Es war ein trauriger Tag für den Vontobel-Clan: am 24. Februar verstarb Ruth de la Cour-Vontobel, Schwester von Hans Vontobel, im Alter von 94 Jahren. Die Grande Dame der Familie war auch eine gewichtige Aktionärin: Sie hielt 5,5 Prozent der Aktien, dazu kommen weitere Aktien, die sie im Rahmen der Familienholding Vontrust hielt. Nun gehen ihre Aktien im Rahmen der Erbfolge an die vier Töchter und deren Familien über. Für die Bank, die wegen des Skandals um Uli Hoeness ohnehin gefordert ist, bedeutet dies weitere Unruhe.
Die Gründerfamilie hat sich über einen Aktionärspool die Mehrheit gesichert. 40 Prozent der Aktien sind in einem Aktionärsvertrag gebunden, 14,9 Prozent sind freie Aktien der Hauptaktionäre.
Was passiert mit den freien Aktien?
Während die im Pool gebundenen Aktien bei der Erbfolge automatisch wieder in den Pool eingebracht werden, können die Erben über die freien Aktien auch frei verfügen. Laut Angaben der Bank liegt der Anteil an freien Aktien von Ruth de la Cour aber unter fünf Prozent, wodurch maximal knapp 1,25 Prozent pro Tochter frei verfügbar sind.
Der Familienzweig von Ruth de la Cour wirkt weniger kompakt als jener von Hans Vontobel. Eine der vier Töchter, Jacqueline Dornonville de la Cour und deren Familie, ist in keiner der poolgebundenen Holdings vertreten. Die Bank wollte dazu keine Stellung nehmen: Das sei Privatsache. Aufgefallen ist, dass dieser Familienzweig zusätzlich eine eigene Todesanzeige geschaltet hat, nebst jener der Gesamtfamilie, in der unter anderem auch Hans Vontobel und dessen Familie genannt sind.
2017 läuft Aktionärsvertrag aus
Angesichts der vergleichsweise geringen Anzahl der nun frei werdenden Aktien und des bisher stets klaren Commitments durch den Grossteil der Familie sei die Mehrheit der Familie und des Aktionärspools nicht gefährdet, lässt die Bank ausrichten. Der Moment der Wahrheit wird Ende 2017 kommen, wenn der bestehende Aktionärsvertrag ausläuft. Die Bank war schon mehrmals Ziel von Übernahmeversuchen, auch aus den eigenen Reihen – 2011 wollte Grossaktionär Raiffeisen die Bank mit Sarasin verkuppeln. Doch die Familie hat sich gegen solche Vorstösse stets gewehrt.