Der Konflikt zwischen den USA und China dreht sich nicht mehr länger nur um Einfuhrzölle und Handelsschranken: Auch bei der Technologie beginnt ein Kräftemessen. Seit letzter Woche ist Huawei auf einer schwarzen Liste der USA.
Amerikanische Unternehmen dürfen nur noch eingeschränkt mit dem chinesischen Telekomausrüster und Handyhersteller Geschäfte machen.
Der Entscheid hat bereits weitreichende Folgen: Techkonzerne wie Google und Intel schränken ihre Zusammenarbeit mit Huawei ein.
Die Telekombranche lanciert nun eine Idee, welche der Schweiz eine Rolle als Vermittlerin zwischen den beiden Wirtschaftsmächten verschaffen könnte.
Der Branchenverband Asut schlägt vor, in der Schweiz ein internationales Zentrum für Netzwerksicherheit zu gründen. Als Vorbild dient das Chemielabor Spiez: Die auf chemische Waffen spezialisierte Fachstelle geniesst einen ausgezeichneten Ruf und wird immer wieder bei internationalen Konflikten und Streitfällen zu Rate gezogen.
«Die Idee ist im aktuellen Umfeld attraktiv»
Die Asut sieht Bedarf für eine ähnlich Einrichtung für die Cybersecurity bei Telekominfrastruktur. Diese neue Institution könnte die Sicherheit von Komponenten prüfen. Experten würden die Vertrauenswürdigkeit von Routern, Kabeln und anderer Telekomausrüstung testen und Schwachstellen oder Einfallstore aufdecken.
«Die Idee ist im aktuellen Umfeld attraktiv», glaubt Asut-Präsident Peter Grütter. Im Konflikt zwischen den US-Regierung und Huawei geht es just um die Sicherheit von Netzwerkinfastruktur. Huawei ist führend in der Entwicklung der neuen 5G-Mobilfunkübertragung. Die USA verdächtigen den Konzern, sein Netzwerk für Spionage im Auftrag der chinesischen Regierung zu missbrauchen.
Laut Telekomexperten sind auch die Netzwerke anderer Ausrüster gefährdet. Staaten, Organisationen oder Kriminelle versuchten immer stärker, solche Systeme auszuhorchen und zu infiltrieren.
Trumps Berater zeigte Interesse
Noch ist aus der Idee für ein Schweizer NetworkSecurity-Zentrum kein Projekt entstanden. Der Verband führte bereits Gespräche mit Netzwerkausrüstern und dem Aussendepartement. Verbandschef Peter Grütter hofft auf ein Engagement des Bundesrats: «Die Unterstützung der Politik muss zwingend vorhanden sein.» Zudem müssten die Grossmächte ein Interesse daran signalisieren.
Erste positive Signale hat der Asut für die Idee erhalten: Der Vorschlag kam bei dem Besuch des Cybersecurity-Beraters der US-Regierung, Joshua Steinman, Anfang Jahr in der Schweiz zur Sprache.
Grütter sieht ein solches Zentrum als Chance für die Schweizer Aussenpolitik. «Die Schweiz könnte sich in der Tradition der guten Dienste als Standort für NetworkSecurity-Analysen positionieren.»
Schirmherrschaft durch Genfer Stiftung oder ETHs
Damit unterscheidet sich der Vorschlag auch vom Zentrum für Cybersicherheit, welches der Bundesrat aufgegleist hat. Dieses Kompetenzzentrum Cyber-Sicherheit sei auf die Schweiz ausgerichtet. «Unsere Idee ist es hingegen, eine Institution zur globalen Nutzung bereitzustellen», so Grütter.
Er sieht vor allem zwei Wege, die Idee umzusetzen. Die Fachstelle könnte Teil des «Geneva Science and Diplomacy Anticipator» werden. Die vom Bund finanzierte neue Stiftung unter Leitung von Ex-Nestlé-Chef Peter Brabeck hat zum Ziel, Genf als Standort für die internationale Diplomatie zu stärken.
Als Alternative sieht Grütter eine Schirmherrschaft für das Zentrum durch die Eidgenössischen Technischen Hochschulen: Die ETH Zürich und die EPF Lausanne arbeiten auf dem Feld der Cyber Security bereits zusammen. Die EPFL entwickelt zudem derzeit mit acht Partnern ein Zentrum für «Digital Trust», welches sich auf Datensicherheit spezialisiert. «An den Eidgenössischen Hochsschulen ist das Know-how vorhanden, welches ein solches Zentrum erfordern würde», glaubt Grütter.