Headhunter Frank Henkel legt gern die Messlatte hoch. Verwaltungsräte, die ihren Posten nicht über Henkels Vermittlungsfirma VR-Pool bekommen hatten, bedachte er immer mal wieder mit negativen Kommentaren. Kaspar Villiger «verkauft seine Beziehungen» im Nestlé-VR, bescheinigte ihm Henkel im «Bund». Carolina Müller-Möhl sei bei Nestlé «Quoten- beziehungsweise Alibifrau», und ganz grundsätzlich gehe bei der VR-Besetzung «Prominenz immer noch vor Kompetenz». Und als Fred Kindle zum ABB-Chef ernannt wurde, bezweifelte Henkel in der «Berner Zeitung», dass Kindle für den Job der Richtige sei.
Die markigen Sprüche brachten dem 52-Jährigen mediale Aufmerksamkeit, aber offenbar keinen Erfolg im Vermittlungsbusiness – seine Firma VR-Pool Board Services ist im Konkursverfahren, die Gläubiger fanden kaum noch verwertbare Aktiven bei VR-Pool vor. Ihre Entscheidung steht an: Beschliessen sie, ihre Ansprüche weitgehend abzuschreiben, könnte das Konkursverfahren in wenigen Wochen abgeschlossen sein.
Aber auch privat steckt Henkel in der Finanzklemme. Laut Betreibungsauszug sieht er sich Forderungen in Höhe von 323 000 Franken gegenüber (siehe Betreibungsauszug auf Seite 21). Gegen diese Ansprüche, die seit mehreren Monaten erhoben werden, hat er keine Rechtsmittel eingelegt. Sie sind also unbestritten. Auch bezahlt hat er nicht. Ein Insider sagte gegenüber der BILANZ, er halte es für möglich, dass Henkel auf Grund dieser Betreibung in ein weiteres Konkursverfahren gehen müsse. Henkel selbst sagte auf Anfrage, es gehe ihm derzeit finanziell «besser denn je».
In der Tat – so richtig gut kann es Henkel in den zurückliegenden Jahren nicht gegangen sein. An seinem früheren Wohnort Herrliberg an der Zürcher Goldküste wurde Henkel seit April 2003 zweifach betrieben, vom Betreibungsamt unter den laufenden Nummern 9967 und 9968 geführt. Die Gesamtsumme lag bei über 61 000 Franken. Die Gläubiger sitzen in Düsseldorf, Henkel selber ist deutscher Staatsbürger. BILANZ hat den entsprechenden Registerauszug eingesehen. Daraus geht hervor, dass die Gläubiger ihr Geld nicht eintreiben konnten – die Betreibung wurde im Mai 2004 «mit gänzlichem oder teilweisem Verlust» erledigt.
Als Schuldner hat Henkel eine gewisse Karriere hinter sich. Mindestens zweimal ist bereits der Konkurs über ihn eröffnet worden. Im Mai 1997, damals wohnte Henkel in Ebertswil, leitete das Bezirksgericht Affoltern ein Verfahren ein. Der Grund waren nichtbezahlte Mietzinse für ein Haus in Zug. Der Konkursrichter musste das Verfahren schon einen Monat später «mangels Aktiven» wieder einstellen. 1999 lief zudem ein Konkursverfahren des Bezirksgerichts Bülach gegen Henkel. Damals amtierte er als Gesellschafter und Geschäftsführer der Pro Nota Service GmbH mit Sitz in Hausen am Albis. Die Pro Nota wollte Finanzmakler beraten und ausbilden, zeitweilig hatte Henkel seine damalige Frau Angelika Bühs Henkel als Gesellschafterin mit ins Boot geholt. Nachdem im März 2000 das Konkursverfahren geschlossen worden war, passierte nicht mehr viel. Vor zwei Jahren schliesslich wurde die Pro Nota von Amts wegen aufgelöst, weil ihr Domizil und Geschäftsführer abhanden gekommen waren.
Mit Domizilen hat Henkel offenbar so seine Probleme. Zweimal wurde er per gerichtliche Verfügung aus seiner Unterkunft gewiesen. Ein Bülacher Richter beschloss «unter Androhung von Zwangsvollstreckung», dass Henkel eine 4fi-Zimmer-Maisonnettewohnung in Embrach verlassen müsse (Aktenzeichen EU 980113). Er war nach dem festgelegten Auszugstermin in der Wohnung geblieben. Und in Ebertswil zwang ihn das Gericht, ein gemietetes Haus zu räumen (EU 970043), hier war er Mietzinse schuldig geblieben.
Hinweise auf eine prekäre Finanzausstattung Henkels finden sich auch in Wirtschaftsdatenbanken. Teledata Schweiz bewertete Henkels Kreditwürdigkeit mit einem knallroten «E» – der schlechtesten von fünf Stufen. Mit einer so schlechten Bonität hätten Fred Kindle, Carolina Müller-Möhl oder Kaspar Villiger ihre Posten in der Schweizer Wirtschaft wohl längst aufgeben müssen. DRU