Was Schweizer gar nicht geschafft haben, schaffen die Österreicher anscheinend im Handumdrehen: Von Roll Inova, verscherbeltes Überbleibsel des Zürcher Traditionskonzerns Von Roll, hat sich nach der Übernahme durch die Austrian Energy & Environment (AE&E) in nur zwei Jahren innerhalb der Gruppe zur Ertragsperle in Sachen Abfallbehandlung entwickelt. Die werde man nicht mehr hergeben, versichert ihr Verwaltungratspräsident Christian Schmidt im Gespräch mit der «HandelsZeitung».

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Wenns mal läuft, dann läufts: Wenige Tage nach der Veröffentlichung der Jahreszahlen Umsatz 437 Mio Fr. und Gewinnsteigerung um 60% auf 15,5 Mio Fr. meldete Von Roll Inova einen 220-Mio-Auftrag: Im belgischen Liège wird Von Roll Inova eine thermische Abfallverbrennungsanlage bauen. Ein Projekt, mit dem bereits die Hälfte des Auftragssolls für 2006 erfüllt ist. Weitere Grossaufträge, etwa in Britannien, sollen schon bald spruchreif sein, doch Schmidt und CEO Klaus Zink lassen sich dadurch nicht zu Äusserungen über ambitiöse Wachstumsziele verleiten. «Wir wollen keine Umsatzsprünge von 20% oder mehr machen», sagt Zink. Das Ziel lautet: Organisches Wachstum von 5% mit entsprechender Ertragssteigerung. «Zu schnelles Wachstum würde nur zusätzliche und unvertretbare Risiken schaffen», so Zink.

Unvertretbare Risiken haben der alten Von Roll den Todesstoss versetzt: Die damalige Holding mit den Bereichen Giessereien, Isolations- und Umwelttechnik war durch falsche Entscheide in eine Schuldenspirale geraten und manövrierunfähig. Schliesslich veranlassten die Gläubigerbanken den Verkauf zweier Bereiche.

Verträge abgesichert

Schmidt und Zink sind von den übernommenen Qualitäten des Unternehmens und seiner Mitarbeiter viel zu überzeugt, als dass sie dem alten Management Fehler vorhalten würden. Das Thema Unternehmensrisiko sei nach der Übernahme intensiv mit Schulungen im Risikomanagement und durch Projektbeurteilungen bearbeitet worden, sagt Schmidt. Werden hier die Hausaufgaben nicht richtig gemacht, kann das Scheitern eines Projekts die ganze Unternehmung gefährden.

In Liège dauert die Projektabwicklung von der Unterschrift bis zur Übergabe an den Kunden mindestens zwei Jahre. Nochmals 24 Monate dauert die Gewährleistungszeit. Erst dann bekommen die Banken ihre vorab geleisteten Garantien zurück. Da kann viel passieren, und von Roll Inova trägt als Generalunternehmer die volle Verantwortung. Die Abhängigkeit von Lieferanten und Leistungserbringern, die ebenfalls unter grossem Wettbewerbs- und Kostendruck stehen, ist gross. «Wenn einer ausfällt oder Konkurs geht, haben wir die Kostenfolgen zu tragen», sagt Zink. Deshalb spiele in der Geschäftsabwicklung das vertragliche Engineering in etwa die gleich bedeutende Rolle wie das technische.

Banken hielten die Stange

Ohne striktes Risikomanagement wäre es dem neuen Management auch nicht gelungen, die Banken von der neuen Von Roll Inova zu überzeugen. In einem Geschäft, in dem in einem einzelnen Projekt derartige Umsätze bewegt werden, braucht ein Unternehmen Garantierahmen von mehreren 100 Mio Fr. Und besonders beliebt ist der Anlagenbau angesichts des Verdrängungswettbewerbs und der geringen Margen in den Kreditabteilungen der Bankhäuser nicht. Die neuen Eigentümer, das heisst die AE&E beziehungsweise die A-Tec-Holding von Mirko Kovats, mussten selber Garantien leisten, öffneten sämtliche Bücher, schufen Transparenz und neues Vertrauen.

Nach der anfänglichen Skepsis gegenüber den Käufern aus Österreich seien die Banken heute hoch zufrieden, schmunzelt Schmidt: «Am besten wird das durch die beiden Grossbanken illustriert, deren Kreditabteilungen uns vom Sanierungsfall zum normalen Geschäftskunden heraufgestuft haben.» Sogar zum Essen sei er kürzlich eingeladen worden.

In A-Tec integriert

Nur Old Economy

Als Bereich der Austrian Energy & Environment gehört Von Roll Inova zu A-Tec Industries von Mirko Kovats. Der österreichische Unternehmer setzt auf Old Economy: Die Holding vereint die Bereiche Antriebstechnik, Anlagenbau und Maschinenbau sowie Metall. Gemäss Verwaltungsrat Christian Schmidt gibt es konkrete Pläne für einen Börsengang von A-Tec, aber nicht mehr in diesem Jahr. Eine Fusion mit Unaxis sei vom Tisch.