Urs Schaeppi, Konzernchef der Swisscom, hat sich für den stundenlangen Ausfall der Notfall-Rufnummern in der Schweiz am vergangenen Freitag bei den Feuerwehrleuten und allen betroffenen Personen entschuldigt.
Der Netzausfall habe ihn erschüttert, sagte Schaeppi in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» (Mittwochausgabe). Swisscom werde alles daran setzen, solche Ausfälle künftig zu verhindern. Das Thema habe Top-Priorität.
Viele Massnahmen, die die Swisscom nach den Pannen im Vorjahr getroffen habe, hätten Wirkung gezeigt. Schaeppi erinnerte daran, dass die Swisscom jede Woche 4000 Netzwartungen ausführe. Obwohl die Netzstabilität höchste Priorität habe, könne es zu Ausfällen kommen.
Software-Update verursachte Domino-Effekt
Auf die Frage, was die Ursache für die jüngste Panne gewesen sei, sagte Schaeppi, die Swisscom habe ein Netzelement einer Telefonie-Plattform für Geschäftskunden gewartet. Ein Software-Update habe zu einem Fehlverhalten geführt und einen Dominoeffekt ausgelöst.
Die Swisscom habe aber auch den Lieferanten der Netzkomponente einbeziehen müssen. Darum habe die Störung so lange gedauert. Das Notrufsystem habe an sich funktioniert. Doch weil die Notrufstellen auch Festnetz-Geschäftskunden sind, seien auch sie betroffen gewesen.
Schaeppi widersprach der These, Sparprogramme hätten sich negativ auf die Netzqualität ausgewirkt. Die Swisscom investiere jährlich etwa 20 Prozent des Umsatzes in die Infrastruktur. Allein in der Schweiz seien dies 1,6 Milliarden Franken.
Schaeppi: Netze gehören zu den besten der Welt
Die Swisscom-Netze gehörten zu den besten der Welt. «Wir brauchen ein technologisches und organisatorisches Referenzmodell, um die Notrufsysteme robuster zu machen», sagte Schaeppi. Daher sei die vom Bakom vorgeschlagene Idee der Systemführerschaft richtig.
Christophe Aeschlimann, Leiter Netzwerke bei der Swisscom und Mitglied der Geschäftsleitung, wies in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» auf die Komplexität des Systems hin. Die Swisscom arbeite wegen des Föderalismus mit Dutzenden von verschiedenen Alarmzentralen in der Schweiz zusammen.
Das alles zu koordinieren sei nicht einfach. Die Swisscom sei ein Telekom-Anbieter, der von den Alarmzentralen ausgewählt worden sei, um Anrufe weiterzuleiten. Es sei daher klar, dass die Swisscom sich eine klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten wünsche. Denn heute gebe es keine Gesamtaufsicht des Systems durch den Staat.
(sda/gku)