«Die klassischen Katalogversender sind zwar in der Defensive, aber für neuen Schwung sorgen reine Internet- und Teleshopping-Händler», erklärt Mark Meier, Präsident des Verbandes des Schweizerischen Versandhandels (VSV). Erfolgreiche Emporkömmlinge in der Branche sind etwa die Internet-Versandapotheken «zur Rose» und Mediservice, die mit Heilmitteln das traditionelle Versandterrain ausgeweitet haben. Der Tele-Kanal Home Shopping Europe (HSE 24) weist gar Wachstumsraten im hohen zweistelligen Prozent-Bereich auf. Andere Anbieter wie Tchibo haben sich besonders erfolgreich auf Aktionen und Geschenkartikel konzentriert.

Die erwähnten Neuen waren verantwortlich, dass der Versandhandel 2005 den Umsatz insgesamt um 1,3% auf 2,515 Mrd Fr. steigern konnte. Nicht partizipieren an diesem Wachstum konnten die so genannten Universalversender, zu denen auch Ackermann gehört. Deren Umsatz ging 2005 um 6,4% zurück. Die Universalversender mit ihren typischen Warenhaus-Sortimenten (inklusive Bekleidung und Schuhe) bilden aber mit einem Anteil von 44% oder 1,1 Mrd Fr. weiterhin die wichtigste Säule.

Und der Verdrängungskampf tobt in diesem Segment besonders heftig. Wer Ackermann, der jetzt als letzter grösserer Schweizer Anbieter das Handtuch wirft, sich einverleiben wird, ist nicht bekannt. «Die Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten sind weit fortgeschritten», lässt Ackermann-Sprecher Paul Felber durchblicken.

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*Zweistellige Milliardenumsätze*

Als wahrscheinlich gilt, dass einer oder mehrere ausländische Konzerne zuschlagen werden, die schon jetzt den Schweizer Markt beherrschen. In Frage kommen folglich Karstadt/Quelle, Otto/ Heine, Printemps/La Redoute, Klingel und der britische Great Universal Store (Vedia/Kays). Diese fünf sind auch weltweit mit teils zweistelligen Milliardenumsätzen die Grössten. In der Schweiz fahren sie unterschiedliche Strategien. Die Heine-Gruppe (mit den Marken Heine, Jelmoli) beschränkt sich auf eine schlanke Niederlassung, die bloss ein CallCenter und die Warenrücknahme betreibt, während die Verteilung direkt aus Deutschland erfolgt. Die Quelle-Gruppe hingegen hat ein modernes Logistikzentrum in St. Gallen, das seit dem Einstieg von Neckermann vor drei Jahren und der Übernahme von Spengler noch besser ausgelastet ist. Der Konzern setzt auf eine Vielmarkenstrategie mit Universal- (Quelle, Neckermann) und Spezialmarken (Madeleine, Mode+Preis).

*Kataloge auf dem Prüfstand*

Im letzten Jahr tätigte die Quelle-Gruppe laut Geschäftsführer Horst Rose einen Umsatz von 300 Mio Fr. Damit dürfte sie vor Heine die Nummer eins sein. Offizielle Umsatzzahlen geben die Konkurrenten nicht bekannt.

Als sicher gilt, dass La Redoute mit geschätzten 90 Mio Fr. zum umsatzstärksten Brand avanciert ist. Die seit 1999 in der Schweiz tätige Versandtochter des französischen Printemps-Konzerns respektive der texanischen Redcats Group, gilt als eigentliche Gewinnerin im Verdrängungskampf. Sie hat in den letzten Jahren mit einem gewissen Chic kontinuierlich Terrain erobert. «La Redoute beweist, dass selbst auf einem gesättigten Markt mit dem richtigen Konzept noch stolze Wachstumsraten drinliegen», sagt Meier.

Als Nummer vier ist die Klingel-Gruppe (mit Marken wie Beyeler, Babista, Cornelia, Vamos) einzustufen. Sie hat sich auf spezifischere Zielgruppen - Beispiel «reife Frau» - fokussiert. «Die Zukunft gehört den kleineren Spezialversendern, bei denen sich der Kunde am besten aufgehoben fühlt, während die grossen Universalversender weiter zu kämpfen haben werden», prognostiziert Beyeler-Chef Hans Schweizer.

Skeptisch schätzt die Lage Horst Rose ein. Er macht kein Geheimnis aus der Tatsache, dass die Quelle-Gruppe im letzten Jahr deutlich Federn lassen musste. Jetzt werde das Geschäftsmodell grundsätzlich durchleuchtet, verrät er. «Wir fragen uns, ob der Katalog überhaupt noch das richtige Medium ist, um mit unseren Kunden zu kommunizieren.»

Die Verunsicherung im klassischen Versandhandel ist also gross, doch Meier hält es für falsch, deswegen bereits den Tod zu prophezeien. «Selbst im hart umkämpften Kleidersektor lassen sich mit der richtigen Strategie noch Anteile gewinnen», betont er. Chancen sieht Meier etwa beim Fokus auf eine kaufkräftigere Kundschaft, die bereit ist, für Versandprodukte weit mehr auszugeben als der schweizerische Durchschnitt. Pro Kopf fliessen hierzulande rund 330 Fr. in den Versandhandel. Hinter Deutschland, England und Norwegen steht die Schweiz damit europaweit an vierter Stelle.

Statt via Katalog, Post oder Telefon wird dabei zusehends im Internet bestellt. Im letzten Jahr wurden 23% der Bestellungen online getätigt, 2004 lag diese Rate erst bei 16%.