Die Zurich Financial Services (ZFS) ist zurück am Start: Nach dem vorzeitigen Rückkauf des Aktienpaketes der Bâloise befinden sich
erneut 27% des Aktienkapitals der Basler Versicherungsgesellschaft in Händen der Zürcher. Trotzdem kann das Management der ZFS nicht mitreden: Eine Stimmrechtsbeschränkung in den Statuten der Bâloise limitiert die Mitsprache von Grossaktionären auf 2,1%.
Aus diesem Grunde orten die Analysten von Pictet im Rückkauf der Aktien den ersten Schritt zu einer möglichen Übernahme der Basler durch die Zürcher. Der Rückkauf des Aktienpaketes von der Strategic Money Management Company (SMM) - dort hatte die ZFS das Paket Ende 2001 parkiert - mache nur Sinn, wenn die Zürich mittelfristig die Bâloise übernehmen wolle, spekulieren auch andere Marktbeobachter.
Was unter dem alten CEO Rolf Hüppi einst als strategisches Ziel galt, wird vom neuen Management der ZFS unter James Schiro jedoch kategorisch zurückgewiesen. Im Gegenteil: Man habe die Kontrolle über das Aktienpaket deshalb zurückgeholt, weil man die Bâloise-Aktien sukzessive abbauen wolle, heisst es aus der Entourage von Schiro. Unklar bleibt allerdings, wieso man sich das Paket nicht schon im März wieder gesichert hat, als die Bâloise Aktie bei 25 Fr. stand, knapp halb so teuer wie heute. Und zweitens will es nicht so recht ins Anlagekorsett der «Zurich» passen, dass die Gesellschaft - nachdem man die Aktienrisiken massiv abgebaut hat - riskante Versicherungsaktien mit einem Volumen von 548 Mio Fr. wieder an Bord holt.
Die Bâloise ihrerseits holt sich in der Zwischenzeit Rat bei einer Zürcher Investor-Relation-Beratungsfirma. Der Gründe könnten zwei sein: Entweder will man das eigene Image aufpolieren lassen, um möglichst vielen Investoren die Bâloise-Aktien schmackhaft zu machen, die von der ZFS peu à peu nun auf den Markt gelangen könnten.
*Am Geld wirds nicht scheitern*
Oder aber es geht um mehr. «Wenn der Preis stimmt, dann würde das heutige Management der Basler einem Verkauf zustimmen», ist sich Werner Huber, Head of Research der Atag Asset Management, sicher. Laut Pictet könnten die Zürcher auch bald schon wieder über genügend Kapital verfügen, um die Bâloise zu schlucken. Denn die ZFS ist auf Track: Das Nichtleben-Geschäft in den USA läuft sehr gut, die Prämien steigen weiter. Die Restrukturierungs- und Devestitionspläne verlaufen wunschgemäss. Falls sich die Kapitalmärkte zusätzlich bis Ende Jahr weiterhin freundlich verhalten, wird die ZFS wieder Speck ansetzen.
Zwar dementieren Schiro und sein Team ein strategisches Interesse an der Bâloise. Doch die Geschichte beweist, dass solche Dementis innerhalb von wenigen Monaten Makulatur sein können: So wies die «Winterthur» im November 1995 weit von sich, dass man an einer totalen Übernahme der Neuenburger Versicherungen interessiert sei - drei Monate später flatterte den Neuenburger Aktionären das Übernahmeangebot der «Winterthur» ins Haus.
*Nur freundliche Variante macht Sinn*
Eine Übernahme der Bâloise durch die ZFS müsste wegen der Stimmrechtsklausel wohl freundlich über die Bühne gehen und wäre nur mit einer attraktiven Prämie - mindestens 20% schätzt Pictet - zu erreichen. Zudem haben feindliche Übernahmen in der Schweiz keine Tradition: Unter den Schweizer SMI-Titeln ist es noch nie dazugekommen. Übernahmepäckchen werden in der Schweiz im Hintergrund geschnürt; die Einverleibung der «Winterthur» in die CS Group 1997 ist nur ein Beispiel. Pictet schätzt einen möglichen Übernahmepreis für die Bâloise auf rund 85 Fr. pro Aktie.
Eine Übernahme der Basler durch die Zürcher würde ökonomisch durchaus Sinn machen:
? Die Effizienz im Schweizer Markt müssen alle Marktteilnehmer steigern. Zusammen wären die Basler und Zürcher auf dem Schweizer Markt mit einem Schlag im Einzelleben (Marktanteil neu 22%) hinter der Swiss Life die Nummer zwei, im Kollektivgeschäft mit einem Anteil von rund 20% hinter der «Winterthur» und der Swiss Life eine starke Nummer drei, und im Nichtleben mit 24% Marktanteil dem Marktleader «Winterthur» dicht auf den Fersen.
? Administrativ werden durch Skalenerträge und Synergien massive Kostensenkungen möglich.
? Das Schweizer Kollektivgeschäft ist nur mit grossen Volumina profitabel zu gestalten. Die ZFS hat mit der Verselbstständigung der Vita-Sammelstiftung die Richtung angegeben, in die sie in der beruflichen Vorsorge gehen will. Mittelfristig kann das kombinierte BVG-Portefeuille aus Basel und Zürich auf diese Weise abgekoppelt von der Versicherungsgesellschaft geführt werden - in effizienter Grösse.
? In Deutschland kommen die Basler alleine nicht vom Fleck: Die Basler Deutschland und der «Deutsche Ring» werden in das viel grössere deutsche Geschäft der «Zurich» integriert, was zu Synergien führt. Zusammen besitzt man in Deutschland neu 6,7% Anteil am deutschen Lebengeschäft, und der Anteil am Sachgeschäft wird auf 4,8% gesteigert.
? Die Gesellschaft am Rheinknie verfügt immer noch über eine relativ gesunde Bilanz und bedeutet für die Firma an der Limmat kapitalmässig eher eine Stärkung denn Schwächung.
Mit einem kurzfristigen Schritt der Zürcher rechnet niemand. Doch innerhalb der nächsten zwölf Monate kann viel geschehen. Das Management der ZFS hat sich mit dem Aktienrückkauf alle Optionen offen gehalten. Auch den einer Kehrtwende.
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Versicherungen: Noch zögern die Zürcher
Die Zurich Financial Services kauft Aktien der Bâloise. Eigentlich müsste die ZFS die Basler ganz übernehmen. Was ökonomisch sinnvoll wäre, wird aber kaum so rasch geschehen, weil die Zürcher nicht wo
Von Charlotte Jacquemart
am 05.08.2003 - 20:07 Uhr
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