Ein goldener Schachzug: Gregor Furrer trat dem kalifornischen Sportausrüster K2 den Skihersteller Völkl und den Bindungsanbieter Marker für 124 Mio Dollar ab. Vor zwölf Jahren hatte Furrer den strauchelnden deutschen Skibauer von seinem Freund und Geschäftspartner Franz Völkl übernommen für 4 Mio DM und die Zusage, in das traditionsreiche Familienunternehmen zu investieren.

Zu Beginn 2004 hatte Gregor Furrer gerade seinen 66. Geburtstag gefeiert und die Führung der Völkl (Schweiz) AG, über die die Vertriebsaktivitäten in der Eidgenossenschaft gesteuert werden, in die Hände seines Sohnes Reto gegeben. Da war der K2-Deal schon eingefädelt. Der Senior will sich zurücklehnen, bestenfalls nur noch Fäden ziehen falls nötig. Denn als Verwaltungsratspräsident der Gregor Furrer Holding AG (Baar) bleibt er Chef eines Sportmarken-Imperiums, das der Branchenpionier innerhalb der letzten 30 Jahre zielstrebig aufgebaut hat.

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Unermüdlich und hartnäckig arbeitete sich Furrer vom ehemaligen Raichle- und Marker-Vertreter in der Schweiz zum erfolgreichen Sportartikelunternehmer empor. Nach der Übernahme von Marker Schweiz durch einen Management-Buyout vor über 20 Jahren kamen die Vertretungen von Völkl, Uvex und Tecnica sowie von den Sportbekleidern Descente und Chervo dazu.

Eine besondere Freundschaft verband Furrer von Anbeginn mit dem niederbayerischen Skiausrüster Völkl in Straubing, der 1992 nach drei schneearmen Wintern und schlechter Auftragslage quasi vor dem Aus stand. Als Firmeninhaber Franz Völkl um Hilfe bat, war Gregor Furrer sofort da. Der damalige Schweizer Generalvertreter von Völkl übernahm damals die «moralische Pflicht für Familie und Belegschaft», schoss die fehlenden Mittel von 4 Mio DM vor und verpflichtete sich, in die traditionsreiche Ski- und Tennisschlägerfabrik, die damals rund 630 Mitarbeiter beschäftigte, zu investieren. Trotzdem waren personelle und strukturelle Einschnitte unerlässlich, die Tennisprodukte wurden ausgegliedert und die Herstellung von Golfschlägern ganz aufgegeben.

Drei Jahre später wurde das Unternehmen in die Völkl Sports Holding AG eingebettet, an der noch der ehemalige Metro-Manager und Investor Hans-Dieter Cleven und die italienische Tecnica-Gruppe beteiligt wurden. Die Aktien der ausgegliederten Völkl Tennis GmbH werden auch weiterhin von Cleven und dessen Geschäftspartner, dem ehemaligen Tennisstar Boris Becker, gehalten.

Denn das Schmuckstück war immer die Skiproduktion, und darauf schielte auch der US-Skibauer K2. 1998 war in einem neuen Gewerbegebiet in Straubing zwischen München und Passau, in das Völkl gezogen war, die nach eigener Aussage modernste Skifabrik der Welt inklusive eines Entwicklungscenters eröffnet worden. Das Investitionsvolumen betrug seinerzeit immerhin gut 55 Mio DM, wovon allerdings ein zweistelliger Prozentsatz vom bayerischen Freistaat bezuschusst worden sein soll. Zum Schätzpreis hatte zudem die Stadt Straubing Völkl damals dessen altes Firmengelände abgekauft und an Völkl zurückverpachtet. Damit konnte das Eigenkapital geschont werden. Insgesamt also eine gewinnbringende Investition für die neuen Eigentümer.

Die Carving-Welle gab dem Skimarkt Ende der 90er Jahre neue Impulse, Völkl hatte ausserdem die Produktion von Snowboards mit aufgenommen und frühzeitig mit der Integration des Skibindungsherstellers Marker auf Komplettlösungen im Wintersport gesetzt. Völkl und Marker schlossen das Geschäftsjahr 2003/04 soeben mit einem Rekordumsatz von rund 146 Mio Euro ab.

Im Zuge des Völkl-Verkaufs werden die ehemaligen Eigner auch Aktionäre von K2, dessen Konzernumsatz sich in diesem Jahr auf rund 1,1 Mrd Euro belaufen wird. Mit dem Verkauf der Skifabrik vergoldet sich der emsige Walliser Gregor Furrer seinen Ruhestand.