Swisscom-Chef Urs Schäppi wehrt sich gegen Kritik, wonach der Branchenprimus den Wettbewerb bremse und als Staatsbetrieb implizit Vorteile geniesse.
«Die Swisscom ist kein Staatsbetrieb, sondern eine börsenkotierte Firma mit einer Marktkapitalisierung von 26 Milliarden Franken», sagt er im Interview mit der «Schweiz am Sonntag». Der Bund habe zwar eine knappe Mehrheit, aber ein Blick auf die strategischen Ziele zeige, dass der Mehrheitseigentümer der Swisscom den unternehmerischen Freiraum lasse.
Keine «geschützte Werkstatt»
In einem Bericht der OECD hingegen kommt die Swisscom schlecht weg, weil sie als ehemalige Monopolistin immer noch höhere Marktanteile hat als Konkurrenten. Die OECD forderte gar eine vollständige Privatisierung. Schäppi hingegen sagt: «Der Erfolg der Swisscom rührt nicht daher, dass wir eine geschützte Werkstatt wären.»
Er bezeichnet die Swisscom als Innovationsleader. Telekom und Informatik sei das Kerngeschäft, auch wenn Swisscom in diversen Geschäftsfeldern wie TV aktiv sei.
In Konkurrenz mit Google und Facebook
«Es wird immer gesagt, die Swisscom sei überall dabei. Das stimmt nicht. Wir machen nichts anderes, als unser Kerngeschäft und unsere Fähigkeiten im Zuge der Digitalisierung in andere Branchen zu bringen», sagt Schäppi.
Angesprochen auf die neue Werbeplattform, welche die Swisscom zusammen mit den Medienhäusern Ringier und SRG betreiben will, sagt Schäppi, dass es im Konkurrenzkampf mit Google und Facebook eine Wettbewerbsdynamik gebe, der sich Schweizer Unternehmen stellen müssten.
Relevante Werbung aus Kundensicht
Werbung muss demnach gezielt auf Kunden gerichtet werden können. Es gehe nicht um mehr Werbung, sondern um relevante Werbung aus Kundensicht. Die Grundidee sei, anonymisierte, aggregierte Kundengruppen zu erstellen. Diese Kundengruppen - Schäppi nennt als Beispiel jüngere Autointeressierte in einer bestimmten Region - werden nur mit Werbung bedient, die sie interessiert. Swisscom liefere aber den Medienhäusern Ringier und SRG keine Detaildaten.
(sda/gku/mbü)