Als die Swissair im Spätherbst ihrer Existenz den Weg in die Breite suchte, nannte sie die Strategie «Hunter». Statt mit anderen zusammenzuarbeiten – wie das im Airline-Business Tradition hat – wollte sie selbst Chefin sein und kaufte zusammen, was sie nicht hatte. Und egal, ob es zu ihr passte. Das Ergebnis ist bekannt. Die Swissair ist verschwunden, und mit ihr das ganze Geflecht.
Wenn nun die Graubündner Kantonalbank den Kauf der BZ Bank bekannt gibt, ist das vielleicht nicht gerade dasselbe. Doch auch im Banking gibt es eine ganze Reihe misslungener Akquisitionen, und nicht wenige von ihnen fanden unter dem Dach einer Kantonalbank statt. Ein paar Beispiele.
Ordentlich die Finger verbrannt hat sich die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB), als sie im Jahr 2000 die Atag Asset Management kaufte. Nach ein paar Jahren wurde diese in AAM Privatbank umgetauft und noch ein paar Jahre später wieder verkauft. Synergien mit dem Stammgeschäft? Null. Unter dem Strich: Wohl ein Verlust. Käuferin war die Basler Kantonalbank (BKB), die mit der AAM nicht viel mehr machte, als sie zu liquidieren.
Die BKB suchte das Heil einst im Zürcher Private Banking und stellte dazu 1997 ein paar frühere Volksbanker an. Diese akquirierten in der Folge viel (Schwarz-)Geld, und das über zum Teil fragwürdige externe Vermögensverwalter, sodass die Bank gleich mehr als einen Schuh aus dem Geschäft zog (ASE-Skandal, Schwarzgeld-Busse in Deutschland). 2014 schloss die BKB ihre ausserkantonalen Privatbank-Filialen wieder.
Auch die Aargauische Kantonalbank hatte mal so eine Private-Banking-Abteilung in Zürich. 2013 verkaufte sie diese an die Privatbank Ihag.
Der Banker aus Wilen, jahrzehntelang als Anleger der Nation gefeiert, verkauft seine Bank an die Graubündner Kantonalbank. ABO
Die St. Galler Kantonalbank kaufte 2002 die Hyposwiss, um mit reichen Privatkunden wachsen zu können. 2008 expandierte sie sogar nach Deutschland. Hyposwiss wurde 2013 wieder verkauft, das Deutschland-Geschäft noch nicht.
Ins Ausland expandierte auch die Zürcher Kantonalbank. Sie kaufte sich 2009 die Salzburger Privatinvest Bank. Seither gibt es eine ZKB Österreich und Bankchef Martin Scholl erklärt seinen Kunden und Eigentümern immer wieder aufs Neue, weshalb das angeblich Sinn macht.
Bereits 1998 kam die Luzerner Kantonalbank (LUKB) auf die Idee, eine Privatbank zu kaufen. Bei ihr wars die Adler Privatbank, die dann noch zwölf Jahre lang als solche überlebte. 2010 wurde das Geschäft in die LUKB integriert.
Den grössten Fehlgriff leisteten sich aber wohl die Raiffeisenbanken, welche 2012 in der Ära Vincenz unter anderem die Überbleibsel der gescheiterten Privatbank Wegelin kauften. Weil das allein nicht reichte, kam später noch die Basler Privatbank La Roche dazu. Am Ende trennte sich Raiffeisen wieder von dem Geschäft. Heute gehört es zu Vontobel, wo es wohl besser hinpasst.
Nicht alle Expansionen waren Flops. Nicht alle müssen unter dem Strich Verluste verursacht haben. Und doch gibt es wenig Zukäufe, die unter dem Dach einer Kantonalbank wirklich langfristig überzeugten.
Dass die Zürcher Kantonalbank den von den Kantonalbanken gegründeten Asset Manager Swisscanto kaufte, passte irgendwie in die Strategie der recht grossen Staatsbank. Und die Retailbank Cler scheint als landesweite Erweiterung der Basler Kantonalbank zu funktionieren.
Doch immer dann, wenn Kantonal- oder Regionalbanken fanden, sie müssten ihr ach so langweiliges Stammgeschäft durch ein anderes, nicht ganz so langweiliges Standbein ergänzen, gab es früher oder später Ärger. Oder zumindest Anlass für kritische Fragen.
Nun ist die Graubündner Kantonalbank dran – vermutlich unter dem Einfluss ihres Bankratspräsidenten Peter Fanconi, der nebenbei auch noch Präsident bei Konkurrentin EFG ist.
Der Kauf der BZ Bank ist nicht der erste Ausflug der Bündner ins Anlagegeschäft. Bereit seit 1998 hält sie eine Mehrheit an der Zürcher Bellerive Bank und seit 2016 ist sie am Vermögensverwalter Albin Kistler beteiligt. Anfang dieses Jahres stieg sie auch bei der Boutique Twelve Capital ein. Und nun also Ebners BZ Bank. Es gab schon naheliegendere Kombinationen.
Korrektur: Eine erste Version dieses Textes konnte man so verstehen, dass die GKB die Bellerive Bank 2016 zu 100 Prozent übernommen habe. Das stimmte zwar kurzzeitig, die Beteiligung wurde jedoch anschliessen wieder auf eine Mehrheit reduziert. Der Text wurde entsprechend angepasst.