Alain Caparros muss den Riesentanker C&A mit über 2000 Filialen in 23 Ländern auf Kurs bringen. Im Sommer 2017 wurde er als erster Manager, der nicht zum Familienclan Brenninkmejer gehört, auf den Chefposten gehievt. Nun greift er durch. Im Vorstand von C&A kommt es zum Exodus: Vier von sieben Führungskräfte müssen den Posten abgeben, wie die Fachzeitschrift «Textilwirtschaft» berichtet.
Das Europa-Führungsgremium soll nur noch aus drei Führungskräften bestehen. Neben Caparros verbleiben Martijn van der Zee sowie Tjeerd van der Zee. Den Posten verlieren Bart Brenninkmeijer, Frank Beeck, Andreas Seitz und Manfred Mandel. Alle ausser Brenninkmeijer scheiden aus dem Familienkonzern aus.
«Ein Unternehmen, das schneller entscheiden, effizienter handeln und agiler sein will, braucht ein schlankes Management mit klaren Zuständigkeiten und flachen Hierarchien», begründet Caparros.
Gemeinsame Vergangenheit bei Charles Vögele
Pikant: Frank Beeck kam erst Ende 2017 in den Vorstand von C&A. Als COO war er unter anderem zuständig für den Schweizer Markt. Nun wird er zum zweiten Mal von Caparros verabschiedet. Die beiden hatten bereits bei Charles Vögele miteinander zu tun. Caparros war Präsident des Verwaltungsrats und Frank Beeck übernahm 2011 den Chefposten.
Beeck sollte damals die Strategie von Vögele um 180 Grad zurückdrehen, nachdem der Versuch scheiterte, den angestaubten Kleiderhändler mittels Promi-Models radikal zu verjüngen. Nach nicht einmal drei Jahren wurde Beeck von Caparros freigestellt.
Offiziell heisst es nun aus der Düsseldorfer C&A-Zentrale, Beeck habe das Unternehmen «auf eigenem Wunsch» verlassen.
Markenjeans und Spielzeug
Mit der Straffung im Management will Caparros das Tempo erhöhen, die Kundenfrequenzen steigern und mehr Experimentierfreude ins Unternehmen bringen. Die Kette plant offenbar einen Angriff auf die Textildiscounter mit einem breiteren Sortiment im Tiefpreissegment. Gleichzeitig will man mehr Marken anbieten. So nahm C&A kürzlich etwa das Jeans-Label Mustang ins Sortiment auf. Vermehrt setzt der Kleiderhändler zudem auf Alternativen zu Textilwaren, etwa Spielzeug.
Mit dem aktuellen Geschäftsgang habe die Trennung nichts zu tun, lässt C&A verlauten. «Wir sind mit dem Geschäft zufrieden und freuen uns über eine steigende Frequenz in unseren Häusern», sagt ein Sprecher. Letztes Jahr ging es für C&A leicht aufwärts, der Umsatz in Europa stieg um vier Prozent. Ein Befreiungsschlag ist das aber nicht. In Deutschland, dem wichtigsten Markt, schrumpfte der Umsatz in den letzten Jahren um mehrere hundert Millionen Euro, auch in der Schweiz ging er von 605 Millionen Franken im Jahr 2010 zurück auf zuletzt 427 Millionen.