Als die Aktien vom Modehaus Charles Vögele in den vergangenen Tagen in grossen Volumina die Hände wechselten, orakelten nicht wenige Börsianer, ob ein Finanzinvestor den Einstieg vorbereite. Nun ist klar, dass der Zuger Hedgefonds Teleios Capital Partners um den 36-jährigen Igor Kuzniar Mitstreiter für ein Investment beim Unternehmen aus Pfäffikon SZ begeistern konnte. Zusammen hat die Investorengruppe nun einen Anteil an Charles Vögele von über 10 Prozent.
Weniger begeistert vom Modehaus ist die ehemals mit über 20 Prozent beteiligte Migros: Charles Vögele kostete den Lebensmittelkonzern in eineinhalb Jahren 20 Millionen Franken, rechnete die «Bilanz» jüngst vor.
Der Einfluss von Teleios-Manager Kuzniar, der in St. Gallen studierte, bei McKinsey arbeitete und dann über sechs Jahre als Partner beim New Yorker Hedgefonds Octavian Adivsors agierte, steigt also. Etwas, das für turbulentere Zeiten beim Modehaus sorgen könnte. Dabei sehnte sich Charles Vögele-CEO Markus Voegeli im Interview mit der «Handelszeitung» nichts so sehr, wie Ruhe, Ruhe, Ruhe: «Wir müssen Ruhe ins Management bringen, Ruhe in die Mannschaft und Ruhe ins Produkt.»
«Putschversuch» bei früherem Investment
Für Ruhe sorgte Kuzniar beim deutschen Kunststoffspezialisten Balda keineswegs. Im Gegenteil: Dort ist der Schweizer seit 2012 in lebhafter Erinnerung, als er im Namen von Octavian Advisors die Mannschaft auf die Ersatzbank schicken wollte. Er warf den Deutschen unsaubere Machenschaften bei einem Anteilsverkauf vor und sorgte an einer ausserordentlichen Aktionärsversammlung für einigen Rummel.
«Balda: Der Streit eskaliert», hiess es seinerzeit in deutschen Medien. Das Magazin «Focus» schrieb von einem «Putschversuch» beim westfälischen Unternehmen, der letztlich scheiterte. Nach einer freiwilligen Sonderprüfung lösten sich die Vorwürfe des Hedgefonds angeblich in Luft auf, ist im Balda-Finanzbericht von Ende 2012 zu lesen.
«Kein ruhiger» Investor
Befürchtungen, dass es bei Charles Vögele bald ähnlich zugehen wird, versucht Teleios zu zerstreuen: «Wir wollen mit dem Management von Charles Vögele konstruktiv zusammenarbeiten, um eine Wertsteigerung herbeizuführen», sagte ein Manager gegenüber handelszeitung.ch beim ersten Aktienkauf Anfang Jahr. Gegenüber der Nachrichtenagentur AWP meinten die Zuger aber, sie seien ein «Value»-orientierter Hedgefonds und «sicher kein ruhiger» Investor.
Mit im Boot von Kuzniar sitzen der Libanese Firas Abi-Nassif und seine Frau. Abi-Nassif und Kuzniar absolvierten zusammen zwischen 2005 und 2007 die Harvard Business School in den USA. Der libanesische Partner amtete zwischen 2011 und 2013 für den damaligen Minister für Telekommunikation Nicolas Sehnaoui als Einflüsterer und unterhält einen eigenen Youtube-Kanal. Im Libanon tauchte der Inhaber mehrerer Patente aus seiner Zeit als Motorola-Ingenieur als Informatik-Experte auf.
Turnaround in weiter Ferne
Ihr Objekt der Begierde in der Schweiz befindet sich nach wie vor im Krebsgang: Der Bruttoumsatz von Charles Vögele ging um 4,5 Prozent auf 1,08 Milliarden Franken zurück, zeigen die Jahreszahlen 2014. Der Nettoumsatz lag bei 901,2 Millionen Franken, nach 946,5 Millionen im Vorjahr. Damit verfehlte das Unternehmen sein Ziel, den seit 2007 anhaltenden Umsatzrückgang zu stoppen.
Im ersten Halbjahr 2014 war das Unternehmen zwar noch auf Kurs, doch mit dem Herbst kam die Wende. Die Frankenstärke und der damit einhergehende Anstieg des Einkaufstourismus kommen nun als weitere Herausforderung dazu: Der Umsatz sank im ersten Halbjahr 2015 beschleunigt und der Verlust verdreifachte sich auf 36 Millionen Franken.
Die Börse freut das Engagement des Teleios-Umfelds: Die Aktien erreichten zwischenzeitlich ein Tageshoch von 11,35 Franken. Viel Luft nach oben bleibt: Eine Dividende schüttete Charles Vögele seit 2012 nicht mehr aus.