Just im hundertsten Jahr seiner Firmengeschichte muss Vögele Shoes dichtmachen. Der Pionier im Schweizer Schuhhandel, einstiger stolzer Sponsor der Miss-Schweiz-Wahlen, wird per Ende 2022 aus dem Markt gekickt. Wieder eine Schweizer Traditionsmarke weniger.
So etwas schmerzt Angestellte, Lieferanten wie auch Kunden. Das ist etwa so, wie wenn der letzte Laden schliesst in Dorf. Auf die Frage, ob man darüber traurig sei, kommt die Antwort in aller Regel schnell: Ja, sehr. Länger dauert die Antwort meist, wenn gefragt wird, wann man letztes Mal kaufenderweise dort war.
Seit gefühlt drei Jahrzehnten weibeln Beraterinnen und Berater mit einem Krankheitsbegriff, der ihre Kunden aufrütteln soll: Das «Verlust-in-der-Mitte-Syndrom». Will heissen: Wer es als Marke oder als Händler nicht schafft, sich klar zu positionieren, hat bald einmal ein Absatz-Problem. Wer nicht die beste Beratung, das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, das trendigste Sortiment oder die angesagtesten und exklusivsten Marken bietet, schafft sich keine loyale Kundenbasis.
In der Mitte aufgerieben
Und schon gar keine Fans. Käuferinnen und Käufer wandern ab. Zu jenem Händler, der klar positioniert ist. Oft genug sitzt der nicht auf der anderen Strassenseite. Sondern im Internet.
Vögele Shoes war bezüglich Positionierung zu schwammig unterwegs. «Preislich unter, modisch über der Mitte», wie es einst hiess, wurde immer stärker nur noch als «Mitte der Mitte» wahrgenommen.
Punkten konnte Vögele Shoes länger noch dort, wo man mit seinem Agglo-Chic auf ein Publikum traf, dem Bekleidung wichtiger war als Mode. Als der Agglo-Chic selbst den Agglos nicht mehr chic (oder günstig) genug war, wurde Vögele Shoes endgültig in der Mitte aufgerieben.
Richtig erraten, hier schreibt ein Agglo. Mit einem Schmerz, der in dieser Sache leider nichts mehr hilft.