Die «Handelszeitung» hat die Daten zu den Geldwäscherei-Verdachtsfällen ausgewertet, die von der Recherche-Vereinigung ICIJ am Montag publiziert wurde (die «HZ» war selbst nicht Teil der Netzwerks, mehr zur Datenherkunft lesen Sie hier). Bei vielen publizierten Transaktionen ist eine Schweizer Bank entweder Empfängerin oder Absenderin, wobei in den betroffenen Jahren – hauptsächlich zwischen 2010 und 2017 – mehr Zahlungen mit Zielland Schweiz als solche mit Absenderland Schweiz gemeldet wurden.
Beim Ländermix fällt vor allem etwas auf: Fast die Hälfte der monierten Gelder, die in die Schweiz flossen, kamen aus Lettland: 1,7 Milliarden USD oder 46 Prozent. Als zweithäufigstes Absenderland wird die Schweiz genannt. Vermutlich handelt es sich dabei um Zahlungen in Fremdwährungen von einer Schweizer Bank an die andere, die über ausländische Banken abgewickelt wurden. Auf Rang 3 finden sich Zahlungen aus Russland mit einem Anteil von 11 Prozent vor Zahlungen aus Hong Kong mit knapp 9 Prozent.
Ausgelöst wurden die Verdachtsmeldungen von Korrespondenzbanken in den Vereinigten Staaten an die US-Behörde Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN). Diese Banken stehen jeweils zwischen den Absender- und Empfängerbanken der Zahlungen. Gut möglich, dass das erklärt, weshalb vor allem Zahlungen aus Lettland und Russland gemeldet wurden. Es handelt sich nur um Verdachtsmeldungen und nicht um bewiesene Fälle von Geldwäscherei.
Bei den Meldungen zu aus der Schweiz ins Ausland verschickten Geldern gibt es kein so klares Bild: Auf den ersten drei Plätzen liegen mit je etwa einem Fünftel die Länder USA, Russland und Singapur. Erst dahinter landet auf Rang 4 mit 11 Prozent wieder Lettland (siehe Grafik).
Die in den USA der Geldwäscherei verdächten Zahlungen aus Lettland fanden vor allem in den Jahren zwischen 2012 und 2015 statt, wie aus den publizierten Daten hervor geht. Dabei fallen zwei Banken unter den Empfängern in der Schweiz auf: Die Credit Suisse und die EFG Bank. Mit einem Anteil von 78 Prozent der monierten Überweisungen in die Schweiz oder 1,3 Milliarden Dollar floss das meiste Geld an die CS. Doch auch die EFG nahm mit 14 Prozent oder 249 Millionen Dollar erstaunlich viel lettisches Geld entgegen.
Die Credit Suisse wird von den Schweizern am häufigsten genannt
Die Credit Suisse führt auch insgesamt die Liste der am häufigsten genannten Schweizer Banken an. Auf 2,3 Milliarden Franken summieren sich die Zahlungen an die CS. 731 Millionen wurden gemeldet, die von der CS an andere Banken flossen. Die Nennungen der UBS dagegen machen einen Bruchteil aus: sie kommt gerade mal auf 58 empfangene Millionen und 32 an andere Banken überwiesene Millionen.
Die Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen. Einerseits spricht das Recherchenetzwerk ICIJ selbst davon, nur einen Teil der erhaltenen Daten publiziert zu haben – unter anderem auch aufgrund der Datenqualität. Andererseits kann die Zahl der Verdachtsmeldungen auch mit den unterschiedlichen, von den Banken verwendeten Korrespondenzbanken zusammenhängen.
Die Credit Suisse sagt auf Anfrage, sie gehöre nicht zu den zehn in den FinCEN Leaks am häufigsten genannten Banken. «Wir stehen weltweit mit Behörden in Kontakt, sobald wir verdächtige Transkationen erkennen», so Sprecher Sebastian Kistner. Ihre promienten Position in der Schweiz kommentiert die Bank nicht. EFG wollte die Darstellung nicht kommentieren.
Das Recherchenetzwerk International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) hat Geldwäscherei-Meldungen ausgewertet, die ihm zugespielt wurden. Gemäss Angaben von ICIJ handelt es sich um 2100 Berichte zu Zahlungen im Wert von zwei Billionen US-Dollar. Die gemeldeten Transaktionen stammen aus den Jahren 1999 bis 2017, wobei die meisten in den Jahren nach 2011 stattfanden.
Laut ICIJ handelt es sich dabei um Geldwäscherei-Verdachtsmeldungen an die US-Behörde Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN), die amerikanische Korrespondenzbanken machten, welche die monierten Zahlungen abwickeln sollten.
Bei den genannten Transaktionen handelt es sich um Verdachtsfälle. Ob effektiv Geldwäscherei stattgefunden hat, ist nicht bekannt. Diese Berichte enthalten nur einen kleinen Teil der insgesamt in den USA gemachten Verdachtsfälle und sind nicht repräsentativ.
Die Handelszeitung hatte keinen Einblick in die Dokumente selbst und stützt sich für die hier gemachte Analyse auf die von ICIJ publizierten Rohdaten. Diese lassen sich auf der Website der Organisation herunterladen.