2019 sind mit Alcon, SoftwareOne und Stadler bekannte Unternehmen an die Schweizer Börse gekommen. Werden im nächsten Jahr weitere klingende Namen ein IPO in der Schweiz wagen?
Hält die gute Börsenstimmung, dürfte der Softwarehersteller Avaloq und die Immobilienplattform Crowdhouse sich dem Publikum öffnen. Kuoni könnte den Visadienstleister VSF und Metall Zug den Hausgerätehersteller V-Zug abspalten. Auch Selecta könnte einen erneuten Anlauf wagen.
Welchen drei Schweizer Unternehmen trauen Sie im kommenden Jahr ein überdurchschnittliches Abschneiden an der Börse zu – und von welchen Titeln raten Sie Anlegern ab?
Viel erwarten wir von Lonza (dank struktureller Trends in Pharma Biotech & Nutrition), Partners Group (Profiteur der Niedrigzinsen) und SIG Combibloc (Trend zu nachhaltigen Lösungen). Enttäuschungspotenzial sehen wir hingegen bei Alcon (hohe Erwartungen und Bewertung), Swatch (Konkurrenz bei Billiguhren) und Dufry (Wachstum).
Die Aktien der Techgiganten Apple, Alphabet, Amazon, Facebook und Microsoft haben die US-Börsenindizes im 2019 nach oben getrieben. Wird sich die Rally fortsetzen – obwohl die Konzerne immer stärker unter politischen Druck geraten?
Die Techkonzerne sind längst ins Visier der Wettbewerbsprüfer geraten und dürften in den USA auch zum Wahlkampfthema werden. Dennoch werden sie auch 2020 zu den Kursgewinnern zählen. Ihre starke Stellung bei künstlicher Intelligenz ist ein starker Wachstumstreiber. Eine Schwächung würde den Chinesen in die Hände spielen.
Wie wird sich der Euro-/Frankenkurs im kommenden Jahr entwickeln?
Die bereits lange andauernde Dollar-Stärke könnte wegen des hohen Zwillingsdefizits im Jahresverlauf zu Ende gehen. Dies hat auch Folgen bei anderen Währungspaaren: Ein stärkerer Euro dürfte dann auch zu einem schwächeren Franken gegenüber dem Euro führen.
Und was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte sonst noch?
Die Börsen haben zuletzt von einer Entspannung der politischen Risiken profitiert. Zu gross sollte die Freude aber nicht sein, denn sowohl beim Handelskonflikt als auch beim Brexit stehen in der nächsten Etappe weitere, schwierige Verhandlungen an.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die Nachrichtenlage wird zunächst freundlich sein. Doch nach den starken Zugewinnen ist vieles eingepreist. Die Vorlaufindikatoren stabilisieren sich, doch eine dynamische Erholung wird ausbleiben. Dies erlaubt jedoch eine lockere Geldpolitik, was derzeit für die Börsen wichtiger ist als Gewinnwachstum.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Nach einem Jahr der global starken Abkopplung von Kurs- und Gewinnentwicklung erwarten wir für den Schweizer Markt Zugewinne in Höhe des Wachstums der Unternehmensgewinne. Wenn sich der alljährliche Optimismus der Analysten entzaubert hat, liegt dies im einstelligen Bereich.
Das Interview wurde schriftlich geführt.