Die Kreditkartenkonzerne Visa und Mastercard erhöhen den Druck auf Schweizer Händler, die weiterhin Zusatzgebühren für Kartenzahlungen erheben – darunter vor allem Firmen aus dem Online-Handel und der Reisebranche. «Wir sehen in der Schweiz immer noch Zuschläge, obwohl diese gemäss unseren Regeln verboten sind», sagt Stefan Holbein, Manager von Visa Europe.

Visa hat daher interne Verfahren gegen die Acquirer-Banken eröffnet, welche für den Handel die Transaktionen abwickeln. Solche Verfahren dauerten in der Regel jedoch lange, sagt Holbein, da die gesprochenen Bussen am Anfang eher gering seien. Firmen wie Aduno und die Six Group wickeln in der Schweiz einen grossen Teil der Kreditkartentransaktionen ab. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Händler die Regeln der globalen Kreditkartenfirmen einhalten. Diese schreiben unter anderem vor, dass Zahlungen mit Bargeld und Kreditkarten gleich teuer sein müssen.

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Digitec: Keine Quersubvention

Bis im vergangenen Sommer galt eine Bestimmung der Wettbewerbskommission (Weko), die es dem Handel erlaubte, sich über dieses Zuschlags-Verbot hinweg zu setzen. Nachdem die Kreditkartenfirmen ihre Gebühren für den Handel in den vergangenen Jahren mehrfach gesenkt hatten, setzte die Weko die Ausnahmeregelung jedoch ausser Kraft.  Seit August gilt daher wieder: Einschränkungen wie «Kreditkarte nur ab 10 Franken» und Zusatzgebühren für Kartenzahlungen sind nicht zulässig.

Einige grosse Händler leisten jedoch Widerstand: Darunter etwa die Migros-Töchter Hotelplan und Digitec/Galaxus. Digitec verlangt einen Zuschlag von 2 Prozent. «Wir wollen alle Kosten verursachergerecht umlegen, da sonst ein Teil der Kunden andere quersubventioniert», sagt Sprecher Lino Bugmann. Auch die Fluggesellschaft Swiss will nicht auf ihre Gebühren verzichten. Eine vollständige Beseitigung der Kreditkartengebühr sei derzeit nicht geplant, sagt Sprecher Florian Flämig.

Die Vertreter der Kreditkarten-Konzerne machen nun direkt Druck auf Firmen wie Digitec, wie Vertreter beider Konzerne bestätigen. Bei Digitec eskalierte die Situation zwischenzeitlich, wonach die Migros-Tochter während einer Zeit keine Visa-Karten mehr akzeptierte. Dabei scheint Visa deutlich schärfer gegen widerspenstige Händler und Partnerbanker vorzugehen als Konkurrentin Mastercard. Das bestätigen Händler und Bankenvertreter gegenüber der Handelszeitung.

Gebühren per Formular zurückfordern

Konsumenten, die von Zuschlägen betroffen sind, können diese über ihre Banken zurückfordern. Die zur Aduno Group gehörende Kreditkartenfirma Viseca empfiehlt ihren Karteninhabern, sich nach Möglichkeit erst beim Händler bei der Verrechnung eines Zuschlags direkt zu beschweren und diesen nicht zu akzeptieren. «Bei bereits bezahltem Zuschlag sollte eine Rückerstattung verlangt werden», so Sprecherin Nadine Geissbühler. Viseca habe dafür ein Online-Formular aufgeschaltet. Allerdings würde dies bisher wenig genutzt, so Geissbühler.

Digitec setzt derweil auf Alternativen zu Kreditkarten, wie Sprecher Bugmann erklärt. Die Migros-Tochter werde künftig auch das Handy-Zahlungsmittel Twint akzeptieren, das von der Postfinance betrieben wird. Ohne Zuschlag für die Kunden.

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