Die Fifa muss angesichts ihrer Korruptionsaffäre um millionenschwere Zahlungen der Sponsoren fürchten. Als erster grosser Geldgeber nach der Festnahme mehrerer Spitzenfunktionäre wegen Schmiergeldverdachts droht der Finanzdienstleister Visa dem Weltfussballverband mit einem Rückzug. «Als Sponsor erwarten wir, dass die Fifa diese Angelegenheiten innerhalb des Verbands schnell und unverzüglich angeht», erklärte der weltgrösste Kreditkartenanbieter.
Der Verband müsse eine Kultur der Ethik umsetzen. «Falls die Fifa damit scheitert, werden wir unser Sponsoring überdenken. Darüber haben wir die Fifa informiert.» Besorgnis äusserten auch andere grosse Sponsoren wie Adidas, Coca-Cola und Hyundai.
Partnerschaft für manche Sponsoren nicht unverzichtbar
Zwar bietet die Fifa mit den Fußball-Weltmeisterschaften vielen Unternehmen eine ideale Bühne für Werbung und Marketing. Doch dass eine Partnerschaft für manche Sponsoren nicht unverzichtbar ist, zeigten der japanische Elektronikkonzern Sony Corp und die Fluggesellschaft Emirates : Sie kündigten bereits im November an, ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Verband nicht zu verlängern.
Die beiden Konzerne zählten zu den sechs Hauptpartnern der Fifa, die dem Verband im vergangenen Jahr insgesamt 177 Millionen Dollar für Werberechte zahlten. Zuvor waren Korruptionsvorwürfe gegen die Fifa im Zusammenhang mit der Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaften an Russland 2018 und Katar 2022 laut geworden. Dies spielte für Sonys Entscheidung nach Angaben eines Insiders neben den Kosten auch eine Rolle.
«Adidas könnte sich einen Boykott der Fifa gar nicht leisten»
Fifa-Sponsoren, deren Image weitaus stärker auf Sport und Jugendlichkeit ausgerichtet ist, geraten allerdings in eine Zwickmühle. «Adidas könnte sich einen Boykott der Fifa gar nicht leisten», sagt ein Brancheninsider.
Der deutsche Sportausrüster, der der Fifa seit Jahrzehnten als zahlungskräftiger Sponsor verbunden ist, hat auf wichtigen Märkten gegenüber seinem grösseren Erzrivalen Nike an Terrain verloren und ist lediglich im Fussballgeschäft mit Trikots, Schuhen und Bällen noch weltweit die Nummer eins. Im vergangenen Jahr war die Fussball-WM in Brasilien für Adidas der einzige grosse Lichtblick inmitten mehrerer Krisenherde im Konzern.
«Erwarten dieses Verhalten auch von unseren Partnern»
Dennoch ermahnte Adidas den Weltfussballverband mit ungewöhnlich deutlichen Worten zu sauberen Geschäften. Der Sportausrüster lege an sein eigenes Verhalten höchste ethische Massstäbe, erklärte Adidas am Mittwoch. «Wir erwarten dieses Verhalten auch von unseren Partnern», betonte das Unternehmen, nachdem in der Schweiz auf US-Ersuchen sieben hochrangige Fifa-Funktionäre festgenommen worden waren.
Hintergrund sind Vorwürfe, seit Beginn der 90er-Jahre seien mehr als 150 Millionen Dollar Bestechungsgeld geflossen. Zudem untersucht die Justiz in der Schweiz in einem separaten Verfahren, ob es bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar Unregelmässigkeiten gab.
US-Behörden rückten Nike in die Nähe von Korruptionsvorwürfen
Nur ein schwacher Trost ist für Adidas, dass die US-Behörden Nike selbst in die Nähe von Korruptionsvorwürfen rückten. Der US-Konzern ist wie der Branchendritte Puma kein Fifa-Partner, rüstet aber mehrere Fussball-Nationalmannschaften aus. Die Amerikaner unterstützen unter anderem das brasilianische Team.
In der Anklage gegen insgesamt neun Fifa-Funktionäre und fünf Medien- und Marketingmanager sprechen die US-Strafverfolger unter anderem davon, dass ein internationaler Sportausrüster 1996 eine Zahlung von 160 Millionen Dollar dafür zugesagt habe, um Sponsor von Brasilien zu werden.
Der US-Konzern Nike, der in dem Dokument nicht erwähnt wird, versprach eine Zusammenarbeit mit den Behörden. Man sei «sehr besorgt über die schweren Anschuldigungen». Fast die gleichen Worte wählten auch Coca-Cola und Hyundai in ihren Stellungnahmenzu den Vorwürfen gegen die Fifa-Funktionäre.
(reuters/ccr)