Die Schweizerinnen und Schweizer geben viel Geld für Versicherungen aus: Jährlich rund 7500 Franken pro Kopf. Damit sind sie Weltmeister. In vergleichbaren Ländern wie Kanada oder Australien ist es nicht einmal die Hälfte, wie die jährliche Statistik der Swiss Re zeigt.
Die Schweizer sind auf Sicherheit bedacht, leben eine «Vollkasko-Mentalität», wie es Stefan Thurnherr vom VZ Vermögenszentrum ausdrückt. Das hat seinen Preis. Allein für Schadenversicherungen lag das Prämienvolumen im vergangenen Jahr gemäss Finanzmarktaufsicht Finma bei 26,5 Milliarden Franken. Klammert man die Kranken- und Unfallversicherung aus, so waren es rund 12 Milliarden Franken.
Vergleichen oder verzichten
«Unnötig viel», wie Versicherungsspezialist Thurnherr meint. Denn oft geht es billiger und auf viele Spezialpolicen kann man auch verzichten. Denn wer rechnet, wird nur jene Risiken versichern, die er finanziell nicht tragen kann oder deren Prämie im Vergleich zum möglichen Schaden sehr gering ausfallen.
Haftplichtversicherung: Ein Muss
Dies gilt insbesondere für die Privathaftplichtversicherung, die zwar gesetzlich nicht vorgeschrieben, faktisch aber zwingend ist: Wer einer anderen Person einen Schaden zufügt oder Eigentum von Dritten beschädigt, muss dafür mit seinem gesamten Einkommen und Vermögen geradestehen.
Wer beispielsweise auf der Piste mit einem Skifahrer kollidiert, der keine Unfallversicherung hat, oder wer einen Velofahrer umfährt und schwer verletzt, muss allenfalls für dessen künftigen Lohnausfall und für Schmerzensgelder aufkommen. Solche Forderungen können in die Millionen gehen.
Die Prämien dafür sind vergleichsweise bescheiden: Für einen 30-jährigen, in Zürich lebenden Schweizer, der sich für 5 Millionen Franken versichern will, variiert sie beispielsweise zwischen rund 100 und 200 Franken. Daraus direkt den vermeintlich günstigsten Versicherer zu wählen, wäre allerdings übereilt. Denn manche Anbieter verlangen einen Selbstbehalt pro Schadenereignis oder beim Wohnungswechsel pro beschädigtes Zimmer. Andere sind kulanter: Sie setzen den Selbstbehalt bei Schäden, die ein Mieter verursacht, für die ganze Wohnung an.
Hausratpolice: Sinnvoll und nötig
Im Unglücksfall ist eine Hausratversicherung viel wert. Sie vergütet nicht nur verschiedenste Schäden, die im Haushalt anfallen, sondern deckt auch Hotelübernachtungen, wenn man beispielsweise wegen eines Rohrbruchs oder eines Zimmerbrands vorübergehend nicht mehr zu Hause wohnen kann. Ausserdem ersetzt sie Habseligkeiten, die einem auswärts gestohlen werden. Doch auch hier gilt es, die Prämien der verschiedenen Anbieter zu vergleichen. Denn diese variieren zum Teil beträchtlich.
Ein Beispiel: Eine Schweizer Familie mit zwei Kindern, die ein Fünf-Zimmer-Einfamilienhaus in Dübendorf ZH mietet und per 1. Januar eine Hausratversicherung über 100'000 Franken abschliesst, zahlt gemäss dem Vergleichsdienst Comparis bei der teuersten Versicherung rund 400 Franken pro Jahr. Bei der günstigsten ist es nur etwas mehr als die Hälfte davon.
Fristen beachten
Hat dieselbe Familie ihre Hausratversicherung bereits vor ein paar Jahren abgeschlossen, kann sich ein Wechsel ebenfalls lohnen. In manchen Fällen sind Prämienreduktionen von 50 Prozent oder mehr möglich. Der Wechsel zu einer neuen Versicherungsgesellschaft braucht jedoch etwas Vorbereitung. In der Regel sind die Verträge nämlich nur per Ende Jahr kündbar. Die übliche Kündigungsfrist von drei Monaten eingerechnet, muss das Kündigungsschreiben also am 30. September auf die Post. Doch Achtung: Viele Policen laufen fünf oder sogar zehn Jahre.
Da die Frist für dieses Jahr bereits vorbei ist, kann man die Versicherung bis Ende 2016 meist nur noch ausserordentlich wechseln. Dies ist in folgenden Fällen möglich: Im Schadenfall, wenn die Versicherung die Prämie erhöht, wenn sie die gesetzliche Informationspflicht verletzt oder wenn sich das Risiko verändert. Letzteres ist beispielsweise dann gegeben, wenn man mit jemandem zusammenzieht.
Unterversicherte bekommen weniger
Wer Geld sparen will, könnte auf die Idee kommen, den Hausrat unter dessen Wert zu versichern. Ist der Hausrat aber unterversichert, werden im Schadenfall die Versicherungsleistungen proportional gekürzt. Versichert die oben genannte Familie ihren Hausrat also nicht dem tatsächlichen Wert entsprechend mit 100'000 Franken, sondern lediglich mit 60'000 Franken, bezahlt die Versicherung im Fall eines Totalschadens auch nur diesen Betrag. So weit so klar.
Viele sind sich aber nicht bewusst, dass die Versicherung in diesem Fall auch bei einem Teilschaden nur 60 Prozent der Kosten übernimmt.
Auto: Kasko nur für neue Fahrzeuge
Wie bei den Hausrat- und Haftpflichtversicherungen besteht auch bei den Autoversicherungen ein bedeutendes Sparpotenzial, insbesondere bei den Kasko-Policen. Das Versicherungsmodell sollte möglichst auf den tatsächlichen Gebrauch ausgelegt sein.
Wer nur selten fährt, kann sich auf die einfache Motorfahrzeug-Haftpflichtversicherung beschränken. Wer das Auto dagegen oft nutzt, für den lohnt sich eine Kaskoversicherung eher. Auch lohnt sich die Kaskoversicherung in der Regel nur für neuere Autos, meist für die ersten zwei bis drei Jahre. Danach rechtfertigt der Restwert die hohen Prämien meist nicht mehr.
Verhandlungsgeschick zählt
Die Höhe der Prämie hängt zudem von einer Reihe von Faktoren ab; etwa, ob das Auto draussen oder in einer Garage parkiert ist oder ob es nur privat oder auch für die Arbeit zum Einsatz kommt. Sollte sich etwas am Nutzungsverhalten ändern, so sollte dies der Versicherung so rasch wie möglich mitgeteilt werden. Denn auf der einen Seite kann man damit Geld sparen. Anderseits droht m Schadenfall eine Leistungskürzung, wenn man etwa verschwiegen hat, dass man den langjährigen Garagenplatz aufgegeben hat.
Mit der Versicherung kann man über die Bonusstufe verhandeln − besonders, wenn man schadenfreie Jahre vorweisen kann und wenn man bei derselben Gesellschaft andere Policen hat. Selbst als Junglenker muss man nicht unbedingt bei 100 Prozent anfangen – sofern man etwas Verhandlungsgeschick zeigt. Für alle Versicherungen gilt: Vorsicht vor langen Laufzeiten, denn so können all die günstigen Wechseloptionen nicht in Anspruch genommen werden.