Viktor Vekselberg wird Mehrheitsaktionär von Sulzer. Das vom russischen Milliardär lancierte Pflichtangebot wurde von anderen Aktionären rege genutzt. Er muss nun gut eine Milliarde Franken aufwerfen.
Gemäss dem am Montag publizierten provisorischen Endergebnis erhielt Vekselbergs Anlagegruppe Renova 10'106'380 Sulzer-Aktien angedient. Dies entspricht 29,50 Prozent aller Aktien. Renova hatte 99,20 Franken pro Aktie offeriert, womit sie die angedienten Titel insgesamt rund 1,003 Milliarden Franken kosten.
Vekselberg kontrolliert damit nach Ablauf der Nachfrist 62,86 Prozent der Sulzer-Anteile. Nach Ende der ordentlichen Angebotsfrist Mitte September waren es erst 42 Prozent gewesen.
Viele Sulzer-Aktionäre haben sich also während der Nachfrist zum Ausstieg entschieden. Dies kann mit dem Zwischenergebnis, den allgemein gesunkenen Börsenkursen und dem schwachen Marktumfeld von Sulzer im Öl- und Gasgeschäft erklärt werden.
Kostspieliger Schachzug
Bis Ende Juli hatte Vekselbergs Renova noch knapp weniger als ein Drittel an Sulzer gehalten. Dann kaufte Renova einige Aktien, um die Schwelle von einem Drittel zu überschreiten und damit gemäss Börsengesetz die Pflicht zu einem Kaufangebot an die anderen Aktionäre auszulösen.
Mit 99,20 Franken offerierte Renova den börsenrechtlichen Mindestpreis, nämlich den volumengewichteten Durchschnittskurs der vorangegangenen 30 Börsentage. Renova musste davon ausgehen, dass im Rahmen eines Aktienrückkaufes ein höherer Preis hätte fällig werden können, verdichtet sich doch die Gewinnbeteiligung auf weniger Aktien.
Sulzer hatte im Februar angekündigt, angesichts der Millionen an flüssigen Mitteln Zukäufe und eine Stärkung der Kapitalstruktur zu prüfen. Renova-Chef Peter Löscher bestätigte dann Anfang August bei der Ankündigung des Pflichtangebotes, es gehe darum, den Weg für einen möglichen Aktienrückkauf frei zu machen.
Denn Renova müsste beim Aktienrückkaufprogramm mitmachen, um nicht dann angebotspflichtig zu werden, wie Löscher damals festhielt. Das Kaufangebot sei daher ein Vertrauensbeweis und ein Zeichen, dass Renova das Strategieprogramm von Sulzer mittrage.
Auch ohne Prämie attraktiv
Löscher betonte zudem, dass es sich um ein Angebot mit «0,000 Prozent Prämie» handle. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sulzer-Aktien im grossen Stil angedient würden, sei extrem gering. Renova sei nicht an einer vollständigen Übernahme von Sulzer interessiert.
Doch jetzt bleibt die Aktienmehrheit nicht mehr in den Händen von unabhängigen Aktionären. Renova zeigt sich «erfreut über die Gelegenheit, an Sulzer eine Mehrheitsbeteiligung zu einem attraktiven Preis übernehmen zu können». Renova werde nun die strategischen Optionen beurteilen, hiess es ohne Angaben zu den in Betracht stehenden Möglichkeiten.
Kein Einfluss auf die Geschäftstätigkeit
Renova werde aber das Management von Sulzer und seine Strategie weiterhin voll unterstützen. «Entsprechend bestätigt Renova, dass der Wechsel in den Eigentumsverhältnissen keinen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit von Sulzer haben wird», hiess es weiter.
Zuletzt hatte Vekselberg damit Schlagzeilen gemacht, dass er die Rekapitalisierung der finanziell angeschlagenen Immobiliengesellschaft Züblin hinausgezögert hatte. Mit Verweis auf die aktuellen Finanzmarktturbulenzen sah sich seine Anlagegesellschaft Lamesa vorerst nicht in der Lage, die geplante Kapitalerhöhung zu leisten.
Bei Sulzer wird sich der Abschluss der Transaktionen infolge des Pflichtangebotes noch verzögern. Weil Renovas Anteil über 50 Prozent steigt, ist die Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden verschiedener Länder zwingend.
Dennoch notierte die Sulzer-Aktie am Mittag ein Kursplus von 1,5 Prozent auf 95,50 Franken. Der Titel war nach Ablauf der Angebotsfrist Mitte September bereits deutlich unter den Offertpreis von 99,20 Franken gefallen.
(sda/ccr)