Die Wasserfluten hinterlassen auch Spuren im Kursverlauf der Aktien der kleinen und mittelgrossen Schweizer Versicherer. Helvetia Patria fielen innert Wochenfrist um 6% von 233 Fr. auf 220 Fr. Vaudoise Versicherungen mussten zeitweise Verluste von 2,5% hinnehmen. Bâloise wurde innert Wochenfrist um fast 2% auf 67.50 Fr. zurückgestuft, und die Kursverluste bei der National lagen bei über 2%.
In einer ersten Analyse zu den Konsequenzen der Schäden für die Versicherer kommt Stefan Schürmann, Analyst bei Helvea, zum Schluss, dass es noch keinen Anlass gibt, bei den Gewinnschätzungen für dieses Jahr Abstriche zu machen. Nach seinen Berechnungen könnten die Schadensansprüche gegenüber den privaten Versicherern 100 Mio Fr. bis 200 Mio Fr. erreichen. Die bis jetzt aufgetretenen Ansprüche bewegen sich somit im Rahmen dessen, was in einem normalen Versicherungsjahr zu erwarten ist.
Irrationale Reaktionen
Die Anleger rechnen für Bâloise mit einem Gewinn pro Aktie von 6.50 Fr., für Helvetia Patria von 23 Fr., für National 45 Fr. und für Vaudoise Versicherungen mit 10 Fr. Für Andreas Frick, Analyst bei der Bank Sarasin, sind die Reaktionen der Börsen teilweise irrational: «Am 22. und 23. August musste Zurich Financial Services eine Einbusse bei der Marktkapitalisierung von 1,15 Mrd Fr. hinnehmen. Und das bei einem durch das Unwetter entstandenen Schaden, der sich für die Zurich um die 50 Mio Fr. bewegen dürfte», sagt Frick.
Ein Grossteil der Schäden wird durch kantonale Gebäudeversicherungen, die öffentliche Hand und durch nicht an der Börse kotierte Gesellschaften wie die Mobiliar getragen. Die börsenkotierten Unternehmen dürften somit mit insgesamt kaum mehr als 200 Mio Fr. belastet werden. Für Frick sind zur Beurteilung eines Versicherungsjahres die vielen kleinen Schäden genauso wichtig wie einzelne Grossereignisse. «Die kleinen Schäden sind unspektakulärer, können sich allerdings zu beachtlichen Beträgen summieren, die schnell einmal stärker ins Gewicht fallen als ein einzelnes Grossereignis», so Frick.
Kaufgelegenheiten
Somit eröffnen grosse, von den Medien stark beachtete Schadensfälle bei Versicherungsaktien Kaufgelegenheiten nach Kursrückgängen. Das konnte man bei Swiss Re 1999 beobachten, als der Hurrikan «Floyd» auf Florida zuraste, wie auch bei den Terroranschlägen am 11. September 2001. Einige Wochen nach dem Schadensereignis notierten die Aktien von Swiss Re jeweils höher als zum Zeitpunkt des Ereignisses. Somit kann man in Abwandlung eines Bonmots des legendären Bankiers Carl Meyer Rothschild sagen: «Kaufen Sie, wenn die Stürme brausen.»