Der nigerianische Geschäftsmann Kolawole Aluko gehört zu den reichsten Männern Afrikas. Und zu den Gesuchtesten. Er ist im Visier der Justizbehörden von Nigeria, Grossbritannien und der Schweiz. Jüngst hat auch das amerikanische Justizministerium ein Verfahren eröffnet. Der Vorwurf: Bestechung und Geldwäsche. Sein letzter bekannter Wohnort: Lugano.
Aluko gilt als nigerianischer Playboy. Er umgibt sich gerne mit Weltstars. Die amerikanische Sängerin Beyoncé und der Rapper Jay-Z schipperten auf seiner Luxusyacht über das Mittelmeer. Fotos zeigen den Geschäftsmann an der Seite des Supermodels Naomi Campbell. In Interviews zitiert der Nigerianer gerne den verstorbenen Rennfahrer Ayrton Senna.
Luxusapartment in New York
Die andere Seite von Aluko ist jene des Betrügers. Zusammen mit einem Geschäftsfreund soll er den nigerianischen Staat beim Verkauf von Rohöl um 1,7 Milliarden Dollar betrogen haben. Mit dem Geld finanzierte er sich ein luxuriöses Leben und kaufte Anwesen auf der ganzen Welt. Alleine seine Villa im Luganeser Nobelvorort Porza – ein 1400-Quadratmeter-Palast mit riesigem Pool, Privatpark und Dutzenden von Zimmern – soll über 20 Millionen Franken gekostet haben, wie die Westschweizer Zeitung «Le Temps» schreibt.
In den USA hat Aluko rund ein halbes Dutzend Liegenschaften an der Ost- und Westküste gekauft. Darunter ist auch ein 50 Millionen Dollar teures Apartment im One57-Tower in Manhattan. Wegen der horrenden Quadratmeterpreise trägt das rund 300 Meter hohe Glasgebäude den Übernamen «The Billionaire Building». Zu den Mietern gehört auch der ehemalige Premierminister von Katar.
Topshot am Drücker
Der Gesamtwert der amerikanischen Besitztümer summiert sich auf rund 144 Millionen Dollar. Weil die Gelder vermeintlich aus illegalen Tätigkeiten stammen, haben die USA sämtliche Häuser, Wohnungen, Ländereien, Schiffe und Autos beschlagnahmt. «Die USA sind kein sicherer Hafen für Korruptionsgelder», sagt der zuständige Richter Kenneth Blanco.
Blanco ist ein Topshot in der US-Justizszene. Er ist eine Eminenz in Sachen Wirtschaftsverbrechen, ermittelt unter anderem im Fifa-Skandal und im milliardenschweren 1MDB-Betrugsfall.
Aus der Schweiz geflüchtet
In der Schweiz sind auf Ersuchen von Lagos vier Konten eingefroren. Laut nigerianischen Gerichtsunterlagen, die in der amerikanischen Anklage referenziert sind, stehen die Schweizer Konten in direktem Zusammenhang mit Aluko oder seinem weltweiten Firmenkonstrukt. Betroffen sind die LGT Switzerland, die Corner Bank Lugano, die Deutsche Bank in Genf und der Schweiz-Ableger von BNP Paribas. Der grösste Betrag liegt demnach bei der Deutschen Bank in Genf. 40 Millionen Franken parkte Aluko dort. Weitere 25 Millionen liegen bei der LGT Bank.
Sein Verbleiben ist aktuell unbekannt. Die amerikanischen Justizunterlagen listen Lugano als «letzten bekannten Wohnort». Nach Informationen des Westschweizer Magazins «La Cité» lebt Aluko in Accra, der Hauptstadt von Ghana. Die Bundesanwaltschaft hat die 2015 eingeleiteten Ermittlungen mittlerweile auf Eis gelegt. Die Berner Behörde wurde auf Ersuchen der britischen Justiz aktiv, wie Sprecherin Linda Studer auf Anfrage sagt. «Nach einem intensivem Austausch mit den britischen Behörden hat die Bundesanwaltschaft mehr Informationen verlangt. Diese sind nicht eingetroffen. Wir haben die britischen Behörden deshalb darüber informiert, dass wir davon ausgehen, sie hätten ihre Anfrage zurückgezogen», so Studer.