Die Unterdeckung der zweiten Säule in der Schweiz liegt bei rund zehn Prozent. In absoluten Zahlen entspricht dies 50 Milliarden Franken. Aber nicht nur die Verluste, welche die Pensionskassen aus der Börsenflaute der vergangenen Jahre davontragen mussten, gefährden die Renten. Auch die Entwicklung der Lebens-erwartung stellt die Kassen vor enorme Probleme: Wir werden immer älter und beziehen immer länger Rente. Hinzu kommt, dass stets weniger Erwerbstätige pro Rentner zur Verfügung stehen, was auf Grund des Umlageverfahrens zu Engpässen führen wird. Heute kommen auf einen Rentner über drei Erwerbstätige. In zehn Jahren werden es noch 2,7 sein, und im Jahr 2040 zahlen nur noch 1,8 Erwerbspersonen für einen Rentner. Die Demografie lügt nicht: Die Rentner der Zukunft sind bereits geboren. Prognosen über demografische Entwicklungen sind so sehr sicher.

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Zur Diskusion stehen daher verschiedene Modelle, um die Alterslast abzufedern: Erhöhung der Prämien, Abbau der Leistungen oder Heraufsetzung des Rentenalters. BILANZ zeigt anhand von drei Beispielen das Ausmass der Lücken in der Vorsorge, wenn keine zusätzlichen Beiträge bei der AHV oder der zweiten Säule erhoben werden und das Rentenalter nicht erhöht wird. Dabei werden demografiebedingte Rentenumwandlungssätze angenommen, die noch unter den geplanten 6,8 Prozent liegen. Denn durch die aktuell diskutierten Massnahmen könnte nur rund die Hälfte der Lücken in den Pensionskassen geschlossen werden.

Ein 50-jähriger Mann, der heute150 000 Franken verdient, wird einen monatlichen Rentenverlust von 832 Franken verzeichnen. Das bedeutet, dass er bereits heute anfangen muss, jeden Monat 867 Franken zu sparen, um den Verlust auszugleichen. Für den 40-Jährigen mit einem Einkommen von 80 000 Franken bedeutet dies einen monatlichen Konsumverzicht von fast 500 Franken, und der im Beispiel genannte 60-Jährige muss gut 300 Franken auf die hohe Kante legen.

«Es ist ganz wichtig, beim Sparen den Aktienanteil altersabhängig zu wählen», sagt Pensionskassenexperte Martin Wechsler. Eine Faustregel besagt, dass der maximale Aktienanteil bei «100 minus Alter» liegen sollte. Auch Thomas Metzger, Leiter Vermögensberatung beim VermögensZentrum in Zürich, empfiehlt einen höheren Aktien- anteil, je länger der Anlagehorizont ist: «Je länger der Horizont, desto mehr Möglichkeiten hat ein Anleger, auch höhere Risiken einzugehen. Kursschwankungen an den Aktienmärkten kann man dann einfach aussitzen.» Einem 60-jährigen Anleger, der nur noch fünf Jahre bis zu seiner Pensionierung vor sich hat, würde Metzger daher keine Aktieninvestments mehr empfehlen. «In diesem Fall eignet sich eine Einmaleinlage bei einer Lebensversicherung. Der Vorteil ist hierbei, dass man nach Ende der Laufzeit – die mindestens fünf Jahre beträgt – den Ertrag einkommensteuerfrei erhält», erklärt Thomas Metzger vom VermögensZentrum.

Für jüngere Anleger bietet sich auch der Abschluss einer Lebensversicherung an. «Einzelne Versicherungsgesellschaften haben den technischen Zinssatz noch nicht gesenkt», merkt der Pensionskassenberater Wechsler an. Die garantierte Rendite liegt über die gesamte Laufzeit bei 2,5 Prozent. Wenn man dann noch die Steuerersparnisse hinzurechnet, kommt man auf eine Rendite von vier Prozent. «Für einen 50-Jährigen wäre das eine sinnvolle Investition», ergänzt Wechsler. Für diese Alterklasse empfiehlt der Vorsorgeexperte, 50 Prozent in die Lebensversicherung zu investieren und die andere Hälfte in spekulativere Anlagen zu stecken. Beim Aktienkauf rät Wechsler, den Teil ausländischer Wertschriften überzugewichten. Zudem hält er eine Beimischung von Immobilienfonds für sinnvoll.

Von Investitionen in Anleihen rät Wechsler zurzeit ab: «Zinssteigerungen stehen bevor, und in diesem Fall wird man mit Obligationen Verluste einfahren.» An Stelle von Anleihen sollten Anleger ihr Geld besser in Geldmarktprodukten parken und abwarten, bis mehr Sicherheit über die Zinsentwicklung besteht. Dem 40-jährigen Anleger rät Wechsler, den Lebensversicherungsteil geringer als 50 Prozent zu wählen und einen grösseren Teil in Aktien anzulegen. «Generell sollte der Aktienanteil aber nicht mehr als die Hälfte des investierten Kapitals ausmachen», lautet Martin Wechslers Empfehlung.

Grundsätzlich gilt aber beim Sparen: Je früher man anfängt und je regelmässiger man einzahlt, desto erfolgreicher wird man sein Sparziel erreichen. «Wer fürs Alter 500 000 Franken zurücklegen will, kann dieses Ziel gut erreichen, wenn er noch 30 ist. Für einen 50-Jährigen wird es dagegen fast unmöglich», so Vermögensberater Metzger.

Barbara Köhler
Redaktorin Geld, barbara.koehler@bilanz.ch