Eine knappe halbe Stunde dauerte es, bis Vontobel die Antwort parat hatte. Unmittelbar nach der Mitteilung von Raiffeisen, man werde den Kooperationsvertrag per 2017 kündigen, liess Vontobel wissen, man werde seinerseits die 12,5 Prozent, die Raiffeisen an Vontobel halte, zurückkaufen und die Aktien vernichten.
Derlei Szenarien waren längst vorbereitet. «Der Rückkauf des Aktienpaketes wäre problemlos machbar», hatte Vontobel-CEO Zeno Staub schon im Februar verkündet – eine weitere Eskalationsstufe im Konflikt, den Vontobel losgetreten hatte, als man den Partner 2012 vor Schiedsgericht zog: «Wir hätten statt einer Klage gegen den besten Kunden eher auf der strategischen Seite Antworten erwartet», meinte Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz zum damaligen Entscheid.
Die Auflösung des Vertrages wird für Vontobel im doppelten Sinne teuer. Rund 260 Millionen wird Vontobel aufwenden müssen, um das Raiffeisen-Paket zu kaufen – mehr als das Doppelte des Jahresgewinns von zuletzt 122 Millionen. Dazu kommen die Ertragseinbussen: Für rund 35 Millionen vertreibt Raiffeisen jährlich Vontobel-Produkte. Weitere 30 Millionen gehen laut Insidern zudem zukünftig verloren, weil Raiffeisen die Wertschriftenabwicklung selber machen will. Der einst von Vontobel vollmundig angekündigte Plan, die IT-Plattform auch anderen Banken für die Abwicklung anzubieten, gilt als gescheitert – ausser einigen Kleinstbanken nutzt niemand das Angebot.
Dafür wird Vontobel-Präsident Herbert Scheidt nun einen unbequemen Grossaktionär los. Mehrmals hatte Vincenz versucht, Vontobel zum Objekt eigener Fusionsvorhaben zu machen, etwa durch eine Verschmelzung mit der Basler Bank Sarasin. Das Vertrauen war seither zerstört.
Durch die Vernichtung von Aktien wird der Kurs verdichtet und die Dividende grösser. Dies gewichtete der Markt zuletzt höher als die Risiken von Ertragseinbussen – der lange sinkende Kurs konnte zuletzt wieder leicht zulegen. Profitieren können auch Scheidt und Staub – sie sind durch grosszügige Beteiligungsprogramme eingebunden.