Ein Drogentest bei ihren Top-Managern gehört eher zu den ungewöhnlichen Massnahmen einer Investmentbank. Doch das Chef-Duo des US-amerikanischen Geldhauses Jefferies, Richard B. Handler und Brian Friedmann, wusste sich nicht mehr anders zu helfen: zu wild kochten die Gerüchte und Beschuldigungen, die den Ruf ihres Instituts bedrohen.
Losgetreten hatte die Lawine die Ehefrau eines Top-Bankers, die mit ihrem Noch-Angetrauten im Scheidungsclinch liegt, berichtet die New York Times. Die Szenarien, die sie schildert, erinnern an den Hollywoodfilm «Wolf of the Wall Street», in dem Leonardo di Caprio einen drogenberauschten Investmentbanker spielt, der ohne Skrupel seine Kunden ausnimmt. Auch der Film basiert auf wahren Begebenheiten.
Kokain, Pilze, Heroin, Ecstasy
Die baldige Ex-Frau des Bankers liess ebenfalls kein Detail aus: Seitdem sie ihren Mann im Jahr 2000 kennengelernt hat, habe er «Alkohol, Kokain, und Pilze» konsumiert, ausserdem weitere Drogen wie Heroin und Ecstasy. Der Banker soll dabei in guter Gesellschaft gewesen sein: Die wütende Frau zählte zahlreiche weitere Angestellte der Bank auf, die ebenfalls Drogen genommen hätten. Doch damit nicht genug: Sie beschreibt ihren Mann als notorischen Fremdgänger, der Sex mit Prostitutierten habe. Einer der Räusche sollen in einem Partnertausches mit einem Klienten und seiner Freundin geendet haben.
Hinter den skandalträchtigen Offenbarungen steht ein knallharter Rosenkrieg. Der Banker hatte zuvor ein Video seiner Frau beim Koksen veröffentlicht, damit ihr das Sorgerecht für die zwei Kinder entzogen würde. Die Frau wiederum fordert bei der Scheidung sieben Millionen Dollar – und keilt von ihrer Seite aus.
Spontaner Drogentest bei Jefferies
Sowohl der beschuldigte Manager als auch sein Klient beteuern, dass Drogenrausch und Partnerwechsel nie geschehen seien. Auch die weiteren beschuldigten Jefferies-Mitarbeiter weisen den Konsum verbotener Substanzen von sich.
Die Chefetage wollte die Vorwürfe restlos ausräumen: Sie schritt zum spontanen Drogentest. Alle Ergebnisse seien negativ gewesen, gab sie später bekannt. Dennoch stellt sich die Frage, ob die Sache so einfach aus dem Weg zu schaffen ist. Denn die mutmasslichen Orgien sind das Gesprächsthema Nummer eins an der Wall Street – wohl auch, weil sie viele Befürchtungen über das Klima unter den Höchstverdienern zu bestätigen scheinen.
(me)