«Der Industriekonzern Georg Fischer ist gerade noch klein genug», sagt Martin Welser, Partner beim Wirtschaftsprüfer Deloitte. Die Rede ist von einem Wechsel vom angelsächsisch geprägten internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS hin zur lokalen Regelung Swiss Gaap Fer.
Das einzige richtig grosse Unternehmen in der Schweiz, welches ebenfalls auf das lokale Regelwerk umstellen wird, ist der Uhrenhersteller Swatch. «Swatch ist nicht auf IFRS angewiesen, um internationale Anleger für sich zu gewinnen», sagt Welser. «Im Fall des Uhrenherstellers kommen diese sowieso.»
Keine Alternative
Internationalen Schweizer Unternehmen wie Novartis oder Nestlé bleibt dagegen keine Alternative zum internationalen Rechnungslegungsstandard. Um an den globalen Kapitalmärkten Geld aufnehmen zu können, brauchen sie Jahresrechnung und Bilanz nach amerikanischen Regeln. Dieser Vorteil hat allerdings seinen Preis. «Swiss Gaap Fer umfasst 200 Seiten, IFRS das Zehnfache» erläutert Welser. Die Spezialisten für diese detaillierten und umfangreichen Vorschriften müssen teuer bezahlt werden.
Dieser Preis schreckte bisher viele kleinere Unternehmen an der Schweizer Börse nicht ab. Nun zeichnet sich bei IFRS jedoch eine Regeländerung ab, die viele Schweizer Firmen vergraulen dürfte. «Das ist in vielen Verwaltungsräten ein Thema», sagt Welser, der für eine Deloitte-Studie zur Anwendung von IFRS in der Schweiz verantwortlich ist.
Aufgeblasene Bilanz
Konkret geht es um eine neue Regelung, wonach langfristige Mietverträge in der Bilanz aktiviert werden müssen. «Damit wird die Bilanz aufgeblasen, was zu einer Verschlechterung der Eigenkapitalquote führt», sagt der Deloitte-Partner. «Das kann den Unternehmen beispielsweise Probleme bereiten, wenn die Konditionen von Bankdarlehen mit den entsprechenden Kennzahlen gekoppelt sind.»
Ausser dem Wechsel des Standards bleibt betroffenen Small-Cap-Unternehmen nicht viel übrig. »Zu neuen Regeln gibt es zwar eine Vernehmlassung», sagt Welser. «Wenn sich aber nur irgend ein kleines Schweizer Unternehmen beschwert, hat das keinen Einfluss.» Herrscht jedoch breite Unzufriedenheit mit einem neuen Standard, wird das ernst genommen. «Konkret war das auch bei der Vorschrift über die Aktivierung von langfristigen Miet- und Leasingverträgen der Fall. Dort wird bereits die zweite Version diskutiert.»
Ein kleiner Trost bleibt den von der teuren Regulierung betroffenen Unternehmen laut Welser immerhin: «Der Wechsel ist problemlos innerhalb eines Jahres machbar». Drohen also höhere Fremdkapitalkosten wegen IFRS, können die Unternehmen relativ schnell reagieren und auf den einfacheren Schweizer Standard umsteigen.