Mehr Vorteile mit dem grössten Vielfliegerprogramm!» So wurde den Schweizern das Lufthansa-Programm Miles & More angepriesen. Wer seine Swiss-Meilen retten wollte, hatte ohnehin keine Wahl. Am 1. April hat die Lufthansa den Swiss Travel Club (STC) geschluckt. Und bereits machen sich erste Nachteile bemerkbar.

Profiteurin ist die Lufthansa, enttäuscht sind die Kunden des STC. Das Meilengeschäft ist kein Pappenstiel: Auf den Prämienkonten aller Flugreisenden schlummern weltweit mittlerweile 8500 Milliarden Meilen, die laut «Economist» etwa 500 Milliarden Euro Gegenwert entsprechen. Im Unterschied zu Deutschland, wo das Bundesarbeitsgericht die auf Geschäftsreisen gesammelten Flugmeilen kürzlich dem Arbeitgeber zugesprochen hat, herrscht in der Schweiz noch weitgehend eine grosszügige Praxis.

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Das gilt auch für den Fiskus: Im neuen Lohnausweis müssen die Flugmeilen nicht aufgeführt werden. Doch bei der CS und der UBS gilt bereits die Regel, dass auf Geschäftsreisen gesammelte Meilen nur für Dienstreisen gebraucht werden dürfen. Das könnte Schule machen. Doch vorderhand sammeln viele Schweizerinnen und Schweizer noch in ihrem ureigensten Interesse.

Teure Auskunft

Entsprechend gross ist die Zahl ehemaliger Swiss-Travel-Club-Mitglieder, die sich über die ersten News von Miles & More gründlich ärgern. Bereits der Versuch, via Internet den Meilenübertrag abzurufen, gelingt vielen nicht. Mit der «Technical Error»-Meldung wird die Telefonnummer 0900 85 11 11 des Supports angezeigt – allerdings die Minute à 86 Rappen.

Ganze vier Franken kostete dann der Testanruf, bis wir jemandem unsere Frage stellen durften. Das habe man inzwischen geändert, erklärt Urs Eberhard, Head Partnership Marketing der Swiss. «Wir haben nach den unerwartet vielen Anfragen an unser Serviceteam die Gesprächsgebühr nach unten korrigiert.»

Seit Ende April gilt gemäss Eberhard folgendes Preisregime:

– 0 bis 180 Sekunden: Lokaltarif,
– 181 bis 480 Sekunden: 86 Rappen,
– ab 481 Sekunden: Lokaltarif.

Als ob diese Tarife noch nicht kompliziert genug wären: Auf der Internetseite von Miles & More findet man noch immer den Hinweis auf 86 Rappen pro Minute. Eine Rappenspalterei? Oder eher eine verdeckte Abzockerei? Die anderen Fluggesellschaften verlangten gleiche Preise, heisst es bei der Swiss. Wirklich? Bei Air France und Singapore Airlines werden Fragen zum Lokaltarif beantwortet, ohne minutenlange Wartezeit. Telefoniert man Mitgliedern der Star Alliance zum Normaltarif, wird man als Mitglied von Miles & More angewiesen, deren teure 900er-Nummer anzurufen.

Clubmeilen abgewertet

Immerhin klappte der technische Ratschlag. Doch kaum hat man den Zugang zum Meilenkonto via Internet erreicht, folgt die zweite Enttäuschung. Die seit dem 1. Januar dieses Jahres auf Swiss-Flügen gesammelten Clubmeilen sind zu gewöhnlichen Prämienmeilen abgewertet und nicht wie erwartet als Statusmeilen übertragen worden. Um dieses Jahr noch einen höheren Status zu erreichen, muss das Sammeln von Club- beziehungsweise Statusmeilen von neuem beginnen – mit dem Handicap allerdings, dass für die 35 000 Statusmeilen (Frequent Traveler) oder die 130 000 Meilen (Senator), die innert eines Kalenderjahres geflogen werden müssen, den ehemaligen STC-Kunden 2006 bloss neun Monate zustehen (seit 1. April).

Schafft dies der «Teilnehmer» nicht – so heisst die unterste Kategorie bei Miles & More –, erhält er weniger Meilenprämien und keine Bewilligung für zusätzliches Gepäck. Dass auf der Homepage von Miles & More neue Mitglieder mit 2000 Prämienmeilen angelockt werden, stimmt die just bei Miles & More prämienlos gelandeten STC-Kunden auch nicht fröhlicher. Bei all diesen Nachteilen liest sich die Begrüssung der Swiss-Travel-Club-Kunden durch die Lufthansa mit eher gemischten Gefühlen.

Abgesehen davon ist die Meilenberechnung der Lufthansa höhere Mathematik. Zum Beispiel erhält ein «Teilnehmer» für einen Flug Zürich–New York–Zürich in der Economy je nach Buchungsklasse 11 758, 7838, 3920 Prämienmeilen gutgeschrieben. Je teurer die Buchungsklasse, desto mehr Meilen, so das vermutete Prinzip. Doch die konkrete Frage, welcher Flug nach New York uns die attraktiven 11 758 Prämienmeilen einbrächte und zu welchem Preis, überforderte den überaus freundlichen Mann vom Callcenter, den wir nach drei Minuten Wartezeit erreichten.

Nach einer Denkpause meinte der Mitarbeiter, er durchschaue die äusserst komplizierten Meilenprämien auch nicht ganz. «Das Reisebüro kann Ihnen aber bestimmt helfen», meinte er. Und dies nach einem gebührenpflichtigen Sechs-Minuten-Gespräch mit Miles & More!

Immerhin erfuhren wir, dass alle «Teilnehmer» auf dem Flug Zürich–New York–Zürich 7852 Statusmeilen erhalten – unabhängig von den Buchungsklassen B, Y, G, H, K, M, P, Q, S, U, V, L, T oder W.

Treue Swiss-Flieger, die jetzt bei Miles & More mittun, werden wohl schon bald auch die Mitgliedschaft bei anderen Vielfliegerprogrammen prüfen.