Nach den Banken nehmen die US-Behörden nun auch einen Schweizer Versicherer wegen möglicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung ins Visier. Das Justizministerium habe Swiss Life in Zusammenhang mit dem aus Liechtenstein und Singapur betriebenen Geschäft mit US-Kunden kontaktiert, teilte der grösste Schweizer Lebensversicherer am Donnerstag mit. «Es gibt gegenwärtig kein Verfahren und keine Anklage», ergänzte ein Sprecher. Swiss Life kooperiere mit den Amerikanern.

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Zum Zeitrahmen des weiteren Verlaufs konnte er keine Angaben machen. Swiss Life droht eine Busse, die Analysten zufolge maximal einen mittleren zweistelligen Millionen-Betrag erreichen könnte. An der Börse sanken die Aktien des Zürcher Konzerns um 1,6 Prozent.

Steuersparprodukt Versicherungsmäntel

Im Zentrum des Interesses der Amerikaner stehen sogenannte Versicherungsmäntel, ein Steuersparprodukt für vermögende Kunden. Auf dem Höhepunkt hätten sich die Bestände an solchen Produkten bei US-Kunden auf insgesamt rund eine Milliarde Franken belaufen, inzwischen sei das Volumen auf rund 250 Millionen Franken geschrumpft. Konzernweit beliefen sich die in Versicherungsmänteln gehaltenen Vermögen zur Jahresmitte auf insgesamt rund 17 Milliarden Franken. Swiss Life war 2006 in das Geschäft eingestiegen.

Über Jahre gingen die US-Behörden auch gegen Banken vor, die reichen Amerikanern bei der Steuerhinterziehung geholfen hatten. Die meisten Geldhäuser wie UBS, Credit Suisse und Julius Bär haben das Thema inzwischen aber abgehakt. Für eine Handvoll Banken - darunter Pictet - steht eine Einigung jedoch noch aus.

Die Banken mussten damals Geldzahlungen von ein bis sieben Prozent der betroffenen US-Vermögenswerte entrichten, erklärte ZKB-Analyst Georg Marti. Nimmt man diesen Prozentsatz zum Massstab, würde sich eine mögliche Busse für Swiss Life auf höchstens 70 Millionen Franken belaufen. «Dies könnte von Swiss Life problemlos bezahlt werden, ohne dass es den Gewinn massgeblich beeinträchtigen würde», erklärte Marti. 2016 verdiente der Konzern unter dem Strich 926 Millionen Franken.

Aufsichtsbehörden schauten lange weg

Bei den «Insurance Wrappern» werden Anlagen wie Wertpapierdepots oder Fondsanteile in eine Lebensversicherung eingebracht. Diese Ummantelungen bringen Vorteile wie etwa einen Aufschub der Steuerpflicht bis zur Auszahlung und reduzierte Steuersätze. Doch das Geld bleibt bei der Bank und der Kunde kann weiterhin mitbestimmen, wie es angelegt wird.

Lange Zeit reduzierte sich für Steuerflüchtlinge zudem die Gefahr, enttarnt zu werden, weil als Kontoinhaber bei der Bank nur die Versicherung auftauchte. Doch inzwischen schauen die Aufsichtsbehörden bei Finanzinstrumenten genauer hin und schliessen immer mehr Schlupflöcher. So müssen unter dem Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA), mit dem die USA der Steuerhinterziehung von amerikanischen Bürgern über Auslandsanlagen einen Riegel vorschieben wollen, auch Versicherungsvermögen deklariert werden. Seit 2012 verkauft Swiss Life keine Produkte mehr an US-Kunden.

(reuters/gku)