Marktbereinigung, Umstrukturierungen, Geschäftsaufgaben, Verkäufe, Übernahmen, Zusammenschlüsse ohne Ende. Seit Jahren gärt es im der Schweizer Verpackungsindustrie, die mit rund 600 Betrieben 7 Mrd Fr. umsetzt.

Nur schon einige Meldungen aus diesem Jahr zeigen, dass die Bereinigung noch nicht abgeschlossen ist. So verkaufte die SIG Holding alle Aktivitäten der SIG Pack an die Robert Bosch Verpakkingsmachines B.V. in den Niederlanden. Mit diesem Verkauf will die SIG einen «weiteren bedeutenden Schritt zur strategischen Neupositionierung des Konzerns» vollziehen. Angepeilt wird die strategische Fokussierung auf das Geschäft von Flüssigkeitsverpackungen.

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Präsenz am Markt

In der Ostschweiz ist der Name Sandherr Packungen vom Markt verschwunden. Der Verpackungshersteller, der bereits im Jahr 2000 von der österreichischen Greiner GmbH übernommen wurde, firmiert seit Anfang Jahr als Greiner Packaging AG. Bei Auftritten an internationalen Messen habe der Name Sandherr Fragen aufgeworfen, deshalb wolle man nun eine einheitliche Markenpolitik betreiben, lautet die Begründung.

Und die auf Verkaufsverpackungen und Faltschachteln spezialisierte St.Galler K+D AG ist derzeit dabei, das operative Verpackungs- und Displaygeschäft der E. Suter AG in Liebefeld zu integrieren. Das St.Galler Familienunternehmen will damit seine Anstrengungen, flächendeckend in der ganzen Schweiz und im angrenzenden Ausland am Markt präsent zu sein, verstärken.

Überkapazitäten

Stefan W. Kuhn, Verwaltungsratsdelegierter der K+D, setzt dabei auf Verkaufsverpackungen und Faltschachteln. «Karton als Frischfasermaterial aus speziell gezüchteten vorwiegend skandinavischen Wäldern oder aus Recyclingpapier und -karton hat nach wie vor einen exzellenten ökologischen Sinn. Deshalb wird der Verpackungs- und gerade auch der Faltschachtelmarkt weiter kontinuierlich, aber nicht sehr stark wachsen.» Dass es nicht schneller aufwärts geht, sei auf europaweite technologisch und nachfrageseitig bedingte Überkapazitäten zurückzuführen. «Das führt zu einem massiven Strukturwandel innerhalb dieser Branche», kommentiert Kuhn die Situation. Die Produktivität steige zwar, aber die leistungsfähigen Anlagen müssen ausgelastet sein, um zu rentieren. Unterpreisiges Anbieten auf Ebene Grenzkosten führe schlicht zu einem schnelleren Ausscheiden von Wettbewerbern als bisher. Sein Rat an die abpackende Industrie: «Kunden tun gut daran den Gesundheitszustand ihrer Verpackungslieferanten ständig zu beurteilen, weil die Wahrscheinlichkeit des wirtschaftlichen Ausscheidens eines Verpackungslieferanten infolge Konkurs oder ähnlichem inzwischen wesentlich höher ist als durch Feuer.»

Auch auf Abschottung kann in der Schweiz niemand mehr zählen. Stefan Kuhn: «Der Markt des Kartonverpackungsdruckes ist längst europaweit geöffnet. Die Türen sind beidseitig geöffnet. Ein Preisgefälle zwischen Inland und Ausland ist nicht mehr auszumachen.» Wobei der K+D-Chef betont, dass die Schwerverkehrsabgabe nur den inländischen Unternehmen schade. Deshalb, so seine Forderung an die Politik, sollte europaweit eine Schwerverkehrsabgabe eingeführt werden: «Der Transport externalisiert weiterhin seine Kosten, der Verkehr ist zu billig.» Ausserdem seien nichttarifäre Handelshemmnisse immer aktueller, beispielsweise bei der staatlich oder EU-subventionierte Faltschachtelherstellung in der Türkei oder in Irland.

Zunahme von Kleinmengen

Stärkste Branchen in der Schweiz sind die Sektoren Kunststoff und Karton/Wellkarton. Besonders lukrativ ist der Pharma-Markt, der entgegen dem Trend in anderen Branchen bisher überdurchschnittlich gewachsen ist. Auf den guten bisherigen Ergebnissen kann sich die Branche jedoch nicht ausruhen. Ein verschärfter Wettbewerb und gestiegene Konsumentenansprüche nehmen auch hier Hersteller und Verpackungsunternehmen in die Pflicht. Im Pharmabereich ist besonders eine Zunahme von Kleinmengen zu verzeichnen. Die Gründe sind in der Just-in-Time-Fertigung sowie in der Vielfalt länderspezifischer Ausführungen zu suchen, die sich auf die Packungsgestaltung auswirken. Die Folge sind kleinere Mengen und mehr Umrüstaufwand bei den Maschinen. Convenience ist deshalb auch im Markt mit Pharmaverpackungen ein Thema.

Dies ist auch der Ansatzpunkt von Hansheini Wirz, Chef der Swiss Packagingpool, eines auf die Herstellung von Prototypen, Kleinauflagen und Vorserien von Verpackungen spezialisierten Unternehmens in Dietikon: «Weil die Produktelebenszyklen immer kürzer werden, muss ein Produkt seine Investitionen demnach auch in kürzerer Zeit wieder einbringen können.» Ob und wie gut oder schlecht ein Produkt abverkauft wird, kann heute im Vorfeld einer Einführung mittels Dummies und Vorserien relativ zuverlässig im Labor und am Verkaufspunkt eins zu eins getestet werden. Die Erfolgsaussichten eines neuen Produktes lassen sich so wesentlich zuverlässiger prognostizieren. Mögliche Durchhänger werden so bereits im Vorfeld erkannt und verursachen keine grossen Schäden oder ersparen falsche Investitionen in eine Neulancierung.



Die Schweizer Verpackungsindustrie

Branchen Umsatz (in Mio Fr.) Beschäftigte Anzahl Betriebe

Kunststoff 2800 11500 85

Karton 1175 4800 83

Verpackungsmaschinen 857 2400 37

Verpackungsdruck 590 3000 290

Holz 420 950 70

Wellkarton 420 900 6

Aluminium 360 1680 8

Stahlblech 200 700 10

Glas 85 320 1

Total 6907 26250 590

Quelle: SVI