Die Credit Suisse Group verblüffte bei der Bekanntgabe der 2.-Quartalszahlen vor allem mit einer Zahl: Die Neugeldzuflüsse in der Sparte Private Banking, in welcher Vermögen für reiche Privatkunden verwaltet werden, erreichte den Wert von 12,8 Mrd Fr. Mit den Zuflüssen von 7 Mrd Fr. in den ersten drei Monaten des Jahres ergibt das eine annualisierte Wachstumsrate von 7,4%.
Von den Zahlen des CS-Private- Banking können die Schweizer Vermögensverwaltungbanken nur träumen.Sie werden in den kommenden Wochen ihre Halbjahreszahlen veröffentlichen. Exemplarisch ist die Julius Bär Holding (Semesterzahlen am 12. August 2005): Sie ringt seit dem Ende des Bullenmarktes im Jahr 2000 und seit der Zunahme des (regulatorischen) Drucks aus dem Ausland um Kungelder. Diese sind deshalb wichtig, weil sie der Schlüssel zur Steigerung der zukünftigen Gewinne sind. Der Kampf um Klienten ist hart geworden, und die bestehende Kundschaft will vor allem eines sehen: Performance in ihren Portefeuilles (siehe «Nachgefragt»).
Sarasin und Vontobel mit wenig Zuflüssen
Bei Julius Bär zogen Kunden in der Hauptsparte Private Banking, die noch einen Drittel zum Gesamtgewinn beiträgt, im letzten Jahr Vermögenswerte von 800 Mio Fr. ab. Das entspricht einer Wachstumsrate von 1,3%. Die gleiche Prozentzahl, aber im positiven Bereich, konnte die Bank Sarasin aus Basel (Halbjahreszahlen am 23. August) im Jahr 2004 verzeichnen. Die Basler vermochten den Abfluss an Kundengeldern dank der strategischen Allianz mit der holländischen Rabobank einzudämmen. Die Vontobel Holding (Halbjahreszahlen am 28. August) hatte 2004 beim Neugeld eine annualisierte Wachstumsrate von 1,1%.
Diese Ziffern liegen alle unter dem Wert einer CS oder auch einer UBS. Die Grossbanken aber können nicht der Gradmesser sein. Sie generieren die Neugelder zum Grossteil in den Wachstumsmärkten Asiens und Europas ausserhalb der Schweiz. Dort «holen» sie mit ihren «On-shore»-Initiativen die Kunden in deren Domizilländern ab. Die Schweizer Vermögensverwaltungsbanken können mit solchen Auslandsaktivitäten nicht mithalten, da sie zu klein sind oder sie stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. Ein Turnaround bei den Neugeldzuflüssen ist bei den Vermögensverwaltern vorerst nicht zu erwarten.
Sondererlös bei Bär
Julius Bär hat reagiert. Nach der Einführung der Einheitsaktie im April 2005 wurde bekannt, dass ab 1. Januar 2006 der Asienkenner und CS-Mann Alex Widmer die Bank leiten wird. Resultate aus verstärkten Bemühungen in Fernost werden sich aber nicht von heute auf morgen einstellen. Im 1. Quartal konnte Bär die verwalteten Vermögen zwar um 7% steigern, das Wachstum kam indes aus der Sparte Asset Management (Vermögensverwaltung für Institutionelle). Vor allem mit den USA-Fonds sind die Bären erfolgreich. Der Marktkonsens für den Halbjahresreingewinn liegt bei 128 Mio Fr. (Vorjahreszeitraum: 113 Mio Fr.). Er könnte aber deutlich höher liegen, wenn ein Erlös von 30 Mio Fr. aus dem Verkauf des USA-Private-Banking an die UBS dazugerechnet wird.
Nachgefragt: «Beste Manager bei kleinen Banken»
Raoul Hinder ist Leiter der Zürcher Niederlassung der Portfolio Consulting. Das Beratungsunternehmen misst und bewertet die Leistung von über 150 Vermögensverwaltern und 400 realen Depots und Finanzprodukten.
Kunden von Privatbanken und Vermögensverwaltern wollen bezüglich Performance ihrer Portefeuilles immer mehr wissen. Warum? Wir leben in einer Welt der Transparenz. Was immer wir tun, wir lieben es, alles zu vergleichen. Bis jetzt konnten Kunden ihren Banken gleichsam nur blind vertrauen. Idealerweise will man jedoch den oder die besten Vermögensverwalter beauftragen.
Welche Rolle spielen die Gebühren? Da der Vermögensinhaber die Leistung der verschiedenen Anlageklassen und Vermögensverwalter praktisch in den meisten Fällen nicht vergleichen kann, ihm aber das Gefühl sagt, dass die Leistung wahrscheinlich hätte besser sein können, ist die Gebührendiskussion die einzige Angriffsfläche, über die er sich konkret mit dem Banker unterhalten kann. Was aber nützen die besten Konditionen, wenn die Leistung schlecht ist?
Welche Kundengruppen sind besonders bedacht auf Performancevergleiche? Bei den Privaten sind es die jüngeren Unternehmensverkäufer und Erben. Für sie ist Leistungsvergleich und Transparenz selbstverständlich. Für Anlageverantwortliche und Stiftungsräte von Pensionskassen und Stiftungen, Trustees, Steuerberater und Treuhänder sollte der Vergleich der Leistungen und Gebühren selbstverständlich werden. Sie alle müssten in ihren Funktionen ihre Sorgfaltspflichten wahren und gegenüber ihren Gremien Rechenschaft ablegen können. Oft stehen dem jedoch Kickbacks, Fees oder «alte Freundschaften» im Wege.
Banken scheuen den Leistungs- und Performancevergleich von Kundenportefeuilles. Woher kommt diese Angst? Beim Performancevergleich kommen verschiedene Dinge ans Tageslicht, wie: Ist die Verwaltung ihr Geld wert? Wird der jeweilige Markt oder Index übertroffen? Ist die Verwaltungsgebühr angemessen? Wurden die Gebühren richtig abgerechnet, und zu welchen Kursen wurden die Transaktionen abgewickelt? In einem untransparenten Markt können Banken viel Geld verdienen. Wird dieser Markt transparent, findet ein natürlicher Selektionsprozess statt.
Gibt es Unterschiede bei der Leistung zwischen kleineren und grösseren Vermögensverwaltern und zwischen in- und ausländischen Anbietern? Einige Institute haben es verstanden, Talente an sich zu binden. Gute 10% der Manager erwirtschaften über Jahre hinweg konstante Überrenditen. Generell kann ich sagen: Die besten Portfoliomanager sind bei kleineren Topadressen zu finden.