehren.