An Stolz mangelt es Daniel Vasella nicht. Für seinen hohen Lohnausweis von 13 Millionen Franken findet der Novartis-Präsident guten Grund. «Allein zwei Deals, bei denen ich entscheidend eingriff, haben mein gesamtes Gehalt wesentlich übertroffen», sagte er kurz nach seiner Rücktrittsverkündigung im «SonntagsBlick». Dabei sind es gerade solche Deals, die Vasellas Leistung in Frage stellen. Der Kauf der Augenheilmittelfirma Alcon 2010 für 45 Milliarden Franken stösst Investoren sauer auf. Sie kritisieren den Preis als überrissen. Zumal auch dieses Geschäft den seit Jahren dümpelnden Aktienkurs von Novartis nicht auf die Beine bringt. «Novartis’ Aktienperformance ist unterdurchschnittlich», klagt etwa Helvea-Analyst Olav Zilian.
Zuletzt stieg der Unmut wichtiger Aktionäre. Die US-Stimmrechtsvertreter Glass Lewis und ISS sowie andere Investoren prangerten Vasellas Salär an und kritisierten die zum Gemischtwarenladen gewordene Konzernstruktur. Als Vasella 1996 die Konzernführung übernahm, führte er die schwachbrüstige Chemiefirma Ciba-Geigy gekonnt mit Sandoz zusammen und verkaufte Agrar- und Saatgutgeschäft. Er steuerte einen auf Pharmaforschung fokussierten Konzern an. Der Versuch, mit dem Kauf eines Drittels am Basler Rivalen Roche eine Fusion einzuleiten, scheiterte an dessen Blockade. Seither besetzt Novartis unter Vasellas Schlagwort «fokussierte Diversifizierung» neben der Pharmasparte sechs weitere Geschäftsfelder. Nur – keines läuft rund.
Schwache Sparten. Das Geschäft mit Nachahmermedizin (Generika) der Tochter Sandoz sackte 2012 bezüglich Umsatz und Gewinn ab. Dabei wollte Vasella mit Sandoz Ergebnisrückgänge durch Patentausläufe im Pharmageschäft auffangen. Eine Fehleinschätzung. Generika sind ebenso zyklisch wie die Pharmasparte. Zugleich sanken die Erträge der Tiermedizin und der frei verkäuflichen Medikamente. Selbst die Alcon stagnierte, wie auch die sehr junge Impfstoffsparte, deren Erfolgschance noch ungewiss ist. Die Diagnostik, für eine neue und personalisierte Medikamentengeneration wichtig, wird stiefmütterlich behandelt. Experten halten sie, wie die anderen Sparten neben Pharma und Generika, für zu klein. Nun bringen noch Qualitätsprobleme in der Produktion das Management ins Schleudern.
Der Konzern ist unter Vasella zu einem schwer dirigierbaren Koloss angewachsen. Ein Imperium mit 50 Milliarden Franken Umsatz – aber zu vielen zu unterschiedlichen Sparten. Das Analystenhaus J.P. Morgan tadelt, die Diversifizierung enttäusche. Andere Pharmakonzerne mit mehreren Geschäftsfeldern sieben aus. Pfizer trennt Sparten wie die Tiergesundheit ab. Der Bayer-Konzern sowie Johnson & Johnson prüfen intern eine stärkere Fokussierung. Novartis’ Strategie zum Erfolg zu führen, das überlässt Vasella jetzt anderen.