Ungefähr 274 Millionen Sucheinträge bei Google, 16 von 48 WM-Titeln, erst Wurzeln 1929, Wunschtraum vieler Autofahrer und jetzt auch an der Börse: Mitte der Woche ging Ferrari an die New York Stock Exchange. Die Konzernmutter Fiat Chrysler – das Unternehmen hält 90 Prozent der Aktien, den Rest Piero Ferrari – gab am Mittwoch den Startschuss zum Börsenhandel. Das Interesse war enorm gross. Immerhin schloss die Aktie am ersten Handelstag mit 55 Dollar und damit rund 5 Prozent über dem Ausgabekurs von 52 Dollar. Gestern kletterte die Aktie des Luxus-Sportwagenbauers um weitere 3 Prozent – dabei wurden rund 17'000 Kurse ausgeführt.

Immerhin: Ferrari wird für die meisten Autofahrer für immer ein Traum bleiben. Abgesehen vom Preis der Neuwagen, oft deutlich mehr als 200'000 Franken, – auch die Auflage ist limitiert. Das Unternehmen hat aus Gründen der Exklusivität die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge in den letzten Jahren auf 7000 bis 8000 Stück im Jahr begrenzt. Aber – auch, wenn sich deshalb nur wenige Menschen jemals einen Wagen aus der Luxusschmiede in die Garage stellen können, Ferrari ist auch aus anderen Gründen Kult. Es gibt den Autorennzirkus der Formel 1 und zahlreiche Luxus-Accessoires des Autobauers.

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Ferrari – ambitionierte Bewertung, …

Angesichts des grossen Namens und des jahrzehntelangen Hypes um die Marke fragen sich Anleger: Wie steht es um die Aktie? Lohnt sich ein Investment? Operativ sieht es folgendermassen aus: Im vergangenen Jahr wurden 7255 Ferrari ausgeliefert. Der Umsatz lag bei 2,8 Milliarden Euro und der Gewinn des Sportwagenbauers bei 265 Millionen Euro. Das waren 7,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Bei einem aktuellen Börsenwert von Ferrari von rund 11,0 Milliarden Dollar entspricht das immerhin einem schon recht ordentlichen 37er-KGV.

Möglicherweise ist der aktuelle Kursanstieg aber auch Folge einer vergleichsweise grösseren Marktenge. Denn Ferrari ist zwar Kult und die Nachfrage nach Ferrari-Aktien dürfte deshalb gerade jetzt, kurz nach dem IPO, entsprechend hoch sein, doch nur rund 10 Prozent der Aktien – entsprechend einem Börsenwert von rund 1,1 Milliarden Dollar – ist jetzt an den Aktienmarkt gekommen.

… aber hoher Markenwert

Die hohe Bewertung könnte zum einen durch die Marke gerechtfertigt sein. So hat die Unternehmensberatung Brand Finance in ihrer aktuellen Studie Brand-Finance-Global-500 Anfang 2015 für Ferrari einen Markenwert von 4,7 Milliarden Dollar ermittelt. Gegenüber dem Vorjahr ist das immerhin ein Plus von 18 Prozent.

Das 37er-KGV auf Basis 2014 wird auch über die erwarteten Wachstumsraten etwas relativiert. So gehen Experten von einem beständigen globalen Wachstum der Ultrareichen – mit einem Vermögen von über 100 Millionen Dollar – aus. Und das ist die Zielgruppe der Nobelmarke. Für den Zeitraum 2014 bis 2017 soll die Zahl der Ultrareichen weltweit jährlich im Durchschnitt um 8 Prozent steigen. Ähnliches hat das Beratungshaus Boston Consulting Group in seiner Studie «Global Wealth 2015» schon festgestellt. Danach stieg die Zahl der Millionäre im vergangenen Jahr von 15 auf 17 Millionen Menschen weltweit. Die höhere Nachfrage will Ferrari mit einer Ausweitung der Produktion bedienen. So soll die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge auf 9000 Stück im Jahr 2019 und danach auf bis zu 10'000 Fahrzeuge jährlich steigen.

Ein Liebhaberpapier

Trotz der guten Perspektiven scheint das zuletzt erzielte Gewinnwachstum des Unternehmens von 6,6 Prozent pro Jahr zwischen 2012 und 2014 doch etwas moderat zu sein. Ist erst einmal die grosse Börseneuphorie verflogen, könnte es mit dem Kurs auch nach unten gehen. Autofreaks kümmern sich aber nicht darum und betrachten Ferrari als Liebhaberpapier, unabhängig von Bewertung oder Umsatz- und Gewinnwachstum.

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