Am Zauberwort Digitalisierung kommen sie nicht vorbei. Wenn Zeitungsverlage nach Geschäftsmodellen für die Zukunft fahnden, spielt das Internet eine zentrale Rolle. Die Kernfrage für die Pressehäuser lautet: Wie kann man - der Umsonst-Kultur im Netz zum Trotz - mit journalistischen Inhalten Geld verdienen?

Auf dieser Suche kommen die Pressehäuser auch an US-Technologieriesen wie Facebook und Google nicht vorbei. Kooperationen gibt es schon, aber viele Verlage beäugen die Konzerne skeptisch. «Was es grundsätzlich unbehaglich macht ist, dass wir uns mit einer Grossmacht ins Bett legen, die wir nicht mehr steuern können», sagt Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur Digitale Medien der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» auf einer Branchenkonferenz in Berlin.

Die meisten Verlage bewegen sich in schwierigem Umfeld, die Zeit drängt. Denn die Auflage fällt, der Werbeumsatz sinkt und die Leser werden älter und weniger. Die Pressehäuser müssten sich wegen der Digitalisierung selbstkritisch fragen, was die Bedürfnisse ihrer Leser seien, ob sie die richtigen Angebote machen und wie sie damit Geld verdienen können, sagt der Vize-Präsident des Branchenverbands BDZV und Axel-Springer -Vorstand Jan Bayer. «Beantworten Unternehmen wie Facebook und Google diese Fragen in Wahrheit besser als wir?»

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Zusammenarbeit gibt es bereits

Zusammenarbeit zwischen den Konzernen und den Verlagen gibt es bereits mit dem Google-Projekt AMP und den «Instant Articles» von Facebook. Hier können Facebook-Nutzer schneller als sonst auf Berichte von Pressehäusern zugreifen. Damit steigerten die Verlage ihre Reichweite und könnten zusätzliche Leser ansprechen, sagt «FAZ»-Mann von Blumencron. «Die Plattformen sind hierfür wahnsinnig wichtig.»

Allerdings sei die Zusammenarbeit mit grossen US-Konzernen wegen des mitunter mangelnden Rechtsrahmens oft schwierig. «Es fehlt auch das Vertrauen.» Facebook-Manager Will Cathcart argumentiert, dass sein Unternehmen letztlich von der Kooperation profitiere, wenn die Verlage selbst Vorteile davon hätten.

Gemeinsame Interesse für die Zukunft des Journalismus

Auch der Chef von Google-News, Richard Gingras, betont das gemeinsame Interesse für die Zukunft des Journalismus. «In den vergangenen Jahren haben deutsche Verlage und Google vieles zusammen erreicht.» Beide Seiten steuerten auf dem gleichen Kurs mit dem Ziel eines «offenen Ökosystems» im Netz.

Dies verstehen viele Konferenzteilnehmer als Anspielung auf den Streit, den der Suchmaschinenbetreiber mit einigen Verlagen vor Gericht ausficht. Im Kern geht es darum, dass die Pressehäuser Geld von Google fordern für die Verwertung von Inhalten der Verlagswebseiten. Der US-Konzern lehnt dies ab und macht geltend, dass er über seine Suchmaschine Nutzer auf die Seiten der Verlage weiterleitet und ihnen damit wichtige Werbeeinnahmen beschert.

Zusammenarbeit zwischen David und Goliath

Ob Google oder Facebook - für Manfred Sauerer, Chefredakteur und Mitglied der Geschäftsführung im Mittelbayerischen Verlag, ist klar: «Hier arbeiten David und Goliath zusammen.» Er hat bisher gute Erfahrungen gemacht, auch wenn sich dies eher positiv beim Marketing niederschlägt, aber noch nicht beim Umsatz. Die Suche nach Zukunftskonzepten gehe also weiter, sagt Sauerer. «Keiner weiss, wo die digitale Reise hingeht.»

(reuters/ccr)